Faction: Inländerhass (1999)
herr denes, 20:51Uhr
Der Major gibt Mandy noch eine Zigarette aus dem kalbsledernen Etui, öffnet sein Benzinfeuerzeug und sagt zu ihr in reinstem Sächsisch: "Rooch ärscht mö eene!" Die blonde Raucherin nimmt einen tiefen Zug, verdreht ihr linkes Auge und atmet danach tief auf. "Isch habs jeschafft. Ey, zwee Stünden im Westen, ey, isch habs jeschafft." Endlich wieder im Osten angelangt, der Major ist stolz auf seine Freundin. Die beiden wohnen in Hellersdorf, einer großen Plattenbausiedlung am östlichen Stadtrand von Berlin. Für Sachsen ist die deutsche Hauptstadt zu einem gefährlichen Pflaster geworden, aber nicht nur für sie.
In den Medien spielt das Thema noch keine Rolle, die Polizei belächelt es, weist aber auch hinter vorgehaltener Hand auf "eine gewisse Dunkelziffer" hin. Aber auf den Straßen Berlins hat es sich herumgesprochen - es gibt eine neue Tendenz proletarischer Gewalttätigkeit: die Ostländerfeindlichkeit. In den letzten vier Monaten ereigneten sich im Westen der Stadt über zwanzig gewalttätige Straftaten gegen Bürger aus den neuen Bundesländern oder Menschen, die für solche gehalten wurden.
Eine offizielle Chronik über diese Ereignisse gibt es nicht, aber der Major, wie sie den arbeitslosen Schlosser Detlev Manske hier "in der Platte" nennen, hat sie alle im Kopf. Seine Telefonnummer steht unter einer Annonce, die täglich im größten Boulevardblatt des Berliner Ostens geschaltet ist. In der Anzeige werden Ostdeutsche, die von gewalttätigen Jugendlichen im Westteil der Stadt schikaniert oder angegriffen worden sind, dazu aufgefordert, die entsprechenden Vorfälle an Manske zu melden; im Gegenzug verspricht dieser eine psychologische Nachbetreuung. Mandy ist schon zum zweiten Mal beim Major, diesmal ist ihr "so direkt nichts" passiert, doch sie fühlte sich beim Fahrradfahren durch den Innenstadtbezirk Charlottenburg "irgendwie beobachtet und gejagt". An einer Ampel, erzählt Mandy, hätte ihr ein Autofahrer durch das herunter gekurbelte Seitenfenster gesagt: "Na, wie fühlt man sich als Sachse? He?" Mandy kann sich nicht erklären, woher diese Leute wissen, daß sie aus Mitteldeutschland käme, wie sie es ausdrückt. Manske hat dafür seine eigene Theorie: "Dit iss ja nüscht Ethnölogisches. Die gehen ooch nürr nochm wie de ussschaust. Weeßte von den Wangenknochen her, der Münd, die Öhrn. Da iss doch jeeda Hellblonde mit kurzen Haaren ein Ossi bei den Schweinen!" echauffiert sich der Major. "S´wird ja ooch imma schlümma, na? Merr hoben schön die Knie jeschlockert, wie isch mit meene Fomilie neulüsch üban Ku´damm jeloofen bin. Die Blicke von denen. Das sind doch eh fast nühur von die Ohslänner!"
Tatsächlich nimmt die Gewalt gerade gegen blonde Sachsen in den letzten Monaten immens zu. Manske freut sich, daß die Medien endlich auch auf dieses Thema zu sprechen kommen. "Immer nur, wenn die Türken oder Araber oder wasweißichwer was aufs Maul kriegen, da ist das Geschrei groß. Das kann doch aber nicht sein. Immerhin sind wir doch Deutsche!" empört sich der Major, dessen Sächsisch inzwischen eine Intensität erreicht hat, die sich graphisch nicht mehr realisieren läßt. Mandy klopft ihm auf die Schulter und verläßt die zwei Zimmer große Wohnung Manskes wieder. Sie hat sich scheinbar beruhigt. Gelegenheit für Manske, etwas über die Fälle ostländerfeindlicher Gewalt zu erzählen, von denen er in den letzten Monaten gehört hat: "Der bisher dramatischste Zwischenfall ereignete sich im Spätsommer in Wedding, als zwei Jungs hier aus Hellersdorf von einer Gruppe Westberliner Jugendlicher angegriffen wurden. Die beiden Jungs wurden übelst vermöbelt, der eine von ihnen hat bis heute Sehstörungen." Die Frage, warum sie zusammengeschlagen wurden, kann Manske auch nicht beantworten, er kennt aber das Lager, aus dem die Gewalttäter kamen: "Die Jungs haben erzählt, daß die Täter die blau-roten Jacken anhatten, mit dem Apfelaufnäher, und zu weite Hosen. Das waren mit Sicherheit Mixheads!"
