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Samstag, 16. April 2005
Eine Minute (14.4.2005): Der Wendepunkt
herr denes, 01:05Uhr
Es läuft nicht gut in den letzten Wochen. Der alte Schwung ist hin, das Selbstbewusstsein am Boden, die anderen haben mich überholt. Ich habe alles in Frage gestellt und auf ein Zeichen gewartet. Dann, heute, um 13:16 Uhr, kam das Zeichen: Bei meinem Lieblings-Zigarettenautomaten. Ich werfe wie gewohnt vier hart verdiente Euro in den Geldschacht, muss mich dafür demütigender Weise strecken und verfluche deswegen die 13-16-jährigen Raucher. Danach drücke ich beherzt und ohne auch nur eine Millisekunde zu zögern auf den Knopf meiner Marke. Was folgt, bezeichne ich nunmehr und nachgerade als den Wendepunkt. Es macht Rumms, Plock und wenig später noch mal Plock. Meine Hände spüren der Wahnvorstellung nach und finden den Beweis: Zwei Schachtel hat mir dieser liebe Automat zum Preis von einer ausgegeben. "Ich rauche gerne", der Slogan einer anderen Marke, geht mir sofort durch den Kopf, dann wird mir abwechselnd heiß und kalt. Ich denke an diese aufdringlichen Werbespots, in den Unternehmens-Berater beim Triumph in die Luft springen und dabei ihre Schuhsohlen aneinander schlagen. Ich weiß: Es wird besser in den nächsten Wochen, wenigstens doppelt so gut.
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Eine Minute (13.4.2005): Geschäftsidee für den Staat
herr denes, 00:54Uhr
Jetzt ist es endlich raus. Berlin und Brandenburg sehen wieder Land, Kinder, bald ist unsere Region wieder reich. Gerade noch chronisch pleite und scheinbar ohne Hoffnung hat Berlins Justizsenatorin Schubert ihren Plan gestartet. 60 Knackis aus dem Gefängnis Charlottenburg sollen in Containern untergebracht werden. Offizieller Grund: Zu wenig Platz. Die wahre Idee dahinter: Container! Fällt einem da nix auf? Genau, die Wiedergeburt der Big-Brother-Idee! Die schweren Brüder haben ohnehin eingeschränkte Persönlichkeits-Rechte. Und wer wollte nicht mal das Horrorszenario Haftstrafe hautnah erleben. Während vermutlich schon die Übertragungsrechte verhandelt werden, läuft in Brandenburg/Havel ein ähnliches Projekt. Der RBB ist zwar nicht an der Übertragung interessiert, aber RTL, SAT 1 und Co. wittern schon den neuen Quotenhit. „Die Containershow. Sichern Sie 100.000 Euro bei einem Bankraub und seien Sie mittendrin statt nur dabei.“
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Eine Minute (12.4.2005): Haste mal nen 1-Euro-Job
herr denes, 00:52Uhr
25 % Arbeitslosigkeit. Hat der amerikanische Sozialforscher Jeremy Rifkin schon vor sieben Jahren voraus gesagt. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ heißt das Buch. Die Zukunft, so glaubt er, ist ehrenamtliche Arbeit. Is ja nich schlecht die Idee, „Unser Land soll schöner werden“, gewissermaßen. Was können da nich für tolle Jobprofile entstehen. Denn die neuen 1-Euro-Jobs, die praktische Umsetzung der Ehrenamt-Idee, dürfen ja angeblich keine bestehenden Stellen ersetzen. Also, kreativ werden, Deutschland: Wie wäre es mit Bespaßern in Bahnhöfen und Bädern. Professionelle Gute-Laune-Macher, die Stimmung is eh so mies. Das kann man von einem Langzeit-Arbeitslosen schon erwarten, dass er so flexibel is. Oder was haltet Ihr von Ampel-Schauern. Verkehrsprobleme beobachten als 1-Euro-Job. Und dann müssen die Verkehrsamts-Leute nur noch die Ampel-Schaltungen korrigieren. Sehr gut ist auch die Idee, Papageien-Käfige in Innenstädten anzusiedeln, wie jetzt am neuen Ku’Damm-Eck. Das konnte bisher einfach nicht gemacht werden, weil die richtigen Leute dafür fehlten. Am nötigsten braucht 1-Euro-Kräfte aber eine andere Sparte: Die Politik.
