Faction: Popstar nach OP, Vanillerausch, Bäume: Börsengang
herr denes, 15:20Uhr
.Gesangs-OP
Peter Alexander pflegte bei seinen Show- und Gala-Moderationen das Publikum mit dem Satz "Jeder kann singen!" zu motivieren. Was der große Mann des deutschsprachigen Entertainments nicht ahnen konnte, war der geradezu visionäre Charakter seiner Aussage. Denn im Karaoke-verrückten Japan wurde im vergangenen Monat auf einer Messe für Unterhaltungselektronik ein Stimmband-Chip vorgestellt, der mit einer verhältnismäßig einfachen Operation in den menschlichen Körper zu implantieren ist. Im Rahmen des Eingriffs würden nach Angaben der Herstellerfirma Yamaha auch leichte Modifikationen des Kehlkopfs durchgeführt; anschließend könnte der Besitzer/Träger des Stimmband-Chips eine Unzahl großer Stimmen aus Oper, Pop und Schlagermusik täuschend echt imitieren. Dazu müsse nur für eine Dauer von etwa zehn Sekunden ein Grundton gesummt werden, damit der Chip den richtigen Parameter auswählen könne. Momentan seien unter anderem Pavarotti, Tina Turner und Fred Astaire erhältlich, an genrespezifischen Sondermodellen werde aber fieberhaft gearbeitet.
.Neue Rauschdroge
Es ist ein Geheimtip für die Sinne - und könnte der Beginn eines neuen Zeitalters der Berauschung sein: In französischen Universitäten werden neuerdings Vanilleschoten gesnieft. Zu diesem Zwecke schlitzt man die dunklen Stangen in der Mitte auf und pulverisiert das Vanillemark in einer Mühle. Studenten der Uni Montpellier beschrieben die Wirkung als "erkenntnisstiftend, hormonanregend und prickelnd". Wie fast jede Droge hat auch die Vanilleschote unangenehme Nebenwirkungen: Der Konsument wird auf die umgerechnet etwa 1,50 € teuren Gewürz-Hits süchtig; in einzelnen Fällen soll es sogar zu psychosomatischen Störungen gekommen sein. Daher erwägt das französische Parlament ein Verbot des Ziehens von Vanille-Lines.
.Bäume an die Börse
Den meisten europäischen Staaten geht es wirtschaftlich schlecht. Eine ständig wachsende Neuverschuldung hat in den vergangenen zehn Jahren zu einer gigantischen Privatisierungswelle geführt - was bei Post- und Eisenbahngesellschaften noch einigermaßen nachvollziehbar war, ansonsten aber eher nach Ausverkauf riecht. In Nürnberg sind in der letzten Woche Pläne durchgesickert, nach denen die Stadtväter staatseigene Grünanlagen und Straßenbäume an Privatbesitzer, genauer gesagt, die jeweiligen Eigentümer der anliegenden Häuser und Wohnungen, verkaufen wollen. Bäume in der Stadt seien ein Luxus, gut fürs Auge und die Gesundheit, aber dies müßten sich die Bürger auch etwas kosten lassen, meinte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Man solle doch nur einmal nach Amerika schauen, wo es fast nur "graue" Städte gäbe. Eine Eiche in einer Nebenstraße soll zu einem Preis von 855 € verkauft werden, für die Pflege und Instandhaltung seien anschließend die neuen Eigentümer verantwortlich. Falls die Stadt ihre Bäume nicht an den Mann bringen kann, will sie diese entweder abholzen oder verkümmern lassen.
Freitag, 13. Februar 2004, 15:20, von herr denes |
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