Freitag, 13. Februar 2004
Faction: Stuckmode, Colapulver, Wartehallenflirt
herr denes, 00:33Uhr
.Stuck wird Trend 2004
Eine tolle Modeerscheinung kommt auf uns zu - genauer gesagt: das schrägste Revival der letzten 15 Jahre. Zumindest meinen das die Trend-Päpste von "Look-to-the-y" aus London. Die Modepropheten sprechen von der Rückkehr der Renaissance in Mode, Musik und Wohnungseinrichtung. Da kommt die neue Marktidee eines jungen Griechen ganz richtig. Stavros Nikolaidis hat soeben seine Diplomarbeit an der Münchner Kunsthochschule fertiggestellt und in dieser ein neues Verfahren entwickelt, mit dem aus Haaren und an Fuß- und Fingernägeln Stuck gemacht werden kann. Seine Linie umfaßt galante Rosetten, prunkvolle Ornamente und imponierende Löwen, die besonders als Frisur ihre einmalige Wirkung entfalten sollen. Nikolaidis sagte bei der Modenschau zur Präsentation seines neuen Verfahrens, daß er schon in den nächsten Wochen durch Europa ziehen würde, um talentierte Friseure in dieser Richtung fortzubilden. Er hoffe auf eine flächendeckende Verbreitung von Haar-Stukkateuren, damit auch in unseren Breitengraden das Renaissance-Revival seine richtige Abrundung fände. Zur technischen Realisierung der Kunstwerke aus menschlichen Zellen wollte der Modedesigner nicht viel sagen; er beschrieb allerdings das Verfahren zur Fixierung der klassischen Formen als äußerst umfangreich und versprach eine lange Haltbarkeit der Frisuren.
.Nie mehr Cola-Kästen schleppen!
Wer kein Auto hat und mit anderen Menschen zusammenlebt, kennt ein Problem, das jeden Sommer wieder auftaucht: die elende Schlepperei von Getränkekisten, Paletten mit Bierdosen und einzelnen Flaschen. Oftmals muß man Hunderte Meter zurücklegen, vom Supermarkt bis zum Haus und dann noch in den vierten Stock. Dem europäischen Vertrieb der Coca-Cola AG ist das Leiden der Konsumenten so zu Herzen gegangen, daß das Unternehmen in diesem Sommer erstmals die erfolgreichen Produkte Coke, Sprite, Fanta und Lift in Pulverform anbietet. Weil die Limonaden ohnehin zu 80 Prozent aus Wasser bestünden, könne der Endverbraucher sich die jeweiligen Getränke auch "frisch" zubereiten, sagte der Marketing-Direktor des Unternehmens, Jamie Dawn. Die Preise für den Trockensirup lägen in Bezug auf die herzustellende Menge deutlich unter denen für die bisherigen Flaschenversionen.
.Wartehallenflirt
Die Linzer fahren nicht genug mit Bussen und Straßenbahnen. Das findet nicht nur der Bürgermeister ärgerlich, sondern - natürlich - auch die Stadtwerke. Um mehr Einwohner der Stahlstadt zum öffentlichen Nahverkehr zu locken, startet im Frühjahr ein Versuch, der weltweit seinesgleichen sucht. In den Wartehallen der Bus- und Straßenbahnstationen werden in den nächsten Monaten Bildschirme, Lautsprecher, Mikrophone und Kameras installiert, über die die Wartenden angesprochen werden sollen. Nette Damen für männliche Wartende und charmante Herren für wartende Frauen sollen den ÖPNV-Nutzern die Zeit bis zum Eintreffen des gewünschten Verkehrsmittels verkürzen. "Über das Wetter, die Stadtentwicklung, aber auch über die Stahlwerke und den LASK kann geredet werden", erklärte der Abteilungsleiter "Produktentwicklung/Verkaufsförderung" der Linzer Stadtwerke. Auf die Frage, wie Pärchen und Familien angesprochen werden sollen, konnte er allerdings keine Antwort geben...
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Faction: Der Scheinpoet (2000)
herr denes, 12:32Uhr
Böse Zungen behaupten, Frauen seien nur an Geld interessiert. Aber eigentlich suchen sie auf den Scheinen nur nach der wahren Liebe.
Manche Geschichten drohen an Formalitäten zu scheitern. Wenn man sie hört, ist man berührt, vielleicht läuft einem auch der oft zitierte Schauer über den Rücken, doch spätestens drei Gedanken weiter fragt man sich: "Moment mal, wo ist denn hier der Haken?"
Womit wir radikal das Thema wechseln: Banknoten und Münzen sind Eigentum des Staates, und jeder Mißbrauch ist strafbar. Wer mutwillig Geld zerstört, beschädigt oder zweckentfremdet, dem droht eine Zuchthausstrafe von sechs Monaten bis drei Jahren. So steht es im Gesetz.
Ein 23jähriger Grieche aus Ostwestfalen in Deutschland führt diese beiden Erzählstränge in seiner Position und seinen Aufrißmethoden zusammen. Wir haben ihn interviewt.
FAKTENFIKTION: Georgios, hast du eine Freundin?
Georgios: Ich liebe alle Frauen, wirklich alle.
FAKTENFIKTION: Aber vielleicht eine ganz besonders?
Georgios: Momentan liebe ich neben meiner Mutter und meiner Oma noch mindestens fünf weitere Frauen.
FAKTENFIKTION: Das nennt man Polygamie.
Georgios: Nicht unbedingt. Ich habe keine feste Beziehung; es sind immer die Frauen, die auf mich zukommen. Ich habe keiner etwas versprochen. Mein Schicksal ist, daß ich alle Frauen liebe.
FAKTENFIKTION: Wie schaffst du das?
Georgios: Das ist angeboren. Ich sehe eine Frau und finde sie schön. Ich telefoniere mit einer...
FAKTENFIKTION: Nein, wir wollen gar nicht wissen, weshalb du angeblich alle Frauen liebst, sondern warum sie auf dich zukommen.
Georgios: Oh. Ich bin Dichter. Genauso erfolgreich wie Donna Leon.
FAKTENFIKTION: Man kennt deinen Namen (Nioplis; Anm. d. Red.) aber nicht aus den Bestsellerlisten.
Georgios: Aber viele Menschen haben schon einmal einen Text von mir gelesen. Ich publiziere auf Geldscheinen. Die Notenbank ist mein Verleger, die Banken sind die Buchhandlungen.
FAKTENFIKTION: Auf welchen Scheinen verewigst du Deine Texte?
Georgios: Bisher fast nur auf deutschen und griechischen. Aber zu meiner großen Freude kommt ja bald der Euro.
FAKTENFIKTION: Viel Platz bleibt da aber nicht zum Schreiben, zumindest bei kleineren Werten.
Georgios: Auf den deutschen Zehnmarkschein paßt ein Sonett mit Überschrift und meiner Signatur.
FAKTENFIKTION: Kommen wir zurück zu den Frauen. Was lockt sie denn nun an?
Georgios: Das habe ich doch schon gesagt. Die Texte auf den Geldscheinen.
FAKTENFIKTION: Und wovon handeln die?
Georgios: Sie sind einfach schön. Manche sagen, sie wären belanglos, zum Beispiel, weil sie nur von einer verwelkenden Rose in einem Garten erzählen. Oder weil sie altmodische Floskeln enthalten. Aber - ganz ehrlich: Mich interessiert auch nicht, was Männer dazu meinen.
FAKTENFIKTION: Kannst du ein Beispiel zitieren?
Georgios: Das möchte ich nicht. In Deutschland sind mittlerweile sechshundert Scheine in Umlauf, auf denen man Georgios´ Lyrik lesen kann.
FAKTENFIKTION: Verstehe - wahrscheinlich willst du Nachahmer vermeiden.
Georgios: Richtig. Die Wirkung meiner Texte beruht aber auch und vor allem auf der Situation, in der man sie liest. Zum Beispiel, wenn eine verlassene, traurige Frau sich eine romantische CD kauft, sie mit einem 50-Mark-Schein bezahlt und im Wechselgeld einen von mir beschrifteten Zehner findet.
FAKTENFIKTION: Das ist jetzt aber sehr hanebüchen!
Georgios: Keineswegs. Diese Situation hat schon mehrmals stattgefunden. Ich erhalte von meinen Verehrerinnen immer wieder Rückmeldungen, wie sie an den betreffenden Schein gekommen sind.
FAKTENFIKTION: Wie findet denn die Kommunikation statt?
Georgios: Anfangs stand meine Telefonnummer unter den Gedichten; das war aber wohl zu plump und mir selbst auch zu riskant.
FAKTENFIKTION: Und nun signierst du mit Deiner E-Mail-Adresse?
Georgios: amor@hotmail.com, genau! Das ist geheimnisvoller und schließt in unseren Zeiten keinen mehr aus.
FAKTENFIKTION: Du bist gewissermaßen ein High-Tech-Don Juan. Was sagen denn die Behörden dazu?
Georgios: Bisher hat sich noch niemand bei mir gemeldet. Aber ich tue ja auch keinem was Böses.