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Eine Minute (11.4.2005): Härter als Bushido, verdorbener als Sido
herr denes, 00:51Uhr
Investigative Recherche ist nichts für FaktenFiktion? Falsch! Wir können auch über Zäune klettern, sensible Informationen gewinnen und dunkle Zusammenhänge aufspüren. So richtig dunkel wird’s bei Sido, dem Maskenmann und Bushido, dem Dirt-Rapper. „In dieser Konsequenz neu“ schreibt eine Musikjournalist über ihre Texte voller Fäkal- und Sexualsprache. Nochmal falsch, weiß FaktenFiktion! Die beiden haben sich nämlich inspirieren lassen, von einer derben Posse namens „Die 3 Besoffskis“ aus den frühen Neunzigern. Beweis gefälllig? Bitteschön: „Der Glöckner von Speyer hat blecherne Eier, was glaubt ihr wie das klimpert, wenn der einmal pimpert.“ (für Bushido/„Pussy“) Auch, was die Einstiegsverse anbelangt, haben die drei Besoffkis härtemäßig vorgelegt: „Bei uns ist schon mancher in der Kotze des anderen aufgewacht.“ (für „Sido mal die Drogen“) Das ist doch krass, konkret, die grandiose Vorlage dessen, was Sido, Azad und die anderen Bad-Boys adaptieren. Eine nun von Azad in „Judgement day“ kopierte Steilvorlage der Ur-Disser haben wir noch gefunden: „Jaja in Hollywood, da is der Puff kaputt, da gehen heut alle Nutten stempeln.“
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Eine Minute (8.4.2005): Werte-Unterricht
herr denes, 00:46Uhr
So wird das nix mehr. Mit den Schulen, den Schülern und der Gesellschaft in fünfzehn Jahren. Morgen diskutiert in Berlin die SPD über den neuen Werte-Unterricht und ob er nun neben oder statt Religion angeboten werden soll. Seit Wochen feuern die CDU und die Kirche den Streit noch an. Dabei ist die Grundidee vollkommen unreligiös. Brandenburger wissen schon lange: Der Berliner, vor allem der Berliner Junge an sich, is indiskutabel. Er rotzt auf den Bürgersteig, oh mein Gott. Er kommt zu spät zur Arbeit und auf Parties, Jesus! Der Berliner Junge rempelt Omis im Supermarkt an, das schwört er - zur Not auch auf die Bibel. Bei Gott er ist krass am dissen und vergisst dabei nich mal die guten Manieren, denn die hat ja nie gekannt. Oder ist Euch so teuflisch werteloses Verhalten schon mal in Cottbus, Perleberg oder gar Potsdam aufgefallen? Basic-Werte-Unterricht tut Not, meine Damen und Herren von der Politik, mit Religion hat das doch echt nichts zu tun, Kruzifix!
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Eine Minute (7.4.2005): Krawatte binden
herr denes, 00:45Uhr
An dieser Folge merkt man, dass es sich um eine Hörfunk-Kolumne handelt
Stopp: Zugehört! Ihr geht jetzt sofort zum Schrank, holt eure Krawatte raus und stellt euch vor den Spiegel. Zwanzig Sekunden habt Ihr dafür Zeit. Denn 2005 habt Ihr vielleicht vier Hochzeiten und ein Problem. In diesem Jahr gibt es deutlich mehr Hochzeiten als in 2004. Stand gestern in der Zeitung. Und Ihr dürft auch mitmachen. Aber bitte: Nur mit Schlips. Und da hamwa das Problem, Gleich nicht mehr. Denn jetzt gibt es Krawatte binden als Frühsport zum Mitmachen. Steht Ihr vor dem Spiegel? Den Binder in der Hand? Gut! Legt Euch die Krawatte so um den Hals, dass das breite Ende bis zur Gürtelschnalle reicht. Das schmale Ende liegt dabei unter dem breiten. Dann nehmt Ihr das breite Ende und schlagt es vor Eurem Brustkorb unter dem schmalen Ende durch und behaltet es gleich in der Hand. Jetzt kommt die schwierigste Stelle: Ihr macht mit dem breiten Ende eine Schlaufe über sich selbst. Und zwar auf der Seite, wo ihr es gerade unter dem schmalen Ende durchgeführt habt. Dann zieht ihr das breite Ende unter dieser Schlaufe durch zur anderen Seite. Oh Mann, nein! Wie sieht denn das aus? O.k.: Wenn Ihr ne Einladung bekommt zu ner Hochzeit – sagt einfach ab.
