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Montag, 26. Juli 2004
U- und S-Bahn-"Persönlichkeiten"
herr denes, 01:44Uhr
Nach der Beobachtung und Beschreibung eines U-Bahn-Weirdos in Berlin, hatte wirres den Wirren abgelichtet.
Spinner, Irre, Wirre und Andersfahrende sind in Berliner Bahnen nicht selten. Mir sind sie übrigens eine willkommene Abwechslung zu pöbelnden Jugendlichen, motzenden Rentnern und oft nervigen Laienmusikern.
Der Spiegel veröffentlicht im Januar 2003 in der Magazingeschichte "Eskalation der Gewalt" Fakten zu Psychopathen in Großstädten:
- Honigkuchenpferd [(c) ix]: Imitiert in U-Bahnen laut die Stationsansage kurz bevor sie vom Band ertönt. Lächelt dazu und hält sich die Hand wie einen Trichter vor den Mund. Ist öftres in begleitung einer älteren Frau unterwegs. "Nächster Bahnhof: Berliner Straße. Übergang zur U 7. Ausstieg links."
Zum Honigkuchenpferd schreiben:
janBerlin:
"Manchmal ist seine Mutter dabei, der das voll peinlich ist und die ihn laufend ermahnt, endlich aufzuhören. Worauf er sich ins Fäustchen lacht und noch mehr Details erzählt."
...und Jörg:
"Der Typ ist plattformübergreifend unterwegs: Ich hab ihn ein paar Mal in der S-Bahn getroffen. Bei der ersten Begegnung war die S-Bahn ab Zoo noch gesperrt und am Lehrter Bahnhof irgendwas: Beide aus mehreren Sätzen bestehende Ansagen kamen genau richtig getimed vor der echten Ansage und vollkommen fehlerfrei.
Bei der S-Bahn gibt es als Schmankerl obendrauf übrigends auch den Funkverkehr zwischen Abfertiger und Fahrer."
- Angus Hrmmhmm
Gesehen in der U 9. Ein etwa 1,65 großer Typ, obenrum mit Hemd und Krawatte, untenrum mit knappen old-school Fußball-hot-pants. Er trägt einen Jägerhut, hat einen Vollbart und sehr dunkle Augen. Die Arme trägt er verschränkt vor dem Körper. Er setzt sich jeweils sehr eng an seine Nachbarn. Jedes Mal, wenn Fahrgäste an ihm vorbei laufen, grummelt er sehr laut: "Ähem. Hrmmhmm. Ähemm."
- Koprolaliker 101
Vor allem gehört im 101er Bus. (Insofern eigentlich nicht in dieser Rubrik zu Hause.) Ein Mann mit Sweatshirt, "Vision Street Wear" steht drauf. Er setzt sich neben eine Oma und beginnt: Scheiße! Scheiße - Dreck! Fickpisse, Scheiße.
Fotze, Möse, Fotze, Scheiße, Ficke, Nille, Mist. Nach 5 Minuten steigt er wieder aus. Sein Verhalten ist ein Sympton des Tourette-Syndroms, eine relativ seltene Nebenerscheinung namens Koprolalie. Wer nicht weiß, dass die Beschimpfungen nicht persönlich gemeint sind sondern unwillkürlich geäußert werden, könnte schockiert sein. Ich habe mich gefragt, welcher kognitive Prozess die Kategorisierung von Lexemen als Schimpfwörter regelt. Und: Ob bei einem solchen Anfall das gesamte Schimpfwort- und Zoteninventar ausgesprochen wird.
WEITERE PERSÖNLICHKEITEN ERBETEN!
Spinner, Irre, Wirre und Andersfahrende sind in Berliner Bahnen nicht selten. Mir sind sie übrigens eine willkommene Abwechslung zu pöbelnden Jugendlichen, motzenden Rentnern und oft nervigen Laienmusikern.
Der Spiegel veröffentlicht im Januar 2003 in der Magazingeschichte "Eskalation der Gewalt" Fakten zu Psychopathen in Großstädten:
- Besonders prekär ist die Lage in der Hauptstadt, in der nach Schätzungen über 680 000 Menschen psychisch krank sein sollen, davon allein 34 000 schizophren. In Berlin wurde die Umstellung zur ambulanten Betreuung später als anderswo in Deutschland realisiert, mitten im finanziellen Niedergang der Stadt. Drei große Nervenheilanstalten wurden de facto geschlossen, knapp 4000 Psychiatrie-Betten in den Krankenhäusern gestrichen. Die Verweildauer der Patienten wurde von 69 auf 22 Tage gedrückt.
U- und S-Bahn-Persönlichkeiten
("Geistesgestörte" ist verachtend und viel zu wertend - ehrlich!)- Honigkuchenpferd [(c) ix]: Imitiert in U-Bahnen laut die Stationsansage kurz bevor sie vom Band ertönt. Lächelt dazu und hält sich die Hand wie einen Trichter vor den Mund. Ist öftres in begleitung einer älteren Frau unterwegs. "Nächster Bahnhof: Berliner Straße. Übergang zur U 7. Ausstieg links."
Zum Honigkuchenpferd schreiben:
janBerlin:
"Manchmal ist seine Mutter dabei, der das voll peinlich ist und die ihn laufend ermahnt, endlich aufzuhören. Worauf er sich ins Fäustchen lacht und noch mehr Details erzählt."
...und Jörg:
"Der Typ ist plattformübergreifend unterwegs: Ich hab ihn ein paar Mal in der S-Bahn getroffen. Bei der ersten Begegnung war die S-Bahn ab Zoo noch gesperrt und am Lehrter Bahnhof irgendwas: Beide aus mehreren Sätzen bestehende Ansagen kamen genau richtig getimed vor der echten Ansage und vollkommen fehlerfrei.
Bei der S-Bahn gibt es als Schmankerl obendrauf übrigends auch den Funkverkehr zwischen Abfertiger und Fahrer."
- Angus Hrmmhmm
Gesehen in der U 9. Ein etwa 1,65 großer Typ, obenrum mit Hemd und Krawatte, untenrum mit knappen old-school Fußball-hot-pants. Er trägt einen Jägerhut, hat einen Vollbart und sehr dunkle Augen. Die Arme trägt er verschränkt vor dem Körper. Er setzt sich jeweils sehr eng an seine Nachbarn. Jedes Mal, wenn Fahrgäste an ihm vorbei laufen, grummelt er sehr laut: "Ähem. Hrmmhmm. Ähemm."
- Koprolaliker 101
Vor allem gehört im 101er Bus. (Insofern eigentlich nicht in dieser Rubrik zu Hause.) Ein Mann mit Sweatshirt, "Vision Street Wear" steht drauf. Er setzt sich neben eine Oma und beginnt: Scheiße! Scheiße - Dreck! Fickpisse, Scheiße.
Fotze, Möse, Fotze, Scheiße, Ficke, Nille, Mist. Nach 5 Minuten steigt er wieder aus. Sein Verhalten ist ein Sympton des Tourette-Syndroms, eine relativ seltene Nebenerscheinung namens Koprolalie. Wer nicht weiß, dass die Beschimpfungen nicht persönlich gemeint sind sondern unwillkürlich geäußert werden, könnte schockiert sein. Ich habe mich gefragt, welcher kognitive Prozess die Kategorisierung von Lexemen als Schimpfwörter regelt. Und: Ob bei einem solchen Anfall das gesamte Schimpfwort- und Zoteninventar ausgesprochen wird.
WEITERE PERSÖNLICHKEITEN ERBETEN!
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