Manske phantasiert nicht. In einigen Teilen der Westbezirke gibt es tatsächlich Jugendliche, die sich "Mixheads" nennen, eine Hälfe des Kopfes kahlgeschoren haben und auf der anderen lange Haare tragen. Sie sind die radikale Spitze einer ostländerfeindlichen Stimmung, die sich schon seit Jahren unter vielen Westdeutschen breitgemacht hat. Mixheads sind für eine heterogene Gesellschaft, für Schwule, Behinderte, Ausländer als gleichberechtigte Gruppen und gegen intolerante Ostdeutsche. Das Schlimme an den Mixheads ist, daß sie sich vor ihren Gewalttaten nicht die Mühe machen, herauszufinden, ob die Opfer wirklich Schläge verdient haben. Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache an sich, daß sie brutal vorgehen.
"Mit 14 Stichen mußte Falk Heidrich genähnt werden, nur weil er so ein anatolisches Muttchen im Supermarkt beim Klauen erwischt hat. Dafür haben ihm diese Verbrecher das Auge eingeschlagen. Die Frau hat alles in eine Tüte gesteckt, statt sich wie ein normaler Mensch einen Einkaufswagen zu nehmen. Da sagt ihm die Olle noch, daß sie kein Markstück für den Einkaufswagen hatte, da frag ich Sie, wie soll sie dann den Einkauf bezahlen? So sind sie, unsere lieben ausländischen Mitbürger. Das stelle man sich mal vor: Dafür, daß er solche Zustände aufdeckt, wird er zusammengeschlagen, in welchem Land leben wir eigentlich? Falk hat schon gesagt, den sieht Schöneberg nicht mehr." Schöneberg ist auch ein Westbezirk und zudem eine Hochburg von Mixheads. Sie treffen sich in konspirativen Kneipen, in denen vornehmlich jamaikanische Reggae-Musik oder Straight-Edge-Hardcore läuft. Im Gegensatz zu anderen Extremisten fehlt den Mixheads allerdings eine parteiliche Organisation. Dieses Umstand findet nicht nur Manske positiv, denn so fehlt den Halbglatzen das Geld für größer angelegte Aktionen gegen Ostdeutsche.
Standortwechsel. Vom äußersten Osten Berlins ins Zentrum, in die Akazienstraße in Berlin- Schöneberg. An einer Häuserwand lehnen zwei Mixheads. David und Francis seien ihre Namen, verraten sie. Sie verkaufen ostländerfeindliches Propagandamaterial wie Stadtpläne, in denen die Mauer wieder eingezeichnet ist und T- Shirts, auf denen "Sachsen raus!" steht. Die beiden sind vielleicht zwanzig Jahre alt und lachen permanent. Man sieht ihnen ihre Gefährlichkeit nicht an; sie wirken, als wären sie noch Pennäler. Von der Teilung des Landes dürften sie nicht mehr viel mitbekommen haben. Auf Nachfragen, ob es die Devotionalien auch in einem Ladengeschäft zu kaufen gäbe, erklärt David: "Nicht so direkt! Verstehste, das ist ja nicht ganz unproblematisch. Von wegen Staatsschutz, Racheakte." Wofür sich Leute rächen wollten, will keiner der beiden beantworten, das wisse man eben oder nicht. Und auf die Frage, warum sie so seien, antwortet David: "Wie sind wir denn? Bewegt eure Journalistenärsche zurück in den Scheißosten!"