Stopp: Zugehört! Ihr geht jetzt sofort zum Schrank, holt eure Krawatte raus und stellt euch vor den Spiegel. Zwanzig Sekunden habt Ihr dafür Zeit. Denn 2005 habt Ihr vielleicht vier Hochzeiten und ein Problem. In diesem Jahr gibt es deutlich mehr Hochzeiten als in 2004. Stand gestern in der Zeitung. Und Ihr dürft auch mitmachen. Aber bitte: Nur mit Schlips. Und da hamwa das Problem, Gleich nicht mehr. Denn jetzt gibt es Krawatte binden als Frühsport zum Mitmachen. Steht Ihr vor dem Spiegel? Den Binder in der Hand? Gut! Legt Euch die Krawatte so um den Hals, dass das breite Ende bis zur Gürtelschnalle reicht. Das schmale Ende liegt dabei unter dem breiten. Dann nehmt Ihr das breite Ende und schlagt es vor Eurem Brustkorb unter dem schmalen Ende durch und behaltet es gleich in der Hand. Jetzt kommt die schwierigste Stelle: Ihr macht mit dem breiten Ende eine Schlaufe über sich selbst. Und zwar auf der Seite, wo ihr es gerade unter dem schmalen Ende durchgeführt habt. Dann zieht ihr das breite Ende unter dieser Schlaufe durch zur anderen Seite. Oh Mann, nein! Wie sieht denn das aus? O.k.: Wenn Ihr ne Einladung bekommt zu ner Hochzeit – sagt einfach ab.
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Eine Minute (6.4.2005): Graffiticopter
herr denes, 00:42Uhr
Erst hielt ich ihn für eine Halluzination. Es ist auch wirklich nich ganz einfach in Steglitz zu leben. Da kommt einem jedes Geräusch spanisch vor. Naja, meiner 76-jährigen Nachbarin kommt’s meistens türkisch vor. Aber das, was mein Gehör zwei Abende lang beschäftigt hat, war anders, war neu. Irgendwie konspirativ. Ein Hubschrauber-Geräusch, paramilitärisch. Den Rettungs-Hubschrauber des ADAC kennen wir ja hier – wo die Welt noch in Ordnung is. Ein gelber Freund, hä, mit wohlvertrautem Maschinen-Dröhnen. Aber dieser bedrohliche Propeller-Loop, mitten in der, na ja, Nacht – er hat mich verrückt gemacht. Ich habe in die Agentur-Meldungen geschaut: Sollte hier etwa endlich mal was los sein. Ich habe meine Freundin gefragt: „Hörst du ihn auch?“ Sie hat nix gehört. Aber dann, um 23.13 Uhr, und glaubts mir oder nicht, 32 Sekunden, habe ich ihn entdeckt: Einen grau-grünen Hubschrauber, der alle zwei Minuten über mein Haus geflogen ist. Ratlos schlaflos war ich vorher, schlaflos glücklich nachher: Endlich ist die weite Welt, das Verbrechen, nach Steglitz gekommen.
