Dienstag, 8. März 2005
Landpaula schreibt aus Warschau: "Schlimmer als die Ölsardinen"
herr denes, 08:47Uhr
Ich muss gestehen, ich fahre unheimlich gern mit Bus und Bahn durch Warschau. Ja, das Öffentliche Nahverkehrssystem ist das reinste Chaos. Es ist voll, ständig wird gedrängelt und manche Fahrten sind das reinste Abenteuer. Aber Bus- und Bahnfahren ist extrem billig (Tageskarte 0,60 €, Wochenkarte 6,- €, Monatskarte 17 €), es ist kuschlig warm und nirgendwo sonst kann man soviele Warschauer in Ruhe beobachten.
In Warschau gibt es zich Busse, nicht ganz soviele Trams und eine U-Bahn. Damit ist wirklich nur eine U-Bahn-Strecke gemeint. Die Linie führt von Nord nach Süd, wurde vor knapp zehn Jahren eröffnet und wird ständig erweitert. Ungefähr alle drei Minuten kommt eine Bahn, trotzdem sind die Wagen proppevoll. Einen Sitzplatz kann man sich abschminken. Stehen ist bei minderer Körpergröße aber auch problematisch. Wird man durch die Massen in die Mitte des Wagens gedrängt, kann man sich nur oben an Handschlaufen festhalten. Wenn man rankommt. Ich steig jetzt immer als Letzte ein, dann ist mir ein Platz vorne an der Tür sicher. Das ist auch nicht ohne. Die U-Bahnen sind mit Haltestangen nicht gerade üppig ausgestattet. Also drängeln sich mehrere Arme an eine Stange. Je nach Körpergröße über meinem Kopf hinweg, an Nase oder Brust vorbei.
Mit der Straßenbahn kommt man am entspanntesten durch Warschau. Da die Trams auf einem eigenen Gleisbett fahren, sind sie meistens pünktlich.[Anm. des Blog-Hrsg.: Auf einem Gleisbett liegen dann noch das Schienen und Schwellen, das Gleis also, und auf dem fahren Züge. Die Trias dieser Elemente nennt sich Gleiskörper.] Die Wagen sind natürlich so richtig schön alt und ruckeln ordentlich beim Fahren. Aber die Sitzplätze sind das beste. Breit, meistens vom Vorgänger vorgewärmt und mit Passform. Für XXL-Hintern quasi.
Am allerallerliebsten bin ich mit dem Bus unterwegs. Hier fahren noch einen Haufen alter Ikarus-Busse rum. In die passen so richtig schön viele Menschen. Die Strecken sind kilometerlang, so dass die Busse meistens zu spät kommen, oder auch mal gar nicht. Das ist schön, wenn sich zwei Busladungen in einen quetschen. Schlimmer als die Ölsardinen. Leider haben viele Warschauer die Unart, hinten einzusteigen und sich dann nach vorne durchzukämpfen. Das bei fahrendem Bus. Ebenso wird schon eine Station vorher angefangen, sich zum Ausgang durchzudrängeln. Taschen drücken sich an Knien vorbei. Hintern an Hintern. Pelzbemäntelte Busen an Nasen. Der Spielraum um auszuweichen, ist gleich Null. Hab das Gefühl, die Warschauer genießen so viel Körperkontakt.
Die Busfahrer sind auch sehr geil. Von 0 auf 100 in 5 Sekunden. Na fast jedenfalls. Einmal stand ich vorne. Tempo 80 und das in der Stadt. Vor uns eine Haltestelle. Da stoppen wir bestimmt nicht! Noch immer 80. Wir fahren auf die Haltestelle zu. Bremsen? Wozu? Dann doch. Es schneit. Der Bus steht noch nicht, da öffnen sich schon die Türen. Ein paar Leute steigen aus, eine Oma ein, der Bus rollt bereits wieder an. Dann volle Beschleunigung, die Oma wird auf ihren Sitz geschleudert. Der Busfahrer verzieht keine Miene. Der ist ganz cool. Vor mir prangt ein großes "Rauchen verboten"-Schild und was macht er? Steckt sich erst mal 'ne Kippe an.
Willkommen in Polen!
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
In Warschau gibt es zich Busse, nicht ganz soviele Trams und eine U-Bahn. Damit ist wirklich nur eine U-Bahn-Strecke gemeint. Die Linie führt von Nord nach Süd, wurde vor knapp zehn Jahren eröffnet und wird ständig erweitert. Ungefähr alle drei Minuten kommt eine Bahn, trotzdem sind die Wagen proppevoll. Einen Sitzplatz kann man sich abschminken. Stehen ist bei minderer Körpergröße aber auch problematisch. Wird man durch die Massen in die Mitte des Wagens gedrängt, kann man sich nur oben an Handschlaufen festhalten. Wenn man rankommt. Ich steig jetzt immer als Letzte ein, dann ist mir ein Platz vorne an der Tür sicher. Das ist auch nicht ohne. Die U-Bahnen sind mit Haltestangen nicht gerade üppig ausgestattet. Also drängeln sich mehrere Arme an eine Stange. Je nach Körpergröße über meinem Kopf hinweg, an Nase oder Brust vorbei.