FAKTENFIKTION: Nur noch eine Frage: Wie kommst du an so viele Scheine?
Georgios: Ich schreibe einfach auf alle Geldscheine, die mir und meiner Familie unterkommen. Mein Onkel hat gerade an der Börse Erfolg gehabt - da erwarte ich schon meinen nächsten Bestseller!
FAKTENFIKTION: Wir sind gespannt!
Georgios: Danke.
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Faction: Gelüftete Gesellschaft
herr denes, 12:28Uhr
Henkelmann dreht sich auf dem langen, von Neonröhren beleuchteten Gang zweimal um, als wolle er sicher sein, daß uns niemand folgt. Er kratzt sich am Nacken, scheint nervös und sagt: "Scheißmagen!" Als wir im Aufzug angelangt sind, der vermutlich selbst bei seiner Inbetriebnahme in den siebziger Jahren nicht allzu modern wirkte, drückt er - von einem tiefen Stoßseufzer begleitet - auf "K". Nicht besonders schnell gleiten wir in die Tiefe des Krankenversicherungsbaus, der vorbeifahrenden Autofahrern durch die sozialistisch wirkende Buchstabenkombination G E S U N D H E I T aus Leuchtstofflettern auf dem Dach auffällt. Im Keller angelangt, sind alle Schweißperlen auf der Stirn des etwas molligen Mittvierzigers verschwunden. "Kommen Sie mit!" sagt Henckelmann, weiterhin ohne eine Spur von Lockerheit.
Woran er arbeitet, hatte Henckelmann nur am Telefon beschrieben; es klang jedenfalls sehr nach einer Verschwörungstheorie. Er arbeitet in der Abteilung "Kundengesundheit" einer großen deutschen Krankenkasse. Bei dem neuen Programm, das vor allem in diesem Stahlbetonbau in Düsseldorfs Innenstadt entwickelt wird, soll es den Rauchern an den Kragen gehen. "Ans Portemonnaie wollen die uns!" erklärt er und grüßt den Reporter mit einer Zigarette im Mundwinkel. Hier unten treffen sich die verbliebenen Raucher des Gebäudes - laut Henckelmann sind es nicht mehr viele. Als er vor über zwanzig Jahren seine erste Stelle in diesem Gebäude hatte, habe er noch im Büro rauchen dürfen. Seit sein Arbeitgeber jedoch das Programm "ProfitGesund" intern vorbereite, würde Jagd auf die Raucher gemacht. Zuerst innerhalb der Peripherie: "Die Putzen, die Pförtner, das Kantinenpersonal - alle Raucher entlassen!"
Henckelmann lacht nach jeder seiner Äußerungen schnell, geradezu hysterisch. Seine Zigarette hat er verkrampft innerhalb von zwei Minuten zur Kippe minimiert. Er tut sich schwer damit, etwas über das Programm seiner Krankenkasse zu erzählen. Es gehe um Beitragssteigerungen auf ein Vielfaches ihrer jetzigen Höhe, um Zwangsausschlüsse für Raucher und ähnliches. "Die wollen sogar, daß Raucher dazu angehalten werden, bestimmte Buttons am Revers zu tragen, hahha." Er stockt in seinem Abschlußlachen, weil der Fahrstuhl sich wieder in Bewegung gesetzt hat. Schnell schiebt er unsere Kippen hinter einen losen Ziegel am Boden des Kellerraums, in dem wir stehen. Der Aufzug hält tatsächlich auf dieser Etage. Ein paar Schritte sind zu hören, sie müssen von einer Frau kommen. Henckelmann atmet auf. "Lina!" sagt er, als erkläre das alles.
Lina steht bei uns und genießt zwei Zigaretten gleichzeitig. "Eine ist ´ne leichte!" entschuldigt sie den merkwürdigen Anblick, den sie bietet. Henckelmann steckt sich auch noch eine an; er weiß schon, daß es die letzte für die nächsten fünf Stunden bleiben wird. Die beiden haben gegenüber von ihrer Raucherecke das Werbeplakat einer französischen Zigarettenmarke angebracht. "Mit Genehmigung des Hausmeisters, der ist Gelegenheitsraucher", sagt Lina. "Wo bleiben Jörg und Carsten?" will Henckelmann wissen. Sie sind die beiden anderen Raucher unter den 250 Mitarbeitern des Versicherungsunternehmens, die im Haus arbeiten. Lina weiß auch keine Antwort. Merkwürdigerweise hat sie ihre "Light" bereits aufgeraucht, während die stärkere Zigarette noch voll am Glühen ist.
Sie arbeitet im Controlling, und eigentlich müßte ihr Herz höher schlagen, wenn sie an "ProfitGesund" denkt. "Ich bin letzten Monat ausgetreten. 'Wegen meines Freundes', habe ich angegeben! Ich bin nicht mehr bei der Versicherung, für die ich arbeite." Henckelmann kann darauf nur mit einem hysterischen Lachen reagieren. Ihm ist alles egal, er will seinen Job behalten. Daß er nach der Einführung des neuen Konzepts etwa ein Drittel seines Monatslohns "abdrücken" müsse, um auch als Raucher noch krankenversichert zu bleiben, stört ihn nicht. "Nur die Akten muß ich behüten. Ich weiß aber, wer meinen Buchstaben bearbeitet. Die dürfen halt nichts an die Personalabteilung weitergeben."
Die versprochenen fünfzehn Minuten sind um; Henckelmann schickt Lina vor, damit sie nicht gemeinsam aus dem Keller kämen. "Das würde auffallen..." sagt sie. "Und auffallen wollen wir hier nun wirklich nicht!" vollenden die beiden den Satz mit dem kommenden Slogan zum Start von "ProfitGesund". Vor der hektischen Verabschiedung gibt Henckelmann der hübschen Lina noch einen Nikotinkaugummi, auf daß sie die zweite Hälfte ihres Arbeitstages gut überstehe.
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Faction: Neuer Klangdieb-Walkman, Gayhund, "veredelter" Mac
herr denes, 12:24Uhr
.Klangdieb
Der japanische Unterhaltungsgerätehersteller Kotayama bringt noch im Spätherbst dieses Jahres ein neuartiges Gerät auf den Markt, mit dessen Hilfe man den Klang von Walk- und Discmans, die in der Umgebung des Betreibers laufen, abzweigen kann. Sitzt man beispielsweise in der Straßenbahn einem Musikhörenden gegenüber, so kann man auf den eigenen Headphones dasselbe hören wie der Mitfahrende. Dazu muß lediglich der Abschirmungswinkel des Geräts auf 90 Grad gestellt werden. Wie ein Sprecher der Herstellerfirma bekanntgab, soll das Gerät den Namen "Earcatcher" tragen und zunächst etwa öS 2100,- öS/DM 300,- kosten. Der "Earcatcher" sei sowohl in freien wie in geschlossenen Räumen zu betreiben und für jedes Signal empfänglich, das in einer Umgebung von bis zu 200 Metern ausgestrahlt werde. Allerdings könnten keine Gespräche abgehört werden, da der "Earcatcher" nur die Signale von Kopfhörern abtasten und wiedergeben könne. Zum Sinn des Gerätes sagte Kotayamas Sprecher, daß es das lästige Zusammenstellen eigener Musiktapes erspare und eine völlig neue Grundlage für das Knüpfen menschlicher Kontakte aller Art darstelle. Die Zulassungsbehörden in Österreich und Deutschland erklärten bereits im Vorfeld, daß sie den "Earcatcher" nicht zum Import freigeben würden, da das Gerät in seiner Verwendung gegen verfassungsmäßige Grundsätze verstoße.
.Gayhund
Daß Homosexualität in unserer Gesellschaft immer "normaler" wird und breitere Akzeptanz findet, ist eine erfreuliche und bereits bekannte Entwicklung. Relativ neu ist hingegen die Erkenntnis, daß sich auch unter unseren Haustieren Schwule und Lesben befinden. Der Stuttgarter Veterinärmediziner Johannes Buchner stellte kürzlich in seiner Diplomarbeit die Ergebnisse seiner Studie zu den sexuellen Neigungen von Hunden und Katzen vor. In der Tat finden sich in der Arbeit neben unspektakuläreren Thesen auch Befunde, die darauf hindeuten, daß es gleichgeschlechtliche Liebe unter Angehörigen dieser Rassen gibt. So konnte Buchner im Rahmen von mehreren Langzeitbeobachtungen in freien und geschlossenen Räumen insgesamt sieben Fälle von homosexuellem Paarungsverhalten entdecken. Darunter bildeten die acht beteiligten Rüden (analog vier Fälle) die Mehrheit, während vier Katzen gegenüber nur zwei Katern die gleichgeschlechtliche Liebe bevorzugten. Verglichen mit der Grundgesamtheit der untersuchten Haustierbegattungen bilden die observierten homosexuellen Varianten nur einen verschwindend geringen Prozentsatz. Bereits in den fünfziger Jahren fand ein bulgarischer Wissenschaftler übrigens Anzeichen für tierische Homosexualität - doch Georgi Andonov wurde nach der Publikation seiner Arbeit in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Die Ergebnisse Buchners werden demnächst im Sachbuch "Mein Hund, der Schelm" veröffentlicht, dessen Publikation in Bayern von der CSU-Landesregierung bereits vorab untersagt worden ist.