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Eine Minute (5.4.2005): Das Ende der Post, as we kow it
herr denes, 00:41Uhr
Schreib doch mal! Ich habs getan. Ganz retro, mit Füller und Tinte. Oldschool auf Papier, Büttenpapier, falls das jemand kennt. Ich habe mich doch tatsächlich an einen Tisch gesetzt und einen formvollendeten Brief geschrieben. Das alleine ist schon zweifach bemerkenswert: Ich hab nen Tisch, an dem kein Computer steht und ich kann noch per Hand schreiben. Nun habe ich also geistreiche Zeilen geschrieben, nette Worte, große Bögen. Und damit! Nur – Briefmarken hatte ich als Mail-Freak dann doch keine zur Hand. Ich geh also zum Postamt, schon mit 55 Cent in zwei Münzen vorbereitet. „Der Automat akzeptiert zur Zeit nur Zahlungen per GeldKarte.“ Dieses gescheiterte Prinzip mit e-Cash auf einem PIN. Es hat selbst mal „Eine Minute“ verdient. Aber, was solls. Ich versuche es am Schalter und nach nur neun Minuten Schlange stehen, bin ich dran. „Nee, Marken hamwanich, die gips drüben beim Sondermajken-Axionsstand.“ Ich habe den Brief zerrissen und den Text als Mail verschickt. Mit Bütten-Background.
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Eine Minute (4.4.2005): Der Motivator
herr denes, 00:40Uhr
Der Einstieg fehlt. Der richtige Anfang. Versteht Ihr nich? Warum, das alles. Ich mein jetzt ganz speziell das hier. Ich versuchs mal zu erzählen. Ronny hat mich auf die Idee gebracht. Ronny is so einer, der mitreißt. Er hat ja schon ne kleine Schacke, neigt zum Größenwahn. Besonders, wenn er erstma zwei Bier getrunken hat, der Ronny. Wenn dann ne Freundin auf ner Party erzählt, dass sie jetzt in der Freizeit-Theater-Gruppe is, sagt Ronny: „Ja geil, endgeil. Bleib da dran, Mareike, das passt. Ey, bewirb dich, anner Volksbühne, am Hans-Otto-Theater, ey, das bringst du.“ Dirk, unser etwas eingeschlafener Bekannter, hat Ronny mal dummer Weise berichtet, er habe kürzlich einen Anzug anprobiert. Da brüllt Ronny gleich: „Dirk, mein Mann, Dirk, voll stylish, Alter. Und ab dafür an die Börse, ey, der krasse Business-Style, Alter. Ich wusste immer, dass dus mal packen wirst.“ Wir haben schon immer unseren Spaß mit ihm. Ich auch. Ich hatte neulich erzählt, dass ich mich jeden Tag aufregen könnte.“ Und Ronny dann: „Logen, Benny, ab ins Radio, du brauchst ne eigene Kolumne.“
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NEU: Eine Minute (Intro)
herr denes, 00:38Uhr
Nach dem Misanthropen und den "1.000 Zeichen" gibt es eine neue Kolumne von herrn d.. Diesmal im eigenen Weblog und - wenn es geht - tagesaktuell. Um meine Wettkampfhärte zu beweisen, habe ich schon einmal knapp zwei Wochen durchgeschrieben.
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Wie es geht...
herr denes, 00:34Uhr
Stressige Wochen liegen hinter mir. Und das Ende des Volontariates, über das ich sehr gerne im eigens dafür gegründeten Blog berichtet habe.
Und was jetzt?
Seit Anfang April bin ich "Redakteur" beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Zugeordnet bin ich Radio FRITZ.
Ansonsten werde ich für einige andere Hörfunk-, Fernseh- und Online-Redaktionen arbeiten.
Wann hört man dich moderieren?
Gute Frage!
Und sonst so?
Beschäftigt mich gedanklich mein Plan, im Sommer bei der Tour de France im ARD-Camp zu hospitieren. Forza Basso!
Und was kann ich für dich tun?
Wir suchen gerade ne Wohnung. 3 Zimmer, ab 70 m², besser 80, in Friedenau, wo sonst. Bitte keine Altneubauten.
Und was jetzt?
Seit Anfang April bin ich "Redakteur" beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Zugeordnet bin ich Radio FRITZ.
Ansonsten werde ich für einige andere Hörfunk-, Fernseh- und Online-Redaktionen arbeiten.
Wann hört man dich moderieren?
Gute Frage!
Und sonst so?
Beschäftigt mich gedanklich mein Plan, im Sommer bei der Tour de France im ARD-Camp zu hospitieren. Forza Basso!
Und was kann ich für dich tun?
Wir suchen gerade ne Wohnung. 3 Zimmer, ab 70 m², besser 80, in Friedenau, wo sonst. Bitte keine Altneubauten.
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