Sonntag, 9. Januar 2005
Schönes Fotoblog sucht Leser
herr denes, 16:50Uhr
Mir nur zu(ge)fall(en): Phlows Berliner Photoblog. Mit dem neuen BVG-Doppeldecker, der Buddy-Bären-Paraden und vielen Westberliner-Alltagsimpressionen .
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Montag, 12. Juli 2004
Special Guest 2
herr denes, 23:09Uhr
- Leser: Herr Denes, können Sie den Lesern nicht noch einmal ihre Kolumne "Special Guest Berlin" anbieten?"
herr d.: Sie meine die aus dem Evolver? Die schon Jahre alt ist, die Peter Hiess zurecht redigiert hat und die so gut wie keinen Erfolg bei den Lesern hatte?
Leser: Ja genau. Die mit den kleinen, meist erfundenen Berlin-Anekdoten. Die Sie offenbar nur geschrieben haben, weil Sie sich über die Pop-Literaten auf den berlin_Seiten der FAZ und der Süddeutschen Zeitung aufgeregt haben.
herr d.: Ich weiß. Ich erinnere mich. Nun gut. Wenn es Ihr Wunsch ist, dann stelle ich Sie hier bei FaktenFiktion ein.
Folge 2: Friedenau
Wenn ich die Wohngegend, in der ich seit einigen Jahren lebe, beschreiben müßte, würde ich sagen: grün, aber doch zentral, metropolenhaft, aber auch proviziell, teuer, aber nicht überteuert. Vor einigen Wochen besuchte mich ein Freund aus Landshut und wohnte in meiner kleinen, netten Wohnung. Und gerade bei diesem Aufenthalt wollte es der Marc ganz genau wissen: "Wo genau auf Berlin bezogen wohnst du eigentlich?" fragte er in einem für solch eine Frage sehr ungünstigen Moment. In jeder anderen Stadt darf man so etwas sicherlich im Treppenhaus fragen, wenn die ältere Dame, die neben einem wohnt, an einem vorbeigeht und der Hausmeister die Stufen bohnert. In Berlin ist das ein großer Fehler.Denn bevor ich noch antworten konnte, nahm mir meine Nachbarin, Frau Henkel, diese Aufgabe ab: "Wir sind hier in Friedenau, dit iss n Ortsteil von Berlin inner Mitte des Südens", sagte sie mit einem Nicken, welches den Nachdruck ihrer Worte verstärkte. Marc verstand noch nicht und ignorierte auch mein Zupfen an seinem Ärmel. Vermutlich wollte er es nicht verstehen: "Wie jetzt, ein 'Ortsteil', ich dachte, bei Städten nennt man das 'Bezirk'?" lautete seine Frage. Frau Henkel triumphierte: "Tja, junger Mann, denken wohl, ich bin schon etwas rieselig im Hirn. Ick weeß, daß dit Bezürk heißt, aba Friedenau iss keeen eijena Bezürk, sondern wiederum n Teil von nem Bezürk und dit nennt man nen Ortsteil", erklärte die ehemalige Einzelhandelskauffrau.
Ich ging behutsam zwei Stufen weiter, weil ich es mir mit Frau Henkel nicht verscherzen und trotzdem das Gespräch beenden wollte. Doch diese Geste kam zu spät, denn jetzt schaltete sich auch Herr Vetter in das Pläuschchen ein: "Wenn Sie so schlau sind", sprach er zu Frau Henkel, "wie heißt denn der Bezirk, zu dem Friedenau gehört?" Sie antwortete prompt und selbstsicher: "Steglitz. Dit müßten Sie doch wissen, schließlich mußten Sie sisch ja ooch beim Landeseinwohneramt Steglitz anmelden!" "Ja, aber unsere Post kommt vom Briefverteiler Schöneberg, und so ist auch die Postleitzahl. Und die Parkvignette für unseren Jetta haben wir auch in Schöneberg beantragt, das ist nämlich der Bezirk, zu dem der Ort Friedenau einmal gehört hat", konterte Vetter.
Marc hatte wohl auch gehört und folgte mir auf der Treppe, Frau Henkel und Herr Vetter störte es allerdings nicht die Bohne, daß wir uns aus dem Kaffeekränzchen verabschiedet hatten. Als ich eine halbe Stunde später den Müll herunterbrachte, stritten sie über die bevorstehende Bezirksreform, bei der Steglitz mit Zehlendorf fusionieren wird und eben nicht mit Schöneberg, was unser Hausmeister "alleine schon aus historischen Gründen" bevorzugt hätte. Als ich wieder oben war, zeigte ich Marc auf meinem Faltplan von Berlin die genaue Lage unseres Hauses. "Dankeschön!" sagte er.
Original im Evolver-Archiv
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Montag, 28. Juni 2004
Beitrags-Recycling auf hohem Niveau...
herr denes, 13:45Uhr
- Leser: Herr Denes, können Sie den Lesern nicht noch einmal ihre Kolumne "Special Guest Berlin" anbieten?"
herr d.: Sie meine die aus dem Evolver? Die schon Jahre alt ist, die Peter Hiess zurecht redigiert hat und die so gut wie keinen Erfolg bei den Lesern hatte?
Leser: Ja genau. Die mit den kleinen, meist erfundenen Berlin-Anekdoten. Die Sie offenbar nur geschrieben haben, weil Sie sich über die Pop-Literaten auf den berlin_Seiten der FAZ und der Süddeutschen Zeitung aufgeregt haben.
herr d.: Ich weiß. Ich erinnere mich. Nun gut. Wenn es Ihr Wunsch ist, dann stelle ich Sie hier bei FaktenFiktion ein.
