Eine Minute (6.4.2005): Graffiticopter
herr denes, 00:42Uhr
Erst hielt ich ihn für eine Halluzination. Es ist auch wirklich nich ganz einfach in Steglitz zu leben. Da kommt einem jedes Geräusch spanisch vor. Naja, meiner 76-jährigen Nachbarin kommt’s meistens türkisch vor. Aber das, was mein Gehör zwei Abende lang beschäftigt hat, war anders, war neu. Irgendwie konspirativ. Ein Hubschrauber-Geräusch, paramilitärisch. Den Rettungs-Hubschrauber des ADAC kennen wir ja hier – wo die Welt noch in Ordnung is. Ein gelber Freund, hä, mit wohlvertrautem Maschinen-Dröhnen. Aber dieser bedrohliche Propeller-Loop, mitten in der, na ja, Nacht – er hat mich verrückt gemacht. Ich habe in die Agentur-Meldungen geschaut: Sollte hier etwa endlich mal was los sein. Ich habe meine Freundin gefragt: „Hörst du ihn auch?“ Sie hat nix gehört. Aber dann, um 23.13 Uhr, und glaubts mir oder nicht, 32 Sekunden, habe ich ihn entdeckt: Einen grau-grünen Hubschrauber, der alle zwei Minuten über mein Haus geflogen ist. Ratlos schlaflos war ich vorher, schlaflos glücklich nachher: Endlich ist die weite Welt, das Verbrechen, nach Steglitz gekommen.
Samstag, 16. April 2005, 00:42, von herr denes |
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