Mit der Straßenbahn kommt man am entspanntesten durch Warschau. Da die Trams auf einem eigenen Gleisbett fahren, sind sie meistens pünktlich.[Anm. des Blog-Hrsg.: Auf einem Gleisbett liegen dann noch das Schienen und Schwellen, das Gleis also, und auf dem fahren Züge. Die Trias dieser Elemente nennt sich Gleiskörper.] Die Wagen sind natürlich so richtig schön alt und ruckeln ordentlich beim Fahren. Aber die Sitzplätze sind das beste. Breit, meistens vom Vorgänger vorgewärmt und mit Passform. Für XXL-Hintern quasi.
Am allerallerliebsten bin ich mit dem Bus unterwegs. Hier fahren noch einen Haufen alter Ikarus-Busse rum. In die passen so richtig schön viele Menschen. Die Strecken sind kilometerlang, so dass die Busse meistens zu spät kommen, oder auch mal gar nicht. Das ist schön, wenn sich zwei Busladungen in einen quetschen. Schlimmer als die Ölsardinen. Leider haben viele Warschauer die Unart, hinten einzusteigen und sich dann nach vorne durchzukämpfen. Das bei fahrendem Bus. Ebenso wird schon eine Station vorher angefangen, sich zum Ausgang durchzudrängeln. Taschen drücken sich an Knien vorbei. Hintern an Hintern. Pelzbemäntelte Busen an Nasen. Der Spielraum um auszuweichen, ist gleich Null. Hab das Gefühl, die Warschauer genießen so viel Körperkontakt.
Die Busfahrer sind auch sehr geil. Von 0 auf 100 in 5 Sekunden. Na fast jedenfalls. Einmal stand ich vorne. Tempo 80 und das in der Stadt. Vor uns eine Haltestelle. Da stoppen wir bestimmt nicht! Noch immer 80. Wir fahren auf die Haltestelle zu. Bremsen? Wozu? Dann doch. Es schneit. Der Bus steht noch nicht, da öffnen sich schon die Türen. Ein paar Leute steigen aus, eine Oma ein, der Bus rollt bereits wieder an. Dann volle Beschleunigung, die Oma wird auf ihren Sitz geschleudert. Der Busfahrer verzieht keine Miene. Der ist ganz cool. Vor mir prangt ein großes "Rauchen verboten"-Schild und was macht er? Steckt sich erst mal 'ne Kippe an.
Willkommen in Polen!
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
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Dienstag, 22. Februar 2005
Landpaula schreibt aus Warschau: "Wie eine richtige Mama"
herr denes, 09:24Uhr
Ich weiß nicht, ob alle Polen so sind wie meine Vermieterin. Aber wenn sie nur ein bisschen was von Pania Wiesia haben, dann sind die Polen richtig feine Menschen.
Pania Wiesia ist 63 Jahre alt und Rentnerin. Früher hat sie mal in
einem Archiv gearbeitet, nach '89 auf dem Flughafen in Warschau. In Deutschland war sie auch schon, eine Woche in Frankfurt am Main auf Weiterbildung. In London hat so sogar mal einen ganzen Monat gelebt. Deswegen spricht sie so gut Englich. Zwar mit dem typischen polnischen Akzent, aber es klingt bei ihr sehr reizend.
Sie hat's mit den Knien. Der Arzt sagt, sie muss unbedingt abnehmen, dann machen es die Gelenke noch ein paar Jahre. Deswegen herrscht jetzt strenge Diät. Meistens. Anstatt was Richtiges gibt es bei ihr Diät-Drinks, Pülverchen und Vitamintabletten. Und dabei isst Pani Wiesia so gerne. Na und kochen kann sie erst. Immer wenn sie was zaubert, fragt sie mich, ob ich probieren möchte. Zum Beispiel Leber. Ich musste dankend ablehnen. Ähnlich ging es mit der Rosenkohlsuppe.
Letztens hat sie "golabki" gemacht, Kohlrouladen. Wenn ich jetzt das dritte Mal Nein sage, dann bietet sie mir nie wieder was an. Also hab ich zwei gegessen. Ich hasse Kohlrouladen, aber allein die Tatsache, dass ich zwei verdrückt habe, spricht doch für sich. Hab natürlich gleich nach dem Rezept gefragt. Sie war ganz gerührt.
Vor der Wende war es ein Krampf, was zu Essen zu kaufen, erzählt Pania Wiesia. Es gab nix und das war auch noch teuer. Sie hat mir ihre letzte Lebensmittelmarke gezeigt. Ein graues Kärtchen mit verschiedenen Bons zum Abreißen, z.B. für 200g Fleisch, 200 ml Milch, 200g Brot. Das Kärtchen hatte 15 Abschnitte und musste für eine Person einen Monat reichen. Das war hart, sagt sie, wenn man seine Familie nicht satt
bekommen hat. Die Karte war von 1989. Jetzt passt ihr das Angebot auch nicht so richtig. Viel zu viel, sagt sie, da muss man so lange gucken und überlegen, was man nimmt.
Pania Wiesia kocht nicht jeden Tag, aber wenn sie was zaubert, mach ich immer den Abwasch. Sie regt sich dann auf, dass das doch ihre Arbeit ist und ich nicht abwaschen soll. Jedesmal wieder. Ich grinse dann nur und sag, dass das Arbeitsteilung ist: einer kocht, der andere wäscht ab. Jedesmal wieder.