.Kokscomputer
Ein Werksarbeiter von Apple hat in den Jahren 2001 und 2002 mit Kokain gedealt. Der in der zweitgrößten Mac-Produktionsstätte in Taiwan beschäftigte US-Amerikaner war nach Angaben des Computerherstellers für die Endabnahme der Tastaturen verantwortlich. Diese Position soll der heute 39jährige dazu mißbraucht haben, Kokain in die Vereinigten Staaten und nach Europa zu verschieben. Er hat kleine Päckchen unter den Funktionstasten mehrerer "iMacs" und "Yosemites" deponiert, die von Mittelsmännern in den Zwischenlagern in Newark (USA), Dover (UK) und Veendam (NL) in Empfang genommen wurden. Da die Interpol und das FBI schon über einen längeren Zeitraum vor der Verhaftung des Dealers Stichproben in den Zwischenlagern durchführte, die allerdings zu keinem Erfolg führten, sind nach Schätzung von Apple etwa 2500 Rechner im Umlauf, bei deren Tastaturen sich unter den Tasten F6, F7 und F8 Kokain befindet. Der Computerhersteller bittet nun alle Mac-User, nachzuschauen, ob sie im Besitz eines der betreffenden Rechner sind. Mac-Besitzer, die Kokain finden, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0049 800 66 67 68 zu melden. Für die Abgabe des Kokains erhalten ehrliche Finder eine kleine Belohnung. Ein Sprecher von Apple wies darauf hin, daß der Besitz, der Konsum und die Weitergabe von Kokain strafbar seien und mit teilweise drakonischen Strafen verfolgt würden.
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Mittwoch, 11. Februar 2004
Faction: Inländerhass (1999)
herr denes, 20:51Uhr
Der Major gibt Mandy noch eine Zigarette aus dem kalbsledernen Etui, öffnet sein Benzinfeuerzeug und sagt zu ihr in reinstem Sächsisch: "Rooch ärscht mö eene!" Die blonde Raucherin nimmt einen tiefen Zug, verdreht ihr linkes Auge und atmet danach tief auf. "Isch habs jeschafft. Ey, zwee Stünden im Westen, ey, isch habs jeschafft." Endlich wieder im Osten angelangt, der Major ist stolz auf seine Freundin. Die beiden wohnen in Hellersdorf, einer großen Plattenbausiedlung am östlichen Stadtrand von Berlin. Für Sachsen ist die deutsche Hauptstadt zu einem gefährlichen Pflaster geworden, aber nicht nur für sie.
In den Medien spielt das Thema noch keine Rolle, die Polizei belächelt es, weist aber auch hinter vorgehaltener Hand auf "eine gewisse Dunkelziffer" hin. Aber auf den Straßen Berlins hat es sich herumgesprochen - es gibt eine neue Tendenz proletarischer Gewalttätigkeit: die Ostländerfeindlichkeit. In den letzten vier Monaten ereigneten sich im Westen der Stadt über zwanzig gewalttätige Straftaten gegen Bürger aus den neuen Bundesländern oder Menschen, die für solche gehalten wurden.
Eine offizielle Chronik über diese Ereignisse gibt es nicht, aber der Major, wie sie den arbeitslosen Schlosser Detlev Manske hier "in der Platte" nennen, hat sie alle im Kopf. Seine Telefonnummer steht unter einer Annonce, die täglich im größten Boulevardblatt des Berliner Ostens geschaltet ist. In der Anzeige werden Ostdeutsche, die von gewalttätigen Jugendlichen im Westteil der Stadt schikaniert oder angegriffen worden sind, dazu aufgefordert, die entsprechenden Vorfälle an Manske zu melden; im Gegenzug verspricht dieser eine psychologische Nachbetreuung. Mandy ist schon zum zweiten Mal beim Major, diesmal ist ihr "so direkt nichts" passiert, doch sie fühlte sich beim Fahrradfahren durch den Innenstadtbezirk Charlottenburg "irgendwie beobachtet und gejagt". An einer Ampel, erzählt Mandy, hätte ihr ein Autofahrer durch das herunter gekurbelte Seitenfenster gesagt: "Na, wie fühlt man sich als Sachse? He?" Mandy kann sich nicht erklären, woher diese Leute wissen, daß sie aus Mitteldeutschland käme, wie sie es ausdrückt. Manske hat dafür seine eigene Theorie: "Dit iss ja nüscht Ethnölogisches. Die gehen ooch nürr nochm wie de ussschaust. Weeßte von den Wangenknochen her, der Münd, die Öhrn. Da iss doch jeeda Hellblonde mit kurzen Haaren ein Ossi bei den Schweinen!" echauffiert sich der Major. "S´wird ja ooch imma schlümma, na? Merr hoben schön die Knie jeschlockert, wie isch mit meene Fomilie neulüsch üban Ku´damm jeloofen bin. Die Blicke von denen. Das sind doch eh fast nühur von die Ohslänner!"
Tatsächlich nimmt die Gewalt gerade gegen blonde Sachsen in den letzten Monaten immens zu. Manske freut sich, daß die Medien endlich auch auf dieses Thema zu sprechen kommen. "Immer nur, wenn die Türken oder Araber oder wasweißichwer was aufs Maul kriegen, da ist das Geschrei groß. Das kann doch aber nicht sein. Immerhin sind wir doch Deutsche!" empört sich der Major, dessen Sächsisch inzwischen eine Intensität erreicht hat, die sich graphisch nicht mehr realisieren läßt. Mandy klopft ihm auf die Schulter und verläßt die zwei Zimmer große Wohnung Manskes wieder. Sie hat sich scheinbar beruhigt. Gelegenheit für Manske, etwas über die Fälle ostländerfeindlicher Gewalt zu erzählen, von denen er in den letzten Monaten gehört hat: "Der bisher dramatischste Zwischenfall ereignete sich im Spätsommer in Wedding, als zwei Jungs hier aus Hellersdorf von einer Gruppe Westberliner Jugendlicher angegriffen wurden. Die beiden Jungs wurden übelst vermöbelt, der eine von ihnen hat bis heute Sehstörungen." Die Frage, warum sie zusammengeschlagen wurden, kann Manske auch nicht beantworten, er kennt aber das Lager, aus dem die Gewalttäter kamen: "Die Jungs haben erzählt, daß die Täter die blau-roten Jacken anhatten, mit dem Apfelaufnäher, und zu weite Hosen. Das waren mit Sicherheit Mixheads!"
Manske phantasiert nicht. In einigen Teilen der Westbezirke gibt es tatsächlich Jugendliche, die sich "Mixheads" nennen, eine Hälfe des Kopfes kahlgeschoren haben und auf der anderen lange Haare tragen. Sie sind die radikale Spitze einer ostländerfeindlichen Stimmung, die sich schon seit Jahren unter vielen Westdeutschen breitgemacht hat. Mixheads sind für eine heterogene Gesellschaft, für Schwule, Behinderte, Ausländer als gleichberechtigte Gruppen und gegen intolerante Ostdeutsche. Das Schlimme an den Mixheads ist, daß sie sich vor ihren Gewalttaten nicht die Mühe machen, herauszufinden, ob die Opfer wirklich Schläge verdient haben. Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache an sich, daß sie brutal vorgehen.
"Mit 14 Stichen mußte Falk Heidrich genähnt werden, nur weil er so ein anatolisches Muttchen im Supermarkt beim Klauen erwischt hat. Dafür haben ihm diese Verbrecher das Auge eingeschlagen. Die Frau hat alles in eine Tüte gesteckt, statt sich wie ein normaler Mensch einen Einkaufswagen zu nehmen. Da sagt ihm die Olle noch, daß sie kein Markstück für den Einkaufswagen hatte, da frag ich Sie, wie soll sie dann den Einkauf bezahlen? So sind sie, unsere lieben ausländischen Mitbürger. Das stelle man sich mal vor: Dafür, daß er solche Zustände aufdeckt, wird er zusammengeschlagen, in welchem Land leben wir eigentlich? Falk hat schon gesagt, den sieht Schöneberg nicht mehr." Schöneberg ist auch ein Westbezirk und zudem eine Hochburg von Mixheads. Sie treffen sich in konspirativen Kneipen, in denen vornehmlich jamaikanische Reggae-Musik oder Straight-Edge-Hardcore läuft. Im Gegensatz zu anderen Extremisten fehlt den Mixheads allerdings eine parteiliche Organisation. Dieses Umstand findet nicht nur Manske positiv, denn so fehlt den Halbglatzen das Geld für größer angelegte Aktionen gegen Ostdeutsche.