Folge 1: Feuer geben ist seliger denn Feuer nehmen
Letzte Woche ist mir etwas ganz Unangenehmes passiert. Ich wartete auf dem U-Bahnhof Spichernstraße - es war Freitagnacht -, wollte eine Zigarette rauchen, weil ich etwas viel getrunken hatte, und suchte vergeblich mein Feuerzeug. Leider war aber außer mir niemand auf dem Bahnsteig. Ich war erleichert, als ein Zug in der Gegenrichtung einfuhr, und sprach einer der Aussteigenden an. Der Typ sah nicht nur aus wie ein Raucher, er roch auch noch so."Entschuldigen Sie, haben Sie vielleicht einmal Feuer für mich?" sprach ich ihn auf die höflichste aller möglichen Arten an. "Ja, im Prinzip schon. Aber ich habe jetzt ehrlich überhaupt keine Zeit!" entgegnete er, und ich wandte mich, wie man das nach so einer plumpen Abfuhr tut, schnell ab - auch, um nach einem anderen Spender Ausschau zu halten. Ich dachte mir gerade, was für ein Arschloch dieser Typ sein müsse, hätte es doch höchstens zehn Sekunden gedauert, bis er hätte weiterlaufen können, als er mich ansprach: "Hallo, junger Mann! Damit Sie mich nicht falsch verstehen", sagte er wild gestikulierend, "Sonst gebe ich immer Feuer. Ich weiß doch, wie das ist, wenn man als Raucher kein Feuerzeug hat, nicht? Aber im Moment habe ich wirklich keine Zeit für so etwas, nicht?"
Ich hatte noch nicht mitbekommen, daß er jeden Satz mit der Fragefloskel "nicht?" beendete und antwortete daher: "Woher soll ich denn wissen, daß Sie jetzt keine Zeit haben?" Damit schien ich ihn getroffen zu haben: "Nun werden Sie mal nicht frech, nicht! Immerhin haben Sie ja ein Anliegen, nicht? Ein vernünftiger Raucher hat immer ein Feuerzeug dabei, nicht? Ich würde Ihnen bestimmt Feuer geben, aber meine Schwägerin, die will gleich einen Film aufnehmen, und die kann doch den Videorekorder nicht programmieren, nicht? Sonst hätte ich Ihnen bestimmt Feuer gegeben."
weiter
Nun hatte ich gar keine Lust mehr, eine zu rauchen, bedankte mich bei dem Mann, und ging wieder auf die richtige Seite des Bahnsteigs. Er verfolgte mich. "Interessiert Sie gar nicht, was für einen Film sich meine Schwägerin aufzeichnen will?" "Nein!" sagte ich bestimmt. "Das ist so ein Heimatfilm, nicht? Wissen Sie, mit heiler Welt und Almen, was Bayerisches! Da kommt die Zenzi drin vor und große Liebe, nicht!" "Danke, ich weiß, was ein Heimatfilm ist!" versuchte ich seinen Redeschwall zu stoppen. "Ach, Sie mögen die Filme auch? Also, mein Fall sind die ja offengestanden nicht, aber ich kann das schon verstehen. Wenn man vielleicht aus zerrütteten Verhältnissen kommt oder als Scheidungskind, nicht? Der ganze Kitsch und das Schmalz, das kann so jemandem dann ja auch vielleicht ganz gut gefallen!"
Ich hoffe immer stärker auf das baldige Eintreffen meines Zuges. "Hören Sie!" redete er weiter. "Ich möchte hier nicht, daß Sie sich doof vorkommen müssen, weil Sie Heimatfilme mögen. Das finde ich, mal offen gesagt, überhaupt nicht schlimm. Ich meinte ja nur, daß ich persönlich da nicht so drauf stehe." "Hatten Sie nicht gesagt, daß Sie es eilig hätten?" konterte ich. "Ach!" sagte er und strahlte über das ganze pausbäckige Gesicht, "Das finde ich aber jetzt ganz super. Sie haben das wirklich anerkannt. Sie haben richtig nachvollzogen, wieso ich Ihnen kein Feuer geben kann. Nein, also das macht mich jetzt wirklich froh." Jetzt mußte ich doch explizit werden: "Hören Sie, warum gehen Sie nicht zu ihrer Schwägerin und lassen mich hier einfach in Ruhe?" "Na, wenn ich ihnen schon nicht Feuer geben kann, da dachte ich, muß ich Sie ein wenig unterhalten, nicht. Sie können mir doch nicht erzählen, daß Sie keine Probleme haben. Nachts auf einem U-Bahnhof, nicht!" "Wie meinen Sie das?", fragte ich zurück. "Na, der nächste Zug in Richtung Steglitz kommt erst wieder morgen früh, in viereinhalb Stunden. Was sollte man also hier machen?"
Bevor der Kerl mir noch weiter auf die Nerven gehen konnte, bin ich dann zur Fahrplantafel gegangen und mußte feststellen, daß er recht hatte. Es ist wohl an dieser Stelle nicht nötig, zu beschreiben, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Viel Zeit zum Überlegen hatte ich auch nicht, denn der einzige Mensch, der in diesem Augenblick auch auf dem U-Bahnhof Spichernstraße war, sprach mich erneut an: "Hören Sie, der Bahnhof wird gleich geräumt und abgeschlossen, nicht. Sie können gerne mit zu meiner Schwägerin. Die mag ja schließlich auch Heimatfilme gerne. Hat im Moment genausolche Probleme wie Sie, nicht!" Ich sah nur noch eine Möglichkeit und rannte den Bahnsteig entlang, die Treppen zum Bahnhofsvorbau hoch und aus der Station heraus. Vor dem Bahnhof stand ein Verkäufer der Abendzeitung, rauchte eine und gab mir Feuer.
"Bitteschön!" sagte er dabei.
Original im Evolver-Archiv
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