Pani Wiesia hat eine Tochter, einen Sohn und vier Enkelkinder. Sie wohnt normalerweise allein in ihrer 3-Zimmer-Wohnung. Manchmal spricht sie über ihren Mann. Dass er nie den Abwasch gemacht. Ein richtiger Pole halt. Als er krank war, hat sie ihn gepflegt. Mehr erzählt sie nicht.
Abends schauen wir immer zusammen Fernsehen, am liebsten die telenovela (- mit eigenem Blog, Anm. herrd.) "M jak Milosc" = L - wie Liebe - das ist das Pendant zur Lindenstraße. Ein Deutscher spielt auch mit, Bauer Stefan. Jedesmal, wenn er auftauscht, grinsen wir beide nur, weil er in der Serie den Trottel mimt und keine Frau abbekommt. Ein festes Ritual sind mittlerweile auch die Kochsendungen am Samstag und Sonntag Vormittag. Für mich der beste Polnischunterricht überhaupt. In Polen hopsen auch so ein paar Jamie Oliver-Verschnitte rum. Zum Beispiel ein junger Franzose, der laut Pani Wiesia ein schreckliches
Polnisch spricht, das ich mir ja nicht abgucken soll.
Ein Typ ist ganz krass. Robert Maklowicz heißt er - in Polen ein ganz bekannter Fernsehkoch. Für seine Sendung "Kulinarische Reisen" zieht er durch ganz Europa, stellt ein paar Sehenswürdigkeiten vor und kocht gleich an Ort und Stelle. Letztens in Österreich, im dichten Schneetreiben auf einem Skihang. Das Dessert kam dann aus dem Thermalbad. Draußen versteht sich. Maklowicz kommt aus dem Wasser raus, stellt sich nur mit Badehose und barfuß an sein improvisiertes Kochpult
und fängt an zu brutzeln. Als er fertig ist, nimmt er den Teller mit rein ins Wasser und lässt dort verkosten. Krank. Aber lecker.
Nach den ganzen Kochsendungen haben Pani Wiesia und ich immer Hunger. Gestern hat sie wieder gezaubert. Razuchki, oder so ähnlich. In Teig gebackene Apfelringe. Ganz warm und knusprig, der Apfel innen so weich, dass er auf der Zunge zerschmilzt. Dazu Zucker und Zimt. Gigantisch
gut.
Auch sonst ist Pani Wiseia wie eine "Mama", dass sagt sie selber immer. Fragt, wie es mir geht, wie der Tag war, was ich gemacht habe. Guckt, dass ich genug esse. Passt auf, dass ich immer Schal und Mütze anhab. Sagt mir, dass ich ein zweites Paar Socken anziehen soll, weil es so kalt ist. Und das alles macht sie so nett und freundlich, dass ich mich abends freue, nach Hause zu kommen. Gestern Abend hat sie schon geschlafen. Leider.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
Pania Wiesia ist 63 Jahre alt und Rentnerin. Früher hat sie mal in
einem Archiv gearbeitet, nach '89 auf dem Flughafen in Warschau. In Deutschland war sie auch schon, eine Woche in Frankfurt am Main auf Weiterbildung. In London hat so sogar mal einen ganzen Monat gelebt. Deswegen spricht sie so gut Englich. Zwar mit dem typischen polnischen Akzent, aber es klingt bei ihr sehr reizend.
Sie hat's mit den Knien. Der Arzt sagt, sie muss unbedingt abnehmen, dann machen es die Gelenke noch ein paar Jahre. Deswegen herrscht jetzt strenge Diät. Meistens. Anstatt was Richtiges gibt es bei ihr Diät-Drinks, Pülverchen und Vitamintabletten. Und dabei isst Pani Wiesia so gerne. Na und kochen kann sie erst. Immer wenn sie was zaubert, fragt sie mich, ob ich probieren möchte. Zum Beispiel Leber. Ich musste dankend ablehnen. Ähnlich ging es mit der Rosenkohlsuppe.
Letztens hat sie "golabki" gemacht, Kohlrouladen. Wenn ich jetzt das dritte Mal Nein sage, dann bietet sie mir nie wieder was an. Also hab ich zwei gegessen. Ich hasse Kohlrouladen, aber allein die Tatsache, dass ich zwei verdrückt habe, spricht doch für sich. Hab natürlich gleich nach dem Rezept gefragt. Sie war ganz gerührt.
Vor der Wende war es ein Krampf, was zu Essen zu kaufen, erzählt Pania Wiesia. Es gab nix und das war auch noch teuer. Sie hat mir ihre letzte Lebensmittelmarke gezeigt. Ein graues Kärtchen mit verschiedenen Bons zum Abreißen, z.B. für 200g Fleisch, 200 ml Milch, 200g Brot. Das Kärtchen hatte 15 Abschnitte und musste für eine Person einen Monat reichen. Das war hart, sagt sie, wenn man seine Familie nicht satt
bekommen hat. Die Karte war von 1989. Jetzt passt ihr das Angebot auch nicht so richtig. Viel zu viel, sagt sie, da muss man so lange gucken und überlegen, was man nimmt.
Pania Wiesia kocht nicht jeden Tag, aber wenn sie was zaubert, mach ich immer den Abwasch. Sie regt sich dann auf, dass das doch ihre Arbeit ist und ich nicht abwaschen soll. Jedesmal wieder. Ich grinse dann nur und sag, dass das Arbeitsteilung ist: einer kocht, der andere wäscht ab. Jedesmal wieder.