Standortwechsel. Vom äußersten Osten Berlins ins Zentrum, in die Akazienstraße in Berlin- Schöneberg. An einer Häuserwand lehnen zwei Mixheads. David und Francis seien ihre Namen, verraten sie. Sie verkaufen ostländerfeindliches Propagandamaterial wie Stadtpläne, in denen die Mauer wieder eingezeichnet ist und T- Shirts, auf denen "Sachsen raus!" steht. Die beiden sind vielleicht zwanzig Jahre alt und lachen permanent. Man sieht ihnen ihre Gefährlichkeit nicht an; sie wirken, als wären sie noch Pennäler. Von der Teilung des Landes dürften sie nicht mehr viel mitbekommen haben. Auf Nachfragen, ob es die Devotionalien auch in einem Ladengeschäft zu kaufen gäbe, erklärt David: "Nicht so direkt! Verstehste, das ist ja nicht ganz unproblematisch. Von wegen Staatsschutz, Racheakte." Wofür sich Leute rächen wollten, will keiner der beiden beantworten, das wisse man eben oder nicht. Und auf die Frage, warum sie so seien, antwortet David: "Wie sind wir denn? Bewegt eure Journalistenärsche zurück in den Scheißosten!"
Diese Reaktion ist nur allzu verständlich, haben die Mixheads doch große Angst davor, ins Visier der Medienbranche zu gelangen. Ihre Chancen seien größer, wenn sie unbemerkt blieben, erklärt Francis zum Abschied und gibt einem Passanten ein blaurotes Flugblatt. "Alle Ausländer nach Westdeutschland!" steht darauf geschrieben und ein Termin bei einem Bundestagsabgeordneten des Bezirks. Ein paar Straßen weiter liegt das Büro dieses Abgeordneten, der weder namentlich noch über seine Parteizugehörigkeit genannt werden will. Er erklärt einen der Hauptpläne der Mixhead-Bewegung: "Die Apfelstrategie - daher auch das Logo der Aktivisten. Wir wollen die Ostdeutschen nur noch unter ihresgleichen leben lassen, damit die Ausländerfeindlichkeit endgültig ad absurdum geführt wird", beschreibt der Politiker die diffusen Ideen einer Gruppe gewaltbereiter Chaoten. Von ihren brutalen Straftaten will der Volksvertreter nichts wissen: "Glauben Sie nicht, was Ihnen die Ostler erzählen. Die wollen doch nur von den Medien hofiert werden. Kann sein, daß da mal ein paar häßliche Worte gefallen sind, aber mehr auch nicht." An die Ereignisse, über die Manske berichtet hat, glaubt der aus Moers/Nordrhein-Westfalen stammende Bundestagsabgeordnete nicht. "Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der den Spitznamen 'Major' erhalten hat? Nach der Stasi-Auflösung mußte der sich eine neue Betätigung suchen. Immer schön archivieren, das können sie!" Der Mann macht nicht den Eindruck, als würde er sich schützend vor einen Ostdeutschen stellen, wenn dieser in seiner Anwesenheit von Mixheads geschlagen würde. Diese Haltung scheint bezeichnend für die Ignoranz oder gar das Wohlwollen, mit denen viele Vertreter der Gesellschaft diese neue Bewegung betrachten.
In Deutschland gibt es - als hätten wir nicht schon genug davon - also ein neues Problem. Nach mittlerweile zehn Jahren Deutscher Einheit haben sich die Menschen aus den beiden Teilen des Landes nicht angenähert, sich nicht verstehen und geschweige denn lieben gelernt. Natürlich gibt es einige Ausnahmen, aber auf der Straße wird immer mehr eine andere Sprache gesprochen, die primitivste, die Menschen überhaupt als Ausdrucksmittel haben: pure Gewalt. Der Westen hat sich an den rechtsextremen Schlägern in der ostdeutschen Provinz ein schlechtes Beispiel genommen und hat nun in Form der Mixheads seine eigene Jugendkrise. Quo vadis, Germania?
In den Medien spielt das Thema noch keine Rolle, die Polizei belächelt es, weist aber auch hinter vorgehaltener Hand auf "eine gewisse Dunkelziffer" hin. Aber auf den Straßen Berlins hat es sich herumgesprochen - es gibt eine neue Tendenz proletarischer Gewalttätigkeit: die Ostländerfeindlichkeit. In den letzten vier Monaten ereigneten sich im Westen der Stadt über zwanzig gewalttätige Straftaten gegen Bürger aus den neuen Bundesländern oder Menschen, die für solche gehalten wurden.
Eine offizielle Chronik über diese Ereignisse gibt es nicht, aber der Major, wie sie den arbeitslosen Schlosser Detlev Manske hier "in der Platte" nennen, hat sie alle im Kopf. Seine Telefonnummer steht unter einer Annonce, die täglich im größten Boulevardblatt des Berliner Ostens geschaltet ist. In der Anzeige werden Ostdeutsche, die von gewalttätigen Jugendlichen im Westteil der Stadt schikaniert oder angegriffen worden sind, dazu aufgefordert, die entsprechenden Vorfälle an Manske zu melden; im Gegenzug verspricht dieser eine psychologische Nachbetreuung. Mandy ist schon zum zweiten Mal beim Major, diesmal ist ihr "so direkt nichts" passiert, doch sie fühlte sich beim Fahrradfahren durch den Innenstadtbezirk Charlottenburg "irgendwie beobachtet und gejagt". An einer Ampel, erzählt Mandy, hätte ihr ein Autofahrer durch das herunter gekurbelte Seitenfenster gesagt: "Na, wie fühlt man sich als Sachse? He?" Mandy kann sich nicht erklären, woher diese Leute wissen, daß sie aus Mitteldeutschland käme, wie sie es ausdrückt. Manske hat dafür seine eigene Theorie: "Dit iss ja nüscht Ethnölogisches. Die gehen ooch nürr nochm wie de ussschaust. Weeßte von den Wangenknochen her, der Münd, die Öhrn. Da iss doch jeeda Hellblonde mit kurzen Haaren ein Ossi bei den Schweinen!" echauffiert sich der Major. "S´wird ja ooch imma schlümma, na? Merr hoben schön die Knie jeschlockert, wie isch mit meene Fomilie neulüsch üban Ku´damm jeloofen bin. Die Blicke von denen. Das sind doch eh fast nühur von die Ohslänner!"
Tatsächlich nimmt die Gewalt gerade gegen blonde Sachsen in den letzten Monaten immens zu. Manske freut sich, daß die Medien endlich auch auf dieses Thema zu sprechen kommen. "Immer nur, wenn die Türken oder Araber oder wasweißichwer was aufs Maul kriegen, da ist das Geschrei groß. Das kann doch aber nicht sein. Immerhin sind wir doch Deutsche!" empört sich der Major, dessen Sächsisch inzwischen eine Intensität erreicht hat, die sich graphisch nicht mehr realisieren läßt. Mandy klopft ihm auf die Schulter und verläßt die zwei Zimmer große Wohnung Manskes wieder. Sie hat sich scheinbar beruhigt. Gelegenheit für Manske, etwas über die Fälle ostländerfeindlicher Gewalt zu erzählen, von denen er in den letzten Monaten gehört hat: "Der bisher dramatischste Zwischenfall ereignete sich im Spätsommer in Wedding, als zwei Jungs hier aus Hellersdorf von einer Gruppe Westberliner Jugendlicher angegriffen wurden. Die beiden Jungs wurden übelst vermöbelt, der eine von ihnen hat bis heute Sehstörungen." Die Frage, warum sie zusammengeschlagen wurden, kann Manske auch nicht beantworten, er kennt aber das Lager, aus dem die Gewalttäter kamen: "Die Jungs haben erzählt, daß die Täter die blau-roten Jacken anhatten, mit dem Apfelaufnäher, und zu weite Hosen. Das waren mit Sicherheit Mixheads!"
Manske phantasiert nicht. In einigen Teilen der Westbezirke gibt es tatsächlich Jugendliche, die sich "Mixheads" nennen, eine Hälfe des Kopfes kahlgeschoren haben und auf der anderen lange Haare tragen. Sie sind die radikale Spitze einer ostländerfeindlichen Stimmung, die sich schon seit Jahren unter vielen Westdeutschen breitgemacht hat. Mixheads sind für eine heterogene Gesellschaft, für Schwule, Behinderte, Ausländer als gleichberechtigte Gruppen und gegen intolerante Ostdeutsche. Das Schlimme an den Mixheads ist, daß sie sich vor ihren Gewalttaten nicht die Mühe machen, herauszufinden, ob die Opfer wirklich Schläge verdient haben. Noch schlimmer allerdings ist die Tatsache an sich, daß sie brutal vorgehen.
"Mit 14 Stichen mußte Falk Heidrich genähnt werden, nur weil er so ein anatolisches Muttchen im Supermarkt beim Klauen erwischt hat. Dafür haben ihm diese Verbrecher das Auge eingeschlagen. Die Frau hat alles in eine Tüte gesteckt, statt sich wie ein normaler Mensch einen Einkaufswagen zu nehmen. Da sagt ihm die Olle noch, daß sie kein Markstück für den Einkaufswagen hatte, da frag ich Sie, wie soll sie dann den Einkauf bezahlen? So sind sie, unsere lieben ausländischen Mitbürger. Das stelle man sich mal vor: Dafür, daß er solche Zustände aufdeckt, wird er zusammengeschlagen, in welchem Land leben wir eigentlich? Falk hat schon gesagt, den sieht Schöneberg nicht mehr." Schöneberg ist auch ein Westbezirk und zudem eine Hochburg von Mixheads. Sie treffen sich in konspirativen Kneipen, in denen vornehmlich jamaikanische Reggae-Musik oder Straight-Edge-Hardcore läuft. Im Gegensatz zu anderen Extremisten fehlt den Mixheads allerdings eine parteiliche Organisation. Dieses Umstand findet nicht nur Manske positiv, denn so fehlt den Halbglatzen das Geld für größer angelegte Aktionen gegen Ostdeutsche.