Diese Reaktion ist nur allzu verständlich, haben die Mixheads doch große Angst davor, ins Visier der Medienbranche zu gelangen. Ihre Chancen seien größer, wenn sie unbemerkt blieben, erklärt Francis zum Abschied und gibt einem Passanten ein blaurotes Flugblatt. "Alle Ausländer nach Westdeutschland!" steht darauf geschrieben und ein Termin bei einem Bundestagsabgeordneten des Bezirks. Ein paar Straßen weiter liegt das Büro dieses Abgeordneten, der weder namentlich noch über seine Parteizugehörigkeit genannt werden will. Er erklärt einen der Hauptpläne der Mixhead-Bewegung: "Die Apfelstrategie - daher auch das Logo der Aktivisten. Wir wollen die Ostdeutschen nur noch unter ihresgleichen leben lassen, damit die Ausländerfeindlichkeit endgültig ad absurdum geführt wird", beschreibt der Politiker die diffusen Ideen einer Gruppe gewaltbereiter Chaoten. Von ihren brutalen Straftaten will der Volksvertreter nichts wissen: "Glauben Sie nicht, was Ihnen die Ostler erzählen. Die wollen doch nur von den Medien hofiert werden. Kann sein, daß da mal ein paar häßliche Worte gefallen sind, aber mehr auch nicht." An die Ereignisse, über die Manske berichtet hat, glaubt der aus Moers/Nordrhein-Westfalen stammende Bundestagsabgeordnete nicht. "Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der den Spitznamen 'Major' erhalten hat? Nach der Stasi-Auflösung mußte der sich eine neue Betätigung suchen. Immer schön archivieren, das können sie!" Der Mann macht nicht den Eindruck, als würde er sich schützend vor einen Ostdeutschen stellen, wenn dieser in seiner Anwesenheit von Mixheads geschlagen würde. Diese Haltung scheint bezeichnend für die Ignoranz oder gar das Wohlwollen, mit denen viele Vertreter der Gesellschaft diese neue Bewegung betrachten.
In Deutschland gibt es - als hätten wir nicht schon genug davon - also ein neues Problem. Nach mittlerweile zehn Jahren Deutscher Einheit haben sich die Menschen aus den beiden Teilen des Landes nicht angenähert, sich nicht verstehen und geschweige denn lieben gelernt. Natürlich gibt es einige Ausnahmen, aber auf der Straße wird immer mehr eine andere Sprache gesprochen, die primitivste, die Menschen überhaupt als Ausdrucksmittel haben: pure Gewalt. Der Westen hat sich an den rechtsextremen Schlägern in der ostdeutschen Provinz ein schlechtes Beispiel genommen und hat nun in Form der Mixheads seine eigene Jugendkrise. Quo vadis, Germania?
In den Medien spielt das Thema noch keine Rolle, die Polizei belächelt es, weist aber auch hinter vorgehaltener Hand auf "eine gewisse Dunkelziffer" hin. Aber auf den Straßen Berlins hat es sich herumgesprochen - es gibt eine neue Tendenz proletarischer Gewalttätigkeit: die Ostländerfeindlichkeit. In den letzten vier Monaten ereigneten sich im Westen der Stadt über zwanzig gewalttätige Straftaten gegen Bürger aus den neuen Bundesländern oder Menschen, die für solche gehalten wurden.
Eine offizielle Chronik über diese Ereignisse gibt es nicht, aber der Major, wie sie den arbeitslosen Schlosser Detlev Manske hier "in der Platte" nennen, hat sie alle im Kopf. Seine Telefonnummer steht unter einer Annonce, die täglich im größten Boulevardblatt des Berliner Ostens geschaltet ist. In der Anzeige werden Ostdeutsche, die von gewalttätigen Jugendlichen im Westteil der Stadt schikaniert oder angegriffen worden sind, dazu aufgefordert, die entsprechenden Vorfälle an Manske zu melden; im Gegenzug verspricht dieser eine psychologische Nachbetreuung. Mandy ist schon zum zweiten Mal beim Major, diesmal ist ihr "so direkt nichts" passiert, doch sie fühlte sich beim Fahrradfahren durch den Innenstadtbezirk Charlottenburg "irgendwie beobachtet und gejagt". An einer Ampel, erzählt Mandy, hätte ihr ein Autofahrer durch das herunter gekurbelte Seitenfenster gesagt: "Na, wie fühlt man sich als Sachse? He?" Mandy kann sich nicht erklären, woher diese Leute wissen, daß sie aus Mitteldeutschland käme, wie sie es ausdrückt. Manske hat dafür seine eigene Theorie: "Dit iss ja nüscht Ethnölogisches. Die gehen ooch nürr nochm wie de ussschaust. Weeßte von den Wangenknochen her, der Münd, die Öhrn. Da iss doch jeeda Hellblonde mit kurzen Haaren ein Ossi bei den Schweinen!" echauffiert sich der Major. "S´wird ja ooch imma schlümma, na? Merr hoben schön die Knie jeschlockert, wie isch mit meene Fomilie neulüsch üban Ku´damm jeloofen bin. Die Blicke von denen. Das sind doch eh fast nühur von die Ohslänner!"