Pani Wiesia hat eine Tochter, einen Sohn und vier Enkelkinder. Sie wohnt normalerweise allein in ihrer 3-Zimmer-Wohnung. Manchmal spricht sie über ihren Mann. Dass er nie den Abwasch gemacht. Ein richtiger Pole halt. Als er krank war, hat sie ihn gepflegt. Mehr erzählt sie nicht.
Abends schauen wir immer zusammen Fernsehen, am liebsten die telenovela (- mit eigenem Blog, Anm. herrd.) "M jak Milosc" = L - wie Liebe - das ist das Pendant zur Lindenstraße. Ein Deutscher spielt auch mit, Bauer Stefan. Jedesmal, wenn er auftauscht, grinsen wir beide nur, weil er in der Serie den Trottel mimt und keine Frau abbekommt. Ein festes Ritual sind mittlerweile auch die Kochsendungen am Samstag und Sonntag Vormittag. Für mich der beste Polnischunterricht überhaupt. In Polen hopsen auch so ein paar Jamie Oliver-Verschnitte rum. Zum Beispiel ein junger Franzose, der laut Pani Wiesia ein schreckliches
Polnisch spricht, das ich mir ja nicht abgucken soll.
Ein Typ ist ganz krass. Robert Maklowicz heißt er - in Polen ein ganz bekannter Fernsehkoch. Für seine Sendung "Kulinarische Reisen" zieht er durch ganz Europa, stellt ein paar Sehenswürdigkeiten vor und kocht gleich an Ort und Stelle. Letztens in Österreich, im dichten Schneetreiben auf einem Skihang. Das Dessert kam dann aus dem Thermalbad. Draußen versteht sich. Maklowicz kommt aus dem Wasser raus, stellt sich nur mit Badehose und barfuß an sein improvisiertes Kochpult
und fängt an zu brutzeln. Als er fertig ist, nimmt er den Teller mit rein ins Wasser und lässt dort verkosten. Krank. Aber lecker.
Nach den ganzen Kochsendungen haben Pani Wiesia und ich immer Hunger. Gestern hat sie wieder gezaubert. Razuchki, oder so ähnlich. In Teig gebackene Apfelringe. Ganz warm und knusprig, der Apfel innen so weich, dass er auf der Zunge zerschmilzt. Dazu Zucker und Zimt. Gigantisch
gut.
Auch sonst ist Pani Wiseia wie eine "Mama", dass sagt sie selber immer. Fragt, wie es mir geht, wie der Tag war, was ich gemacht habe. Guckt, dass ich genug esse. Passt auf, dass ich immer Schal und Mütze anhab. Sagt mir, dass ich ein zweites Paar Socken anziehen soll, weil es so kalt ist. Und das alles macht sie so nett und freundlich, dass ich mich abends freue, nach Hause zu kommen. Gestern Abend hat sie schon geschlafen. Leider.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
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Mittwoch, 16. Februar 2005
Landpaula schreibt aus Warschau: Krank sein kann so schön sein
herr denes, 22:13Uhr
Habe meine Mütze verloren. Das ist schlecht. Vor allem wenn das Thermometer -6 Grad zeigt, der Schnee nur so vom Himmel herunterrieselt und der eisige Ostwind einem um die Ohren pfeifft. Habe ein ganzes
Wochenende ohne Mütze verbracht und in meiner leichtfertigen Art auch nur ein dünnes Schälchen um den Hals gewickelt. Das rosafarbene. Sah auch gut aus.
Montag macht sich in meinem Hals so ein Kratzen breit. Dazu
Kopfscherzen, Husten, eiskalte Hände. Musste bis zum Feierabend durchhalten, dringende Geschäfte. Mit der vollgestopften Metro dann durch die Stadt nach Hause, zum Schluss rein in den noch volleren Bus. Die Fahrgastkapazitäten waren bei weitem überschritten. Ein alter Ikarus, der nur so um die Kurven schlenkerte. Umfallen ging nicht. Dazu war es einfach zu voll. Schön, so eingeklemmt zu sein zwischen dicken
Frauen in Pelzmänteln und Männern, die nach Mensch, Knoblauch und Alk riechen. Die Nase funktionierte leider noch. Und dann kam noch einer, der die Fahrkarten kontrollieren wollte.
Zuhause bekam Pani Wiesia (wir sind jetzt quasi per Du) sofort einen sorgenvollen Blick. 'Krystyna, How are you. I think you get a cold.' Und schwupp zog sie mich an sich und presse ihre Hand auf meine Stirn. Nein, Fieber hatte ich nicht. Trotzdem sollte ich ihr gesamtes Tabletten-Arsenal auf einmal nehmen. Frei nach dem Motto, irgendwas wird schon helfen. Ich hab gesagt, dass es nicht so schlimm ist und dann nur die Sachen geschluckt, die mir etwas bekannt vorkamen.
Gegen ihre Hausmittelchen konnte ich leider nix sagen. Kalte Milch gemixt mit Honig und klein gehacktem Knoblauch. So sehr ich auch Knoblauch liebe, irgendwo hat diese Liebe Grenzen. Habs nicht getrunken. Dafür gab es Zitronenscheiben pur. Weil ich dabei wohl erbärmlich ausgesehen haben muss, durfte ich die Zitronenscheiben durch Honig ziehen. Das ging dann etwas. Dienstag war ich noch ein bißchen krank. Bin zur Sicherheit einfach mal zu Hause geblieben. Das war das große Los schlechthin.
