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Berlin - Di, 20.05.2025, 04:21

Der Linguist hat das Wort
herr denes, 17:19Uhr
Es ist keine Überraschung:
    SPIEGEL-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück

    Die Axel Springer AG und der SPIEGEL-Verlag kehren in ihren Print- und Online-Publikationen zur klassischen deutschen Rechtschreibung zurück. Gleichzeitig richten die Verlage einen Appell an andere Medienunternehmen sowie an die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen.

    Quelle: Spiegel Online
Was ich davon halte? Als Linguistikabsolvent habe ich dazu eine vielschichtige Meinung. Ich sehe die Initiative als Politikum. Der Versuch einer urdeutschen (im schlechten Sinne) Revolution. Die BILD versucht seit Jahren die Regierung zu stürzen und demonstriert ihre Macht, der SPIEGEL war schon immer gegen die Rechtschreibreform. Übertrieben? Mag sein. Aber es gefällt mir nicht, wie bestehende Übereinkünfte (wie die Schreibung unseres wichtigsten sozialen Instrumentes) gebrochen werden. Natürlich herrscht Meinungs- und Schreibweisenfreiheit, doch ist es nicht ein schlechtes Signal an die Menschen, ungeliebte Regeln einfach abzuschaffen?

Vergleichen Sie selbst:

PRO und CONTRA.

Ich beherrsche beide Formen, weil ich meine Beiträge für deutsche Medien in neuer und für den österreichischen EVOLVER meist in traditioneller Rechtschreibung verfasse. Ich hatte selten Probleme mit den Kommaregeln beim erweiterten Infinitiv mit "zu", bei der Wortorthografie und bei Zusammen- und Getrenntschreibung. Ich kenne aber viele Menschen, denen es so ging. Sie haben in der Regel noch nicht einmal bemerkt, dass sie nach alter Rechtschreibung Fehler gemacht haben.

Die Kulturmaschinerie, renitente Autoren und Professoren haben mit ihrer Boykotthaltung erst dafür gesorgt, dass die Hybride aus alter und neuer Orthografie aufgekommen sind. Dass Schüler und Lehrer verunsichert wurden. Und dass es bis heute möglich ist, sogar Hochschularbeiten noch in alter Rechtschreibung zu verfassen.

Mit der Rechtschreibreform fing das Zeitalter der Veränderungen an. So viel Widerstand, so viele destruktive Kritik und derartig wenig Beschäftigung mit der Sache an sich ("Warum kann es nicht bleiben, wie es war?") wie der neuen Rechtschreibung entgegnet wurden, haben auch viele der anderen Modernisierungsversuche danach zu überstehen (gehabt). Von den heute unter 30-Jährigen möchte eine Mehrheit (rund 55 % laut EMNID im Juni 2004) die neue Rechtschreibung beibehalten. Dieser Altersgruppe kommen auch die meisten der Sozialreformen zugute. Deutlich geringer ist bei ihnen folglich auch die Ablehnung gegenüber der Agenda 2010. Ich habe Sorgen. Vor allem die, dass dieses Land von Miesmachern und Besitzstandswahrern zurück geworfen wird. Ich habe aber auch Hoffnungen. Ich hoffe zum Beispiel, dass die Mehrheit der Deutschen endlich auch einmal die Courage hat, die BILD-Zeitung für ihre verantwortungslose Miesmacherei abzustrafen.

Ich bin für die neue Rechtschreibung. Mehr Argumente gibt es bei Le pseudo-teil.
Freitag, 6. August 2004, 17:19, von herr denes | |comment

 
kid37, Freitag, 6. August 2004, 22:00
Nur ganz kurz, bin grad auf dem Sprung: 55 Prozent sind keine wirkliche "Mehrheit" für so eine Sache. Lassen wir mal mögliche Enthaltungen weg, dann ist auch fast die Hälfte dagegen. (Als ob Umfragen mich je überzeugt hätten ;-))

Ich finde es selbstredend gut, daß die "Gräuel" möglicherweise bald ein Ende haben und ich nie mehr allein stehend sein muß.

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herr denes, Samstag, 7. August 2004, 01:20
Nice!
Lieber kid,

willkommen bei FaktenFiktion.
Woher soll denn - bei so viel Lobbyismus - eine größere Mehrheit kommen. Und wie viele der Teens von heute erkennen die "Greuel"?

Aus ästhetischer Sicht magst du recht haben, mir gefallen viele alte Schreibweisen auch besser. Das kann aber nicht davon ablenken, dass die neue Orthografie mögliche Fehlerquellen reduziert.

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