Tatsächlich nimmt die Gewalt gerade gegen blonde Sachsen in den letzten Monaten immens zu. Manske freut sich, daß die Medien endlich auch auf dieses Thema zu sprechen kommen. "Immer nur, wenn die Türken oder Araber oder wasweißichwer was aufs Maul kriegen, da ist das Geschrei groß. Das kann doch aber nicht sein. Immerhin sind wir doch Deutsche!" empört sich der Major, dessen Sächsisch inzwischen eine Intensität erreicht hat, die sich graphisch nicht mehr realisieren läßt. Mandy klopft ihm auf die Schulter und verläßt die zwei Zimmer große Wohnung Manskes wieder. Sie hat sich scheinbar beruhigt. Gelegenheit für Manske, etwas über die Fälle ostländerfeindlicher Gewalt zu erzählen, von denen er in den letzten Monaten gehört hat: "Der bisher dramatischste Zwischenfall ereignete sich im Spätsommer in Wedding, als zwei Jungs hier aus Hellersdorf von einer Gruppe Westberliner Jugendlicher angegriffen wurden. Die beiden Jungs wurden übelst vermöbelt, der eine von ihnen hat bis heute Sehstörungen." Die Frage, warum sie zusammengeschlagen wurden, kann Manske auch nicht beantworten, er kennt aber das Lager, aus dem die Gewalttäter kamen: "Die Jungs haben erzählt, daß die Täter die blau-roten Jacken anhatten, mit dem Apfelaufnäher, und zu weite Hosen. Das waren mit Sicherheit Mixheads!"
Manske phantasiert nicht. In einigen Teilen der Westbezirke gibt es tatsächlich Jugendliche, die sich "Mixheads" nennen, eine Hälfe des Kopfes kahlgeschoren haben und auf der anderen lange Haare tragen. Sie sind die radikale Spitze einer ostländerfeindlichen Stimmung, die sich schon seit Jahren unter vielen Westdeutschen breitgemacht hat. Mixheads sind für eine heterogene Gesellschaft, für Schwule, Behinderte, Ausländer als gleichberechtigte Gruppen und gegen intolerante Ostdeutsche. Das Schlimme an den Mixheads ist, daß sie sich vor ihren Gewalttaten nicht die Mühe machen, herauszufinden, ob die Opfer wirklich Schläge verdient haben. Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache an sich, daß sie brutal vorgehen.
"Mit 14 Stichen mußte Falk Heidrich genähnt werden, nur weil er so ein anatolisches Muttchen im Supermarkt beim Klauen erwischt hat. Dafür haben ihm diese Verbrecher das Auge eingeschlagen. Die Frau hat alles in eine Tüte gesteckt, statt sich wie ein normaler Mensch einen Einkaufswagen zu nehmen. Da sagt ihm die Olle noch, daß sie kein Markstück für den Einkaufswagen hatte, da frag ich Sie, wie soll sie dann den Einkauf bezahlen? So sind sie, unsere lieben ausländischen Mitbürger. Das stelle man sich mal vor: Dafür, daß er solche Zustände aufdeckt, wird er zusammengeschlagen, in welchem Land leben wir eigentlich? Falk hat schon gesagt, den sieht Schöneberg nicht mehr." Schöneberg ist auch ein Westbezirk und zudem eine Hochburg von Mixheads. Sie treffen sich in konspirativen Kneipen, in denen vornehmlich jamaikanische Reggae-Musik oder Straight-Edge-Hardcore läuft. Im Gegensatz zu anderen Extremisten fehlt den Mixheads allerdings eine parteiliche Organisation. Dieses Umstand findet nicht nur Manske positiv, denn so fehlt den Halbglatzen das Geld für größer angelegte Aktionen gegen Ostdeutsche.