Pani Wiesias Enkelin Justyna ist nämlich bei ihr zu Besuch. Und das 11-jährige Enkelkind wünschte sich nalesniki zum Mittag - Eierkuchen. Das kranke Huhn hat natürlich auch welche abbekommen. Die waren einfach mal der Oberhammer. Pani Wiesia macht ihre nicht mit Milch, sondern mit Kefir. Gigantisch gut. Groß, ganz dünn, oberlecker. Dazu gab es twarog,
eine Mischung aus Quark und Hüttenkäse, Honig oder Marmelade. Was soll ich sagen. Justyna guckte verzückt, ich war verzückt und Pani Wiesia auch, weil es uns beiden soooo gut schmeckte.
Und heute, da bin ich die Großmutter. Und was sonst würde ich meinem Enkelkind geben, als meine ... :)
Okay, heute gings gut, ich zur Arbeit. Dafür wurde ich auch gleich mit meinem ersten Beitrag belohnt. Die polnischen Ärzte sind nämlich so arm, dass sie ihre Patienten nach Schmiergeldern anhauen.
Jetzt nach Hause. Da warten nämlich noch zwei nalesniki.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
Wochenende ohne Mütze verbracht und in meiner leichtfertigen Art auch nur ein dünnes Schälchen um den Hals gewickelt. Das rosafarbene. Sah auch gut aus.
Montag macht sich in meinem Hals so ein Kratzen breit. Dazu
Kopfscherzen, Husten, eiskalte Hände. Musste bis zum Feierabend durchhalten, dringende Geschäfte. Mit der vollgestopften Metro dann durch die Stadt nach Hause, zum Schluss rein in den noch volleren Bus. Die Fahrgastkapazitäten waren bei weitem überschritten. Ein alter Ikarus, der nur so um die Kurven schlenkerte. Umfallen ging nicht. Dazu war es einfach zu voll. Schön, so eingeklemmt zu sein zwischen dicken
Frauen in Pelzmänteln und Männern, die nach Mensch, Knoblauch und Alk riechen. Die Nase funktionierte leider noch. Und dann kam noch einer, der die Fahrkarten kontrollieren wollte.
Zuhause bekam Pani Wiesia (wir sind jetzt quasi per Du) sofort einen sorgenvollen Blick. 'Krystyna, How are you. I think you get a cold.' Und schwupp zog sie mich an sich und presse ihre Hand auf meine Stirn. Nein, Fieber hatte ich nicht. Trotzdem sollte ich ihr gesamtes Tabletten-Arsenal auf einmal nehmen. Frei nach dem Motto, irgendwas wird schon helfen. Ich hab gesagt, dass es nicht so schlimm ist und dann nur die Sachen geschluckt, die mir etwas bekannt vorkamen.
Gegen ihre Hausmittelchen konnte ich leider nix sagen. Kalte Milch gemixt mit Honig und klein gehacktem Knoblauch. So sehr ich auch Knoblauch liebe, irgendwo hat diese Liebe Grenzen. Habs nicht getrunken. Dafür gab es Zitronenscheiben pur. Weil ich dabei wohl erbärmlich ausgesehen haben muss, durfte ich die Zitronenscheiben durch Honig ziehen. Das ging dann etwas. Dienstag war ich noch ein bißchen krank. Bin zur Sicherheit einfach mal zu Hause geblieben. Das war das große Los schlechthin.
Pani Wiesias Enkelin Justyna ist nämlich bei ihr zu Besuch. Und das 11-jährige Enkelkind wünschte sich nalesniki zum Mittag - Eierkuchen. Das kranke Huhn hat natürlich auch welche abbekommen. Die waren einfach mal der Oberhammer. Pani Wiesia macht ihre nicht mit Milch, sondern mit Kefir. Gigantisch gut. Groß, ganz dünn, oberlecker. Dazu gab es twarog,
eine Mischung aus Quark und Hüttenkäse, Honig oder Marmelade. Was soll ich sagen. Justyna guckte verzückt, ich war verzückt und Pani Wiesia auch, weil es uns beiden soooo gut schmeckte.
Und heute, da bin ich die Großmutter. Und was sonst würde ich meinem Enkelkind geben, als meine ... :)
Okay, heute gings gut, ich zur Arbeit. Dafür wurde ich auch gleich mit meinem ersten Beitrag belohnt. Die polnischen Ärzte sind nämlich so arm, dass sie ihre Patienten nach Schmiergeldern anhauen.
Jetzt nach Hause. Da warten nämlich noch zwei nalesniki.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
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Dienstag, 15. Februar 2005
Landpaula schreibt aus Warschau: "Boah is dat groß!"
herr denes, 21:47Uhr
Habe die letzten zwei Tage in einer Einkaufsgalerie verbracht. Nach langer und intensiver Forschung kann ich sagen: Vergesst Shopping in Deutschland! Vergesst die Malls, die Ihr aus den USA oder England kennt. Das, was Ihr hier in Polen geboten bekommt, verschlägt Euch den Atem. Nicht nur vom Angebot her, sondern auch von der Größe der Häuser. Absoluter Gigantismus.