Standortwechsel. Vom äußersten Osten Berlins ins Zentrum, in die Akazienstraße in Berlin- Schöneberg. An einer Häuserwand lehnen zwei Mixheads. David und Francis seien ihre Namen, verraten sie. Sie verkaufen ostländerfeindliches Propagandamaterial wie Stadtpläne, in denen die Mauer wieder eingezeichnet ist und T- Shirts, auf denen "Sachsen raus!" steht. Die beiden sind vielleicht zwanzig Jahre alt und lachen permanent. Man sieht ihnen ihre Gefährlichkeit nicht an; sie wirken, als wären sie noch Pennäler. Von der Teilung des Landes dürften sie nicht mehr viel mitbekommen haben. Auf Nachfragen, ob es die Devotionalien auch in einem Ladengeschäft zu kaufen gäbe, erklärt David: "Nicht so direkt! Verstehste, das ist ja nicht ganz unproblematisch. Von wegen Staatsschutz, Racheakte." Wofür sich Leute rächen wollten, will keiner der beiden beantworten, das wisse man eben oder nicht. Und auf die Frage, warum sie so seien, antwortet David: "Wie sind wir denn? Bewegt eure Journalistenärsche zurück in den Scheißosten!"
Diese Reaktion ist nur allzu verständlich, haben die Mixheads doch große Angst davor, ins Visier der Medienbranche zu gelangen. Ihre Chancen seien größer, wenn sie unbemerkt blieben, erklärt Francis zum Abschied und gibt einem Passanten ein blaurotes Flugblatt. "Alle Ausländer nach Westdeutschland!" steht darauf geschrieben und ein Termin bei einem Bundestagsabgeordneten des Bezirks. Ein paar Straßen weiter liegt das Büro dieses Abgeordneten, der weder namentlich noch über seine Parteizugehörigkeit genannt werden will. Er erklärt einen der Hauptpläne der Mixhead-Bewegung: "Die Apfelstrategie - daher auch das Logo der Aktivisten. Wir wollen die Ostdeutschen nur noch unter ihresgleichen leben lassen, damit die Ausländerfeindlichkeit endgültig ad absurdum geführt wird", beschreibt der Politiker die diffusen Ideen einer Gruppe gewaltbereiter Chaoten. Von ihren brutalen Straftaten will der Volksvertreter nichts wissen: "Glauben Sie nicht, was Ihnen die Ostler erzählen. Die wollen doch nur von den Medien hofiert werden. Kann sein, daß da mal ein paar häßliche Worte gefallen sind, aber mehr auch nicht." An die Ereignisse, über die Manske berichtet hat, glaubt der aus Moers/Nordrhein-Westfalen stammende Bundestagsabgeordnete nicht. "Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der den Spitznamen 'Major' erhalten hat? Nach der Stasi-Auflösung mußte der sich eine neue Betätigung suchen. Immer schön archivieren, das können sie!" Der Mann macht nicht den Eindruck, als würde er sich schützend vor einen Ostdeutschen stellen, wenn dieser in seiner Anwesenheit von Mixheads geschlagen würde. Diese Haltung scheint bezeichnend für die Ignoranz oder gar das Wohlwollen, mit denen viele Vertreter der Gesellschaft diese neue Bewegung betrachten.
In Deutschland gibt es - als hätten wir nicht schon genug davon - also ein neues Problem. Nach mittlerweile zehn Jahren Deutscher Einheit haben sich die Menschen aus den beiden Teilen des Landes nicht angenähert, sich nicht verstehen und geschweige denn lieben gelernt. Natürlich gibt es einige Ausnahmen, aber auf der Straße wird immer mehr eine andere Sprache gesprochen, die primitivste, die Menschen überhaupt als Ausdrucksmittel haben: pure Gewalt. Der Westen hat sich an den rechtsextremen Schlägern in der ostdeutschen Provinz ein schlechtes Beispiel genommen und hat nun in Form der Mixheads seine eigene Jugendkrise. Quo vadis, Germania?
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Faction: Geschäftsideen. Geschmack verkehrt.
herr denes, 20:49Uhr
Da die letzten Interviews dieser Rubrik stets in gastronomischen Einrichtungen geführt wurden, hielt ich es für angebracht, in dieser Folge ein höchst seltsames Lokal vorzustellen - auch wenn dies ein wenig aus der Reihe ungewöhnlicher Berufsporträts herausfällt. Legitim ist es trotzdem, weil hinter dem Aachener Restaurant, das Sie im Folgenden ein wenig näher kennenlernen werden, die Idee eines Mannes steht, der schon seit Jahren ein Faible für unkonventionelle Existenzgründungen zu haben scheint.
Ramon Schulte erwartet mich an diesem Tag in seinem Lokal "Invers" und trägt eines dieser neumodischen "Innen-nach-außen"-Hemden, bei denen die Nähte auf der Oberfläche des Stoffes liegen. Er ist ein großer, hagerer Mann mit einer auffälligen, blaugerahmten Brille, und hat einen starren Blick, ungefähr so wie Christoph Daum oder Vera
Russwurm. Na ja, die Russwurm ist in diesem Zusammenhang vielleicht doch etwas unpassend, weil sein Blick nicht ganz so glubschäugig ist - aber Schultes Augen drücken ungefähr soviel Wärme aus wie die der Showmasterin. Nachdem ich das "Invers" betreten habe, bittet er mich, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, bei dem die Lehne nicht den Rücken, sondern den Bauch stützt.
FAKTENFIKTION: Hier ist einiges anders als in den Restaurants, die ich bisher aufgesucht habe.
Schulte: Si Senor! Das liegen Sie mal verdammt richtig.
FAKTENFIKTION: Ihr Lokal heißt "Invers" - vielleicht, weil hier alles umgekehrt ist?
Schulte: Yo! Wie Ihr Stuhl!
FAKTENFIKTION: Lassen Sie mich das einmal kurz durchspielen. Man kommt also hierher, um zu essenÖ
Schulte: Ja, aber zuerst einmal muß man zahlen.
FAKTENFIKTION: Ist das nicht sehr unhöflich? Kassieren, bevor man etwas geleistet hat?
Schulte: Nope! Das ist das Konzept. Außerdem fühlen sich die Gäste wohl, wenn sie wissen, wieviel sie der Genuß kostet. Und die Ober wissen gleich, wie gut das Trinkgeld war.
FAKTENFIKTION: Ach, Trinkgeld muß man auch geben?
Schulte: Muß, muß? Man muß nicht, aber es gehört sich doch.
FAKTENFIKTION: Und woher weiß der Gast, wie hoch seine Rechnung sein wird?
Schulte: Meistens geben die Gäste bestimmte Pauschalbeträge. Zum Beispiel 80 Mark (knapp öS 600,-; Anm. d Red.) für zwei Personen. Davor noch etwas Trinkgeld. Und dann schauen die Leute, wie weit sie damit kommen.
FAKTENFIKTION: Verstehe. Und wenn die Gäste nun sehr knausrig sind?
Schulte: Dann kriegen sie einen Gang weniger oder kleinere Portionen!
FAKTENFIKTION: Was passiert denn dann nach dem Bezahlen?
Schulte: Aber, Senor - denken Sie doch einfach mit!
FAKTENFIKTION: Zuerst kommt wahrscheinlich das Dessert auf den Tisch.
Schulte: Gar nicht schlecht. Es ist aber noch ein wenig mehr. Die Gäste werden von den Kellnern gefragt, ob es geschmeckt haben wird. Und da können unsere Kunden durch bestimmte Sätze beeinflussen, was sie bekommen. Dann lassen die Ober ihnen Zeit, um eine Zigarette zu rauchen.
FAKTENFIKTION: Das ist ja perfekt umgedreht. Erzählen Sie weiter!
Schulte: Tja, Gäste, die ein gutes Trinkgeld gegeben haben, kriegen dann erst einmal einen Digestiv oder einen Espresso "aufs Haus". Und dann kommt, wie Sie eben schon sagten, die Nachspeise.
FAKTENFIKTION: Da fängt dann so ein Mahl bei Ihnen mit Sorbet oder Mousse an?
Schulte: So ist es. Und natürlich mit den Getränken. Die sind ja genau wie bei einem normalen Restaurant.
FAKTENFIKTION: Bis auf die Gläser anscheinend, wie ich hier sehe.
Schulte (lacht): Naja, das mit dem Bierglas für den Wein ist ein neuer Versuch. Ich finde das zwar ein wenig affig, aber komischerweise sind die Gäste davon begeistert.