Standortwechsel. Vom äußersten Osten Berlins ins Zentrum, in die Akazienstraße in Berlin- Schöneberg. An einer Häuserwand lehnen zwei Mixheads. David und Francis seien ihre Namen, verraten sie. Sie verkaufen ostländerfeindliches Propagandamaterial wie Stadtpläne, in denen die Mauer wieder eingezeichnet ist und T- Shirts, auf denen "Sachsen raus!" steht. Die beiden sind vielleicht zwanzig Jahre alt und lachen permanent. Man sieht ihnen ihre Gefährlichkeit nicht an; sie wirken, als wären sie noch Pennäler. Von der Teilung des Landes dürften sie nicht mehr viel mitbekommen haben. Auf Nachfragen, ob es die Devotionalien auch in einem Ladengeschäft zu kaufen gäbe, erklärt David: "Nicht so direkt! Verstehste, das ist ja nicht ganz unproblematisch. Von wegen Staatsschutz, Racheakte." Wofür sich Leute rächen wollten, will keiner der beiden beantworten, das wisse man eben oder nicht. Und auf die Frage, warum sie so seien, antwortet David: "Wie sind wir denn? Bewegt eure Journalistenärsche zurück in den Scheißosten!"
Diese Reaktion ist nur allzu verständlich, haben die Mixheads doch große Angst davor, ins Visier der Medienbranche zu gelangen. Ihre Chancen seien größer, wenn sie unbemerkt blieben, erklärt Francis zum Abschied und gibt einem Passanten ein blaurotes Flugblatt. "Alle Ausländer nach Westdeutschland!" steht darauf geschrieben und ein Termin bei einem Bundestagsabgeordneten des Bezirks. Ein paar Straßen weiter liegt das Büro dieses Abgeordneten, der weder namentlich noch über seine Parteizugehörigkeit genannt werden will. Er erklärt einen der Hauptpläne der Mixhead-Bewegung: "Die Apfelstrategie - daher auch das Logo der Aktivisten. Wir wollen die Ostdeutschen nur noch unter ihresgleichen leben lassen, damit die Ausländerfeindlichkeit endgültig ad absurdum geführt wird", beschreibt der Politiker die diffusen Ideen einer Gruppe gewaltbereiter Chaoten. Von ihren brutalen Straftaten will der Volksvertreter nichts wissen: "Glauben Sie nicht, was Ihnen die Ostler erzählen. Die wollen doch nur von den Medien hofiert werden. Kann sein, daß da mal ein paar häßliche Worte gefallen sind, aber mehr auch nicht." An die Ereignisse, über die Manske berichtet hat, glaubt der aus Moers/Nordrhein-Westfalen stammende Bundestagsabgeordnete nicht. "Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der den Spitznamen 'Major' erhalten hat? Nach der Stasi-Auflösung mußte der sich eine neue Betätigung suchen. Immer schön archivieren, das können sie!" Der Mann macht nicht den Eindruck, als würde er sich schützend vor einen Ostdeutschen stellen, wenn dieser in seiner Anwesenheit von Mixheads geschlagen würde. Diese Haltung scheint bezeichnend für die Ignoranz oder gar das Wohlwollen, mit denen viele Vertreter der Gesellschaft diese neue Bewegung betrachten.
In Deutschland gibt es - als hätten wir nicht schon genug davon - also ein neues Problem. Nach mittlerweile zehn Jahren Deutscher Einheit haben sich die Menschen aus den beiden Teilen des Landes nicht angenähert, sich nicht verstehen und geschweige denn lieben gelernt. Natürlich gibt es einige Ausnahmen, aber auf der Straße wird immer mehr eine andere Sprache gesprochen, die primitivste, die Menschen überhaupt als Ausdrucksmittel haben: pure Gewalt. Der Westen hat sich an den rechtsextremen Schlägern in der ostdeutschen Provinz ein schlechtes Beispiel genommen und hat nun in Form der Mixheads seine eigene Jugendkrise. Quo vadis, Germania?
Mittwoch, 11. Februar 2004, 20:51, von herr denes |
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