Das Ziel meiner Begierde hieß "Galeria Mokotow", eine Shopping-Mall im Süden Warschaus, 3 Etagen, 130.000 m² groß. Zum Vergleich: Die Arkaden am Potsdamer Platz haben 40.000 m². Setzt die Arkaden dreimal
nebeneinander und Ihr habt ungefähr eine Vorstellung, wie groß die Galeria Mokotow ist.
Um sich alles in Ruhe anzuschauen, braucht man mindestens einen Tag. Damit ist ein "Galeria-Mokotow-Tag" gemeint und der geht von 10 bis 22 Uhr. Auch am Sonntag ist das Teil offen. Die Mall ist riesengroß und hat diverse Quergänge, so dass ich mich mehrere Male verlaufen habe. Welcher Gang führt zum Ausgang? Bin ich hier schon mal langgelaufen? In
dem Laden war ich doch noch nicht drinnen, oder? Zack, war ich drinnen. Sehr clever angelegt.
In der Galeria Mokotow bekommt man alles: natürlich jede Menge Klamotten, angefangen von H&M über Peek & Cloppenburg bis hin zu Lacoste und Versace. Außerdem Schuhe, Spielzeug, Elektroartikel. Natürlich Schmuck, Kosmetik, Bücher, sowie Taschen, Lebensmittel, Sportartikel - das übliche eben. Daneben kann man aber auch Möbel, sauteures Porzellan und Umstandsmode kaufen, es gibt Konditoreien, Geschenkeläden, Kunstgalerien, man kann sich frisieren, fotografieren oder die Nägel machen lassen, es gibt einen Bad-Ausstatter, einen Fliesenladen, einen für Bodenbeläge, außerdem Svarovski, einen Oil-Of-Olaz- und einen amerikanischen Buchladen.
Auch noch gesehen: einen Handtuchshopp, einen für Seifen und einen für Kerzen. Damit man auch wirklich einen Tag lang bleibt, gibt es zich Restaurants und Cafès. Und wer immer noch nicht raus in die Kälte will: ganz oben ist das Entertainment-Area mit Multiplex-Kinos und Bowlingbahn. An Spitzentagen bummeln über 60.000 Menschen durch den Einkaufstempel,
jeden Monat sind es ungefähr 1 Million.
Die Galeria Mokotow ist zudem die reinste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es gibt zich Wachschutzleute, natürlich Menschen an den Infoständen sowie nette Damen auf dem Klo. Eine ältere Frau bewachte die Autos, mit denen Eltern ihre Kinder durch die Mall schieben. Ein Mann putzt leidenschaftlich die Schuhe eines Herrn in Maßanzug. Ein anderer sammelt Müll auf. In den Läden tummeln sich natürlich Verkäuferinnen, pro Laden bestimmt fünf. Wenn man
reinkommt, wird man sofort mit "Dzien Dobry" lächelnd begrüßt. Dann rasseln sie irgendwas auf Polnisch runter und wollen partout beim Anziehen helfen wollen. Alle sehr nett und freundlich. Jedesmal wenn ich mich auf Polnisch abmühe, werde ich mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung betrachtet.
Mir ist in den letzten zwei Tagen in der Galeria Mokotow diverse Male die Kinnlade runtergeklappt. So schick, so sauber, so riesig die Auswahl. Und einer der exclusivsten. Dementsprechend gepfeffert sind auch die Preise und leider nicht viel billiger als in Deutschland. Für mich ist in den zwei Tagen gerademal ein Rock rausgesprungen.
Und was mach ich Shopping-Maniac heute: In die Arkadia-Mall gehen. Ein neuer Einkaufstempel im Norden der Stadt.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
Das Ziel meiner Begierde hieß "Galeria Mokotow", eine Shopping-Mall im Süden Warschaus, 3 Etagen, 130.000 m² groß. Zum Vergleich: Die Arkaden am Potsdamer Platz haben 40.000 m². Setzt die Arkaden dreimal
nebeneinander und Ihr habt ungefähr eine Vorstellung, wie groß die Galeria Mokotow ist.
Um sich alles in Ruhe anzuschauen, braucht man mindestens einen Tag. Damit ist ein "Galeria-Mokotow-Tag" gemeint und der geht von 10 bis 22 Uhr. Auch am Sonntag ist das Teil offen. Die Mall ist riesengroß und hat diverse Quergänge, so dass ich mich mehrere Male verlaufen habe. Welcher Gang führt zum Ausgang? Bin ich hier schon mal langgelaufen? In
dem Laden war ich doch noch nicht drinnen, oder? Zack, war ich drinnen. Sehr clever angelegt.
In der Galeria Mokotow bekommt man alles: natürlich jede Menge Klamotten, angefangen von H&M über Peek & Cloppenburg bis hin zu Lacoste und Versace. Außerdem Schuhe, Spielzeug, Elektroartikel. Natürlich Schmuck, Kosmetik, Bücher, sowie Taschen, Lebensmittel, Sportartikel - das übliche eben. Daneben kann man aber auch Möbel, sauteures Porzellan und Umstandsmode kaufen, es gibt Konditoreien, Geschenkeläden, Kunstgalerien, man kann sich frisieren, fotografieren oder die Nägel machen lassen, es gibt einen Bad-Ausstatter, einen Fliesenladen, einen für Bodenbeläge, außerdem Svarovski, einen Oil-Of-Olaz- und einen amerikanischen Buchladen.