FAKTENFIKTION: Bleiben wir noch kurz beim Ablauf. Nach dem Nachtisch kommt was...?
Schulte: Die Hauptspeise natürlich. Erst die zusätzlichen Beilagen und dann das eigentliche Hauptgericht. Dann folgt meist der Salat und, wenn die Gäste vorher genug bezahlt haben, noch eine Suppe oder ein Nudelgericht.
FAKTENFIKTION: Pfui! Ihren Kunden muß sich da doch der Magen umdrehen. Kommt da irgend jemand wieder?
Schulte: Wir sind jeden Abend ausgebucht. Täglich ist die Hütte voll, sogar unter der Woche. Und das "Invers" hat viele Stammkunden.
FAKTENFIKTION: Wissen Sie, ich frage auch deswegen, weil ich schon länger vorhatte, Sie einmal näher vorzustellen. Das "Invers" ist ja nicht Ihr erster merkwürdiger Neuanfang, Herr Schulte.
Schulte: Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber das hat nichts mit meinem Lokal zu tun!
FAKTENFIKTION: Erzählen Sie doch mal von Ihrem Friseursalon!
Schulte: Das war eine tolle Sache für die Gäste. Das "Studio Diametral". Die Kunden kamen unzufrieden vom Friseur, und wir haben etwas aus ihnen gemacht.
FAKTENFIKTION: Vor allen Dingen Geld!
Schulte: Das ist jetzt aber doch sehr polemisch. Ich habe spießigen Leuten zu einer tollen Frisur verholfen. Daß ich dafür Geld genommen habe, ist doch nicht verwerflich. Ich bin schließlich nicht die Caritas.
FAKTENFIKTION: Sie haben den Leuten zu einer Tolle verholfen, muß es eher heißen. Damals zerzausten Sie den Kunden doch ohne Sinn, Verstand und Ausbildung die Haare.
Schulte: Was soll´s? Man hat das "Studio Diametral" ja ohnehin geschlossen.
FAKTENFIKTION: Ich kann mich aber noch an ein Kreditinstitut namens "Antipoden" erinnern, mit dem Sie Ihre umgedrehten Geschäftspraktiken auch schon ausprobierten.
Schulte: Ich möchte das Gespräch jetzt lieber beenden.
FAKTENFIKTION: Tja, dann danke ich Ihnen und wünsche noch viel Erfolg mit diesem Restaurant.
Struck: Danke und herzlich willkommen im "Invers"!
Ramon Schulte erwartet mich an diesem Tag in seinem Lokal "Invers" und trägt eines dieser neumodischen "Innen-nach-außen"-Hemden, bei denen die Nähte auf der Oberfläche des Stoffes liegen. Er ist ein großer, hagerer Mann mit einer auffälligen, blaugerahmten Brille, und hat einen starren Blick, ungefähr so wie Christoph Daum oder Vera
Russwurm. Na ja, die Russwurm ist in diesem Zusammenhang vielleicht doch etwas unpassend, weil sein Blick nicht ganz so glubschäugig ist - aber Schultes Augen drücken ungefähr soviel Wärme aus wie die der Showmasterin. Nachdem ich das "Invers" betreten habe, bittet er mich, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, bei dem die Lehne nicht den Rücken, sondern den Bauch stützt.
FAKTENFIKTION: Hier ist einiges anders als in den Restaurants, die ich bisher aufgesucht habe.
Schulte: Si Senor! Das liegen Sie mal verdammt richtig.
FAKTENFIKTION: Ihr Lokal heißt "Invers" - vielleicht, weil hier alles umgekehrt ist?
Schulte: Yo! Wie Ihr Stuhl!
FAKTENFIKTION: Lassen Sie mich das einmal kurz durchspielen. Man kommt also hierher, um zu essenÖ
Schulte: Ja, aber zuerst einmal muß man zahlen.
FAKTENFIKTION: Ist das nicht sehr unhöflich? Kassieren, bevor man etwas geleistet hat?
Schulte: Nope! Das ist das Konzept. Außerdem fühlen sich die Gäste wohl, wenn sie wissen, wieviel sie der Genuß kostet. Und die Ober wissen gleich, wie gut das Trinkgeld war.
FAKTENFIKTION: Ach, Trinkgeld muß man auch geben?
Schulte: Muß, muß? Man muß nicht, aber es gehört sich doch.
FAKTENFIKTION: Und woher weiß der Gast, wie hoch seine Rechnung sein wird?
Schulte: Meistens geben die Gäste bestimmte Pauschalbeträge. Zum Beispiel 80 Mark (knapp öS 600,-; Anm. d Red.) für zwei Personen. Davor noch etwas Trinkgeld. Und dann schauen die Leute, wie weit sie damit kommen.
FAKTENFIKTION: Verstehe. Und wenn die Gäste nun sehr knausrig sind?
Schulte: Dann kriegen sie einen Gang weniger oder kleinere Portionen!
FAKTENFIKTION: Was passiert denn dann nach dem Bezahlen?
Schulte: Aber, Senor - denken Sie doch einfach mit!
FAKTENFIKTION: Zuerst kommt wahrscheinlich das Dessert auf den Tisch.
Schulte: Gar nicht schlecht. Es ist aber noch ein wenig mehr. Die Gäste werden von den Kellnern gefragt, ob es geschmeckt haben wird. Und da können unsere Kunden durch bestimmte Sätze beeinflussen, was sie bekommen. Dann lassen die Ober ihnen Zeit, um eine Zigarette zu rauchen.
FAKTENFIKTION: Das ist ja perfekt umgedreht. Erzählen Sie weiter!
Schulte: Tja, Gäste, die ein gutes Trinkgeld gegeben haben, kriegen dann erst einmal einen Digestiv oder einen Espresso "aufs Haus". Und dann kommt, wie Sie eben schon sagten, die Nachspeise.
FAKTENFIKTION: Da fängt dann so ein Mahl bei Ihnen mit Sorbet oder Mousse an?
Schulte: So ist es. Und natürlich mit den Getränken. Die sind ja genau wie bei einem normalen Restaurant.
FAKTENFIKTION: Bis auf die Gläser anscheinend, wie ich hier sehe.
Schulte (lacht): Naja, das mit dem Bierglas für den Wein ist ein neuer Versuch. Ich finde das zwar ein wenig affig, aber komischerweise sind die Gäste davon begeistert.
FAKTENFIKTION: Bleiben wir noch kurz beim Ablauf. Nach dem Nachtisch kommt was...?
Schulte: Die Hauptspeise natürlich. Erst die zusätzlichen Beilagen und dann das eigentliche Hauptgericht. Dann folgt meist der Salat und, wenn die Gäste vorher genug bezahlt haben, noch eine Suppe oder ein Nudelgericht.
FAKTENFIKTION: Pfui! Ihren Kunden muß sich da doch der Magen umdrehen. Kommt da irgend jemand wieder?
Schulte: Wir sind jeden Abend ausgebucht. Täglich ist die Hütte voll, sogar unter der Woche. Und das "Invers" hat viele Stammkunden.
FAKTENFIKTION: Wissen Sie, ich frage auch deswegen, weil ich schon länger vorhatte, Sie einmal näher vorzustellen. Das "Invers" ist ja nicht Ihr erster merkwürdiger Neuanfang, Herr Schulte.
Schulte: Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber das hat nichts mit meinem Lokal zu tun!
FAKTENFIKTION: Erzählen Sie doch mal von Ihrem Friseursalon!
Schulte: Das war eine tolle Sache für die Gäste. Das "Studio Diametral". Die Kunden kamen unzufrieden vom Friseur, und wir haben etwas aus ihnen gemacht.
FAKTENFIKTION: Vor allen Dingen Geld!
Schulte: Das ist jetzt aber doch sehr polemisch. Ich habe spießigen Leuten zu einer tollen Frisur verholfen. Daß ich dafür Geld genommen habe, ist doch nicht verwerflich. Ich bin schließlich nicht die Caritas.
FAKTENFIKTION: Sie haben den Leuten zu einer Tolle verholfen, muß es eher heißen. Damals zerzausten Sie den Kunden doch ohne Sinn, Verstand und Ausbildung die Haare.
Schulte: Was soll´s? Man hat das "Studio Diametral" ja ohnehin geschlossen.
FAKTENFIKTION: Ich kann mich aber noch an ein Kreditinstitut namens "Antipoden" erinnern, mit dem Sie Ihre umgedrehten Geschäftspraktiken auch schon ausprobierten.
Schulte: Ich möchte das Gespräch jetzt lieber beenden.
FAKTENFIKTION: Tja, dann danke ich Ihnen und wünsche noch viel Erfolg mit diesem Restaurant.
Struck: Danke und herzlich willkommen im "Invers"!
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Faction: Fahrkarten für's Liebesglück.
herr denes, 20:46Uhr
Warum denkt man bei Schwaben bloß immer nur an Spätzle, Spießer und Spielverderber? Da muß es doch mehr geben...
FAKTENFIKTION: Wie lange fährt man von Biberach nach Ulm, Jockle?
Jockle: 25 Minuten.
FAKTENFIKTION: Und das reicht?
