8x Fake: Jack Kelley (USA Today)
herr denes, 13:40Uhr
Wieder einmal ein Pulitzer-Prämierter. In der Tradition von Janet Cooke lancierte der Auslandsreporter der USA Today jahrelang gefälschte Stories.
Jack Kelley (ex USA Today)
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt über Jack Kelley am 14. Mai:
Zuvor (22.April) hatte die Süddeutsche Zeitung den Fall zum Anlass genommen, die Fakedichte in den USA zu überblicken:
Stets interessant ist bei journalistischen Fälschungen die Stellungnahme der publizierenden Redaktion:
(Auszug vom 19.03.2004)
Die Ermittlungen im Fall Jack Kelley haben übrigens schon im Oktober 2003 begonnen.
Jack Kelley (ex USA Today)
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt über Jack Kelley am 14. Mai:
- "Mitte März streute sich die grösste amerikanische Tageszeitung «USA Today» Asche aufs Haupt und gab bekannt, dass einer ihrer Reporter, Jack Kelley, in mindestens acht grösseren Artikeln falsche Tatsachen vorgespiegelt hat. Ein Reporterteam der Zeitung hatte unter der Leitung von drei externen Medienveteranen während sieben Wochen über 700 Arbeiten des Übeltäters überprüft. Es fand heraus, dass Kelley Zitate und Material aus anderen Publikationen übernahm, in Vorträgen log und das Untersuchungsteam hinters Licht zu führen versuchte. Kelley verliess im Januar die Zeitung. Vor einem Jahr hatte auch die «New York Times» einen ihrer Reporter, Jayson Blair, wegen wiederholter Fälschungen entlassen. Doch im Gegensatz zu Blair handelt es sich bei Kelley nicht um einen jungen, charakterlich ungefestigten Mann, sondern um einen 43-jährigen Mitarbeiter, der während 21 Jahren für «USA Today» gearbeitet hat."
Zuvor (22.April) hatte die Süddeutsche Zeitung den Fall zum Anlass genommen, die Fakedichte in den USA zu überblicken:
- "Manchmal geraten Reporter ins Schwärmen. Dann erzählen sie die abenteuerlichsten Geschichten: Wie zum Beispiel der später noch bekannter gewordene Investigateur Gerd Heidemann an einer Hotelbar in Kenia einst neue Bürgerkriegsopfer bestellte, weil die Fotos für die Heimatredaktion einfach nicht frisch genug aussahen. Alte Geschichten, und natürlich glatt erfunden. Reporter arbeiten nämlich seriös. "Drei Männer saßen vor ihrer Pizza, als sie aus dem Stuhl geschleudert wurden. Als sie wieder auf dem Boden aufschlugen, war bei jedem der Kopf vom Körper getrennt und rollte die Straße hinunter." Nicht gut genug? "Ihre Augen blinzelten immer noch."
Der Autor dieser feinen Prosa heißt Jack Kelley und hat USA Today, die größte Zeitung der USA, über zehn Jahre mit aufregenden Geschichten von den Kriegsschauplätzen der Welt beliefert. Er ließ sich von den albanischen Freischärlern anheuern; war dabei, als sechs Kubaner bei der Flucht ertranken und schilderte einen Selbstmordanschlag in einer Pizzeria in Jerusalem. Kelley wurde heftig beneidet von den Kollegen und mehrfach für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen. Da sich die Zweifel dann doch ungebührlich mehrten, wurde Kelley im Januar entlassen. USA Today gab eine unabhängige Untersuchung in Auftrag, deren Ergebnis offenbar so katastrophal ausfiel, dass nun Chefredakteurin Karen Jurgensen zurücktrat.
Schon vor einem Jahr erlebte die New York Times ihren Skandal, als sie den Reporter Jayson Blair entlassen musste, der nirgends hinfuhr, sondern seine Geschichten lieber gleich erfand. Kelley brillierte mehr in Lokalkolorit. In den Redaktionen zeigt man sich vorschriftsmäßig beknirscht. Der Kampf um die exklusive Geschichte geht weiter."
Stets interessant ist bei journalistischen Fälschungen die Stellungnahme der publizierenden Redaktion:
(Auszug vom 19.03.2004)
- "How USA TODAY is conducting the investigation
A team of reporters spent seven weeks examining the work of former USA TODAY reporter Jack Kelley. The reporters read about 720 stories Kelley filed from 1993 through 2003. Each of the stories was read and discussed by at least two members of the team. Hundreds were relatively routine news reports. But about 150 stories stood out to the group for a variety of reasons.
At least 56 were based on exclusive, eyewitness reports, usually reported overseas. Dozens cited anonymous intelligence officials. Others were human-interest stories that offered poignant details about the suffering of war, illness and oppression. In at least 10 cases, Kelley wrote that he watched someone die.
To verify the stories, members of the team interviewed dozens of people; reviewed scores of Kelley's expense reports; traveled to Cuba, Israel and Jordan; scoured records from Kelley's hotel, mobile and office phones; reread transcripts of speeches Kelley gave; ran at least 150 stories through plagiarism-detection software; and examined the contents of the laptop computer Kelley was issued by the company. Phone records were incomplete, and most of the documents on the laptop had been deleted before Kelley left the newspaper in January.
Three veteran journalists from outside the paper — Bill Hilliard, Bill Kovach and John Seigenthaler — monitored the process and spent about 20 hours interviewing Kelley about his stories and the newsroom culture at USA TODAY. The transcripts of those interviews were shared with the team. Seigenthaler is the founding editorial director of USA TODAY. Hilliard is former editor of The Oregonian in Portland, Ore. Kovach is chairman of the Committee of Concerned Journalists, a group devoted to discussing journalism's future.
Members of the team, which continues to examine Kelley's work, are: John Hillkirk, editor; Michael Hiestand, Kevin McCoy, Blake Morrison, Rita Rubin and Julie Schmit, reporters; Ruth Fogle and Tom Ankner, researchers."
Die Ermittlungen im Fall Jack Kelley haben übrigens schon im Oktober 2003 begonnen.
Sonntag, 23. Mai 2004, 13:40, von herr denes |
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