Auch noch gesehen: einen Handtuchshopp, einen für Seifen und einen für Kerzen. Damit man auch wirklich einen Tag lang bleibt, gibt es zich Restaurants und Cafès. Und wer immer noch nicht raus in die Kälte will: ganz oben ist das Entertainment-Area mit Multiplex-Kinos und Bowlingbahn. An Spitzentagen bummeln über 60.000 Menschen durch den Einkaufstempel,
jeden Monat sind es ungefähr 1 Million.
Die Galeria Mokotow ist zudem die reinste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es gibt zich Wachschutzleute, natürlich Menschen an den Infoständen sowie nette Damen auf dem Klo. Eine ältere Frau bewachte die Autos, mit denen Eltern ihre Kinder durch die Mall schieben. Ein Mann putzt leidenschaftlich die Schuhe eines Herrn in Maßanzug. Ein anderer sammelt Müll auf. In den Läden tummeln sich natürlich Verkäuferinnen, pro Laden bestimmt fünf. Wenn man
reinkommt, wird man sofort mit "Dzien Dobry" lächelnd begrüßt. Dann rasseln sie irgendwas auf Polnisch runter und wollen partout beim Anziehen helfen wollen. Alle sehr nett und freundlich. Jedesmal wenn ich mich auf Polnisch abmühe, werde ich mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung betrachtet.
Mir ist in den letzten zwei Tagen in der Galeria Mokotow diverse Male die Kinnlade runtergeklappt. So schick, so sauber, so riesig die Auswahl. Und einer der exclusivsten. Dementsprechend gepfeffert sind auch die Preise und leider nicht viel billiger als in Deutschland. Für mich ist in den zwei Tagen gerademal ein Rock rausgesprungen.
Und was mach ich Shopping-Maniac heute: In die Arkadia-Mall gehen. Ein neuer Einkaufstempel im Norden der Stadt.
Liebe Grüße aus Warschau - Kristin
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Landpaula schreibt aus Warschau (Teil 1)
herr denes, 10:38Uhr
Bin wieder in Polen. Diesmal für länger. 5 Wochen Praktikum im ARD-Studio Warschau. Kaum 3 Tage hier, schon ist bei mir gaaaanz viel passiert. Aber der Reihe
nach:
"Frau Kristin Krüger möchte sich bitte am Gate 20 einfinden", schallt es am Samstagmorgen so gegen acht durch den Flughafen in Tegel. Ich werde ausgerufen, wie geil. Bis zum Abflug sind es noch 40 Minuten, trotzdem bin ich bei der Passkontrolle anscheindend die Letzte.
Ich komm' allerdings nicht weit, denn beim "Röntgen" gibt es Probleme: Tasche durch den Kasten schieben ist ja noch okay, aber dann sollte auch noch die Jacke durch, der Schal, der zweite Schal auch, und zum Schluss noch der Gürtel. "Das ist ein Witz", sag ich, aber der BGS-Beamte schüttelt den Kopf und grinst nur. Ich zieh einmal an meinem Gürtel und der saust gleich mit einem Affenzahn durch die Schlaufen. Das war soo nicht geplant, sieht aber gut und vor allem professionell aus.
Dann rein in den Bus und schlagartig wird mir klar, warum es nicht schwierig ist, die Letzte zu sein. Im Flieger sitzen mit mir 4
Personen, genauso viele wie die Crew hat. Ich komm aus dem Lachen nicht mehr raus. Auch nicht, als die Stewardessen ihr
"Was-mach-ich-wenn-der-Flieger-abstürzt"-Programm knallhart
durchziehen.
Dann Landung in Warschau, raus aus dem Flughafen und rein in den Bus. Mit einem 25-Kilo-schweren Koffer ist das der wahre Horror. Der Bus ist voll, die Menschen drängeln, ich muss einmal umsteigen, in der Schweinekälte warten, die Mütze im Koffer, der Bus kommt zu spät, niemand hilft mir, aber dann endlich hab ich's geschafft. Fast. Noch 200 Meter Fußweg zur meinem Quartier. Die Füße schwer, der Wind pfeifft, die Schwielen an den Händen brennen. Ich kann nicht mehr. Alle
drei Schritte Pause. Dann da. Warum muss ich mir eine Wohnung im 3.Stock aussuchen? Ich wuchte den Koffer ganz langsam Stufe für Stufe hoch. Hoffe, dass sich irgendeine Tür öffnet und die gastfreundlichen Polen mir ihre Hilfe anbieten. Aber nix tut sich. Der Kopf ist rot, die Lunge pfeift. Und die Einsicht siegt: Zurück nehm ich ein Taxi!
Pani Opas, also Frau Opas, meine Vermieterin, schlägt bei meinem Anblick die Arme über den Kopf zusammen, bemitleidet mich und freut sich gleichzeitig, dass ich da bin. Dann drückt sie mich an ihren riesigen Busen und gibt mir einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Das muss ich jetzt ertragen. Hoffentlich nicht jeden Tag.
nach:
"Frau Kristin Krüger möchte sich bitte am Gate 20 einfinden", schallt es am Samstagmorgen so gegen acht durch den Flughafen in Tegel. Ich werde ausgerufen, wie geil. Bis zum Abflug sind es noch 40 Minuten, trotzdem bin ich bei der Passkontrolle anscheindend die Letzte.