Jockle: Manchmal ja, manchmal nein. Wenn ich auf Partnersuche bin, wie man so sagt, nehm´ ich auch gern die Strecke nach Lindau. Da am Bodensee sind eh die besseren Mädels.
FAKTENFIKTION: Wieviel Zeit haben Sie auf der Lindau-Verbindung?
Jockle: Genug - aber das kommt natürlich teurer. Dafür hab´ ich 75 Minuten, also eine und dann noch eine Viertelstunde. Da ist die Chance größer. Und ich habe ohnehin eine Jahresnetzkarte für den Abschnitt von Ulm nach Lindau. Da liegt ja Biberach mittendrin.
FAKTENFIKTION: Das mit der Zeit dürfte jetzt klar sein. Aber wie läuft denn das Kennenlernen ab?
Jockle: Ich fahre also mit dem Regionalzug los und habe mein Monatsticket in der Tasche und dann immer noch einen anderen Fahrschein. Das ist nämlich so bei uns: Da direkt drin im Zug selbst kannst du nix mehr lösen. Kommt dann eine Kontrolle und du hast kein Ticket, mußt was zahlen.
FAKTENFIKTION: Erhöhtes Beförderungsentgeld?
Jockle: Freile!
FAKTENFIKTION: Wie hoch ist das?
Jockle: Das sind 40 Euro, plus der Preis für des reguläre Ticket.
FAKTENFIKTION: Und was hat das mit der Partnersuche zu tun?
Jockle: Ja, also ich setze mich immer gegen Fahrtrichtung auf so einen Doppelsitzer, ganz am Ende vom Großraumwagen. Da hat man zwei Waggons im Blick. Wenn dann der Schaffner kommt, läuft der immer in Fahrtrichtung. Ich sehe dann also, wen er kontrolliert und wer ein Ticket hat.
FAKTENFIKTION: Interessant. Und weiter?
Jockle: Manchmal sehe ich dann Leute ohne Ticket, und dann springe ich auf. Ich gehe zum Schaffner und sage ihm, daß das meine Freundin ist und wir hätten uns gestritten. Ich zeige ihm dann meine Monatskarte und den zusätzlichen Fahrschein.
FAKTENFIKTION: Das war zu erwarten. Wie reagieren die Schwarzfahrerinnen?
Jockle: Das ist mein Problem. Mal so, mal so. Was ein gescheites Mädel ist, die stimmt mir zu und tut dann vor dem Schaffner so, als hätten wir uns echt gestritten. Die sagt dann: "Ja, genau. Gib mir meinen Fahrschein und zieh ab!"
FAKTENFIKTION: Das ist nicht gescheit, sondern unverschämt!
Jockle: Sehen Sie, das denke ich auch. Aber ich bin ein einfacher Mann. Wenn das Mädel denkt: "So ein Typ, der will m i c h anbaggern?", dann kann ich der das ja auch nicht übelnehmen, net?
FAKTENFIKTION: Wie hoch ist denn die "Durchfallquote"?
Jockle: 97 Prozent - ich hab´ das mit Hilfe eines Freundes mal ausgerechnet.
FAKTENFIKTION: Heißt das, daß es schon dreimal geklappt hat?
Jockle: Nicht direkt.
FAKTENFIKTION: Sondern?
Jockle: Nun ja. Freile hätte es dreimal geklappt, aber bei uns, hier in der Region, da fahren nicht so viele Frauen schwarz.
FAKTENFIKTION: Nun mal Butter bei die Fische! Wie viele Frauen haben Sie auf diese Weise kennengelernt?
Jockle: Jo, kennengelernt habe ich doch einige. Bestimmt an die zwanzig.
FAKTENFIKTION: Und wie viele ... na ja, Sie wissen schon?
Jockle: Das kann man im Nachhinein ganz schwer sagen. Letztendlich liegt es ja an mir. Ich mein´, über die Geschichte mit dem zweiten Fahrschein kommt man ins Gespräch. Dann trifft man sich vielleicht mal zwanglos auf ein Gläschen Erdbeerbowle. Und...
FAKTENFIKTION: Wie viele?
Jockle: Zwei. Eigentlich nur eine.
FAKTENFIKTION: Überlegen Sie sich vielleicht schon eine neue Masche?
Jockle: Nein, überhaupt nicht. Ich denke stark über einen Umzug in ein Ballungszentrum nach. Da sind mehr Schwarzfahrer. Dort, das ist dort auch ein ganz anderes Klima. Da wird auch die Inspiration geschätzt.
FAKTENFIKTION: Sie sind momentan Single?
Jockle: Freile!
FAKTENFIKTION: Wie lange fährt man von Biberach nach Ulm, Jockle?
Jockle: 25 Minuten.
FAKTENFIKTION: Und das reicht?
Jockle: Manchmal ja, manchmal nein. Wenn ich auf Partnersuche bin, wie man so sagt, nehm´ ich auch gern die Strecke nach Lindau. Da am Bodensee sind eh die besseren Mädels.
FAKTENFIKTION: Wieviel Zeit haben Sie auf der Lindau-Verbindung?
Jockle: Genug - aber das kommt natürlich teurer. Dafür hab´ ich 75 Minuten, also eine und dann noch eine Viertelstunde. Da ist die Chance größer. Und ich habe ohnehin eine Jahresnetzkarte für den Abschnitt von Ulm nach Lindau. Da liegt ja Biberach mittendrin.
FAKTENFIKTION: Das mit der Zeit dürfte jetzt klar sein. Aber wie läuft denn das Kennenlernen ab?
Jockle: Ich fahre also mit dem Regionalzug los und habe mein Monatsticket in der Tasche und dann immer noch einen anderen Fahrschein. Das ist nämlich so bei uns: Da direkt drin im Zug selbst kannst du nix mehr lösen. Kommt dann eine Kontrolle und du hast kein Ticket, mußt was zahlen.
FAKTENFIKTION: Erhöhtes Beförderungsentgeld?
Jockle: Freile!
FAKTENFIKTION: Wie hoch ist das?
Jockle: Das sind 40 Euro, plus der Preis für des reguläre Ticket.
FAKTENFIKTION: Und was hat das mit der Partnersuche zu tun?
Jockle: Ja, also ich setze mich immer gegen Fahrtrichtung auf so einen Doppelsitzer, ganz am Ende vom Großraumwagen. Da hat man zwei Waggons im Blick. Wenn dann der Schaffner kommt, läuft der immer in Fahrtrichtung. Ich sehe dann also, wen er kontrolliert und wer ein Ticket hat.
FAKTENFIKTION: Interessant. Und weiter?
Jockle: Manchmal sehe ich dann Leute ohne Ticket, und dann springe ich auf. Ich gehe zum Schaffner und sage ihm, daß das meine Freundin ist und wir hätten uns gestritten. Ich zeige ihm dann meine Monatskarte und den zusätzlichen Fahrschein.
FAKTENFIKTION: Das war zu erwarten. Wie reagieren die Schwarzfahrerinnen?
Jockle: Das ist mein Problem. Mal so, mal so. Was ein gescheites Mädel ist, die stimmt mir zu und tut dann vor dem Schaffner so, als hätten wir uns echt gestritten. Die sagt dann: "Ja, genau. Gib mir meinen Fahrschein und zieh ab!"
FAKTENFIKTION: Das ist nicht gescheit, sondern unverschämt!
Jockle: Sehen Sie, das denke ich auch. Aber ich bin ein einfacher Mann. Wenn das Mädel denkt: "So ein Typ, der will m i c h anbaggern?", dann kann ich der das ja auch nicht übelnehmen, net?
FAKTENFIKTION: Wie hoch ist denn die "Durchfallquote"?
Jockle: 97 Prozent - ich hab´ das mit Hilfe eines Freundes mal ausgerechnet.
FAKTENFIKTION: Heißt das, daß es schon dreimal geklappt hat?
Jockle: Nicht direkt.
FAKTENFIKTION: Sondern?
Jockle: Nun ja. Freile hätte es dreimal geklappt, aber bei uns, hier in der Region, da fahren nicht so viele Frauen schwarz.
FAKTENFIKTION: Nun mal Butter bei die Fische! Wie viele Frauen haben Sie auf diese Weise kennengelernt?
Jockle: Jo, kennengelernt habe ich doch einige. Bestimmt an die zwanzig.
FAKTENFIKTION: Und wie viele ... na ja, Sie wissen schon?
Jockle: Das kann man im Nachhinein ganz schwer sagen. Letztendlich liegt es ja an mir. Ich mein´, über die Geschichte mit dem zweiten Fahrschein kommt man ins Gespräch. Dann trifft man sich vielleicht mal zwanglos auf ein Gläschen Erdbeerbowle. Und...
FAKTENFIKTION: Wie viele?
Jockle: Zwei. Eigentlich nur eine.
FAKTENFIKTION: Überlegen Sie sich vielleicht schon eine neue Masche?
Jockle: Nein, überhaupt nicht. Ich denke stark über einen Umzug in ein Ballungszentrum nach. Da sind mehr Schwarzfahrer. Dort, das ist dort auch ein ganz anderes Klima. Da wird auch die Inspiration geschätzt.
FAKTENFIKTION: Sie sind momentan Single?
Jockle: Freile!
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Faction: La selezione... [Rap-Kochbuch, Trendvorhersage,
herr denes, 20:41Uhr
Ab heute auf FaktenFiktion - The best of Faction. "Faction" ist der Name einer Rubrik mit fiktionalen Beiträgen, die ich einige Jahre lang im EVOLVER veröffentlicht habe.
Hier kommen einige fiktionale Nachrichten zum Auftakt:
.Gourmet-Gangsta
Rap und HipHop erfreuen sich bei den Teenies nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Dieser Umstand schlägt sich auch in wiederkehrenden hohen Charts-Plazierungen der einschlägigen Acts nieder. Einer dieser Pop-Promis ist LL Cool J, ganz nebenbei einer der Pioniere des Gangsta-Rap. Der hat kürzlich bei einem Vortrag an der Academy for Popular Music Research (APMR) in Boston über den Mangel an frischen, neuen Ideen in der auch von ihm gefüllten Musiksparte referiert: "Etwas wirklich Neues gab es seit fünf Jahren nicht mehr." Der Altmeister kritisierte nicht nur, sondern stellte auch gleich sein neues Projekt vor, das ohne Frage frischen Wind in die Szene der bösen Buben wehen wird. LL Cool J bringt im August dieses Jahres sein neues Album heraus, auf dem sich 14 gerappte Kochrezepte befinden werden. Die Tracklist mutet lecker an, finden sich doch Songtitel wie "Ghetto-Turkey à la Hollandaise" oder "I´ve Got Her Witta Halibut" wieder. Den Vogel schießt allerdings die erste Single ab - sie heißt "One Fork in My Knuckle of Pork". Guten Appetit.
.Rasieren ist passé
Frauen haben die Last des Kinderkriegens zu tragen, Männer müssen sich dagegen mindestens dreimal in der Woche rasieren. Am "Problem" der Schwangerschaft arbeitet die Gentechnik, doch die Sache mit dem Rasieren scheint bereits gelöst. Noch in diesem Jahr kommt eine neue Creme auf den Markt, die "Rasura" heißen und dem Mann das lästige Kürzen seines Bartwuchses ersparen soll. Das Wundermittel braucht nur jeden Morgen, gleich nach dem Aufstehen, auf die Stoppeln aufgetragen und nach einer halben Stunde mit warmem Wasser abgewaschen zu werden. Der amerikanische Hersteller weist in der Produktbeschreibung darauf hin, daß es sich nicht um eine gewöhnliche Enthaarungscreme handle, sondern um eine Art chemische Rasur, bei der die Stoppeln zersetzt würden, ohne daß die feine Haut des männlichen Gesichtes dabei Schaden erleide.
. Absehbare Trends
Es gibt Soziologen, die als Streetworker arbeiten und es gibt Soziologen, die Selbsthilfegruppen leiten. Marc Boschwil ist auch Soziologe, aber er beschäftigt sich lieber mit Trends und hat gerade seine Diplomarbeit mit dem Titel "Luhmann in Jeans" fertigstellt. Die größte Leistung des Studenten der Universität Göttingen ist dabei die Konstruktion einer Trenduhr für Modeerscheinungen, mit der man hinreichend genau das Wiederaufflammen bestimmter Stile vorhersagen kann. So sieht er für das Jahr 2006 in der Sommermode ein Crossover-Revival aus Flowerpower- und Clubstyle-Klamotten vorher. Wie der Titel seiner demnächst als Taschenbuch veröffentlichten Abschlußarbeit schon vermuten läßt, bedient er sich der Wellenmetapher aus Niklas Luhmanns Systemtheorie, die besagt, daß sich die Geschichte in ihrer Intensität wie eine Welle fortsetzt.
Hier kommen einige fiktionale Nachrichten zum Auftakt:
.Gourmet-Gangsta
Rap und HipHop erfreuen sich bei den Teenies nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Dieser Umstand schlägt sich auch in wiederkehrenden hohen Charts-Plazierungen der einschlägigen Acts nieder. Einer dieser Pop-Promis ist LL Cool J, ganz nebenbei einer der Pioniere des Gangsta-Rap. Der hat kürzlich bei einem Vortrag an der Academy for Popular Music Research (APMR) in Boston über den Mangel an frischen, neuen Ideen in der auch von ihm gefüllten Musiksparte referiert: "Etwas wirklich Neues gab es seit fünf Jahren nicht mehr." Der Altmeister kritisierte nicht nur, sondern stellte auch gleich sein neues Projekt vor, das ohne Frage frischen Wind in die Szene der bösen Buben wehen wird. LL Cool J bringt im August dieses Jahres sein neues Album heraus, auf dem sich 14 gerappte Kochrezepte befinden werden. Die Tracklist mutet lecker an, finden sich doch Songtitel wie "Ghetto-Turkey à la Hollandaise" oder "I´ve Got Her Witta Halibut" wieder. Den Vogel schießt allerdings die erste Single ab - sie heißt "One Fork in My Knuckle of Pork". Guten Appetit.
.Rasieren ist passé
Frauen haben die Last des Kinderkriegens zu tragen, Männer müssen sich dagegen mindestens dreimal in der Woche rasieren. Am "Problem" der Schwangerschaft arbeitet die Gentechnik, doch die Sache mit dem Rasieren scheint bereits gelöst. Noch in diesem Jahr kommt eine neue Creme auf den Markt, die "Rasura" heißen und dem Mann das lästige Kürzen seines Bartwuchses ersparen soll. Das Wundermittel braucht nur jeden Morgen, gleich nach dem Aufstehen, auf die Stoppeln aufgetragen und nach einer halben Stunde mit warmem Wasser abgewaschen zu werden. Der amerikanische Hersteller weist in der Produktbeschreibung darauf hin, daß es sich nicht um eine gewöhnliche Enthaarungscreme handle, sondern um eine Art chemische Rasur, bei der die Stoppeln zersetzt würden, ohne daß die feine Haut des männlichen Gesichtes dabei Schaden erleide.
. Absehbare Trends
Es gibt Soziologen, die als Streetworker arbeiten und es gibt Soziologen, die Selbsthilfegruppen leiten. Marc Boschwil ist auch Soziologe, aber er beschäftigt sich lieber mit Trends und hat gerade seine Diplomarbeit mit dem Titel "Luhmann in Jeans" fertigstellt. Die größte Leistung des Studenten der Universität Göttingen ist dabei die Konstruktion einer Trenduhr für Modeerscheinungen, mit der man hinreichend genau das Wiederaufflammen bestimmter Stile vorhersagen kann. So sieht er für das Jahr 2006 in der Sommermode ein Crossover-Revival aus Flowerpower- und Clubstyle-Klamotten vorher. Wie der Titel seiner demnächst als Taschenbuch veröffentlichten Abschlußarbeit schon vermuten läßt, bedient er sich der Wellenmetapher aus Niklas Luhmanns Systemtheorie, die besagt, daß sich die Geschichte in ihrer Intensität wie eine Welle fortsetzt.
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Samstag, 31. Januar 2004
Zu wahr 6
herr denes, 23:34Uhr
3 Ereignisse, die keine Nachricht geworden sind.
Gastautoren bitte losschreiben.
[Ich behalte mir vor, Beiträge nach egozentrisch-subjektiven und geschmäcklerischen Kriterien zu kürzen oder gar zu löschen.]
Eine Verwaltungsfachangestellte, die nach einer Abendveranstaltung der männlichen Strippergruppe "Chippendales" sagt: "Da waren ja gar keine Puller zu sehen."
Ein neuer bulgarischer Bundesligafußballer, der auf der Pressekonferenz zu einer Vorstellung absolut akzentfrei sagt: „Ich bin der deutschen Sprache nicht mächtig.“
der rentner der den schnorrenden punk anschreit wo sein hund sei, woraufhin der punk zugeben muss: „ich habe gar keinen hund.“
Gastautoren bitte losschreiben.
[Ich behalte mir vor, Beiträge nach egozentrisch-subjektiven und geschmäcklerischen Kriterien zu kürzen oder gar zu löschen.]
Eine Verwaltungsfachangestellte, die nach einer Abendveranstaltung der männlichen Strippergruppe "Chippendales" sagt: "Da waren ja gar keine Puller zu sehen."
Ein neuer bulgarischer Bundesligafußballer, der auf der Pressekonferenz zu einer Vorstellung absolut akzentfrei sagt: „Ich bin der deutschen Sprache nicht mächtig.“
der rentner der den schnorrenden punk anschreit wo sein hund sei, woraufhin der punk zugeben muss: „ich habe gar keinen hund.“
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Zu wahr... - Für alle!
herr denes, 23:29Uhr
Warum soll ich die geträumten Belanglosigkeiten und profan-perfiden Alltagsbeobachtungen eigentlich nur alleine zusammen stellen? Wer sich angesprochen fühlt und die technischen sowie administrativen Voraussetzungen erfüllt, ist herzlich eingeladen, an "Zu wahr" mitzuwirken.
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