Ich komm' allerdings nicht weit, denn beim "Röntgen" gibt es Probleme: Tasche durch den Kasten schieben ist ja noch okay, aber dann sollte auch noch die Jacke durch, der Schal, der zweite Schal auch, und zum Schluss noch der Gürtel. "Das ist ein Witz", sag ich, aber der BGS-Beamte schüttelt den Kopf und grinst nur. Ich zieh einmal an meinem Gürtel und der saust gleich mit einem Affenzahn durch die Schlaufen. Das war soo nicht geplant, sieht aber gut und vor allem professionell aus.
Dann rein in den Bus und schlagartig wird mir klar, warum es nicht schwierig ist, die Letzte zu sein. Im Flieger sitzen mit mir 4
Personen, genauso viele wie die Crew hat. Ich komm aus dem Lachen nicht mehr raus. Auch nicht, als die Stewardessen ihr
"Was-mach-ich-wenn-der-Flieger-abstürzt"-Programm knallhart
durchziehen.
Dann Landung in Warschau, raus aus dem Flughafen und rein in den Bus. Mit einem 25-Kilo-schweren Koffer ist das der wahre Horror. Der Bus ist voll, die Menschen drängeln, ich muss einmal umsteigen, in der Schweinekälte warten, die Mütze im Koffer, der Bus kommt zu spät, niemand hilft mir, aber dann endlich hab ich's geschafft. Fast. Noch 200 Meter Fußweg zur meinem Quartier. Die Füße schwer, der Wind pfeifft, die Schwielen an den Händen brennen. Ich kann nicht mehr. Alle
drei Schritte Pause. Dann da. Warum muss ich mir eine Wohnung im 3.Stock aussuchen? Ich wuchte den Koffer ganz langsam Stufe für Stufe hoch. Hoffe, dass sich irgendeine Tür öffnet und die gastfreundlichen Polen mir ihre Hilfe anbieten. Aber nix tut sich. Der Kopf ist rot, die Lunge pfeift. Und die Einsicht siegt: Zurück nehm ich ein Taxi!
Pani Opas, also Frau Opas, meine Vermieterin, schlägt bei meinem Anblick die Arme über den Kopf zusammen, bemitleidet mich und freut sich gleichzeitig, dass ich da bin. Dann drückt sie mich an ihren riesigen Busen und gibt mir einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Das muss ich jetzt ertragen. Hoffentlich nicht jeden Tag.
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Landpaulas Warschau-Tagebuch (Intro)
herr denes, 10:35Uhr
Die ems-Volontäre waren zehn Tage lang in Warschau. Nur eine bleibt länger: FaktenFiktion Co-Autorin Landpaula, alias Kristin Krüger.
Auszüge ihrer Erlebnis-Berichte aus der polnischen Hauptstadt wird in unregelmäßigen Abständen in diesem Magazin veröffentlicht.
Auszüge ihrer Erlebnis-Berichte aus der polnischen Hauptstadt wird in unregelmäßigen Abständen in diesem Magazin veröffentlicht.
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Freitag, 21. Januar 2005
Warschau
herr denes, 22:34Uhr
Das Abschlussprojekt der ems-Volontäre heißt "Deutschland/Polen".
Dafür waren wir in der vergangenen Woche in Warschau an der Journalistenschule W.S.D..
Wir haben unglaublich viel unternommen, u.a.:Einen Besuch bei TV Polonia, dem Staatsfernsehen
einen Besuch bei TVN24 mit dem modernsten TV-Studio Europas
einen Rundgang durch alle sieben Etagen des Nationalmuseums
einen Besuch im ARD-Studio Warschau
einen Besuch im nagelneuen und sehr beeindruckenden Museum zum Warschauer Aufstand
Podiumsdiskussionen über Stereotypen im deutsch-polnischen Verhältnis, das Privatfernsehen in beiden Ländern sowie über die Rolle in der Ukraine
Einen Spaziergang durch das Künstlerviertel Praga
...und noch einiges mehr. Ich war nach den vier Tagen so erschöpft, dass ich froh war, wieder nach Hause fahren zu dürfen. Acht Mit-Volos bleiben bis Samstag (22.1.05) in Warschau, um Filme und Radiobeiträge vorzubereiten.
Eine von ihnen ist Kristin Krüger. Sie berichtet:
Dafür waren wir in der vergangenen Woche in Warschau an der Journalistenschule W.S.D..
Wir haben unglaublich viel unternommen, u.a.:
Eine von ihnen ist Kristin Krüger. Sie berichtet:
- "...habe heute einen Minirock gesehen, der den Namen verdient hat. Er endete eine Handbreit unter dem Po. Das Maedchen haette ihn aber lieber nicht anziehen sollen. Die Beine steckten in fleischfarbenen Strumpfhosen, aber nicht duenne, sondern so richtig dicke Teile. Damit sind sowohl Strumpfhose als auch Beine gemeint. Ist ja auch kalt hier.
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Montag, 10. Januar 2005
Mitvolo poetisch
herr denes, 13:41Uhr
Dirk Lullies, wie der Autor dieses Magazins Volontär der ems-Babelsberg, hat im Dezember 2004 seinen ersten Gedichtband Seelenworte veröffentlicht.
Ein Auszug aus "Ode an den Baum":
Ein Auszug aus "Ode an den Baum":
Alter Geselle am Wegeskreuzgraben:
Wie viel Geschichte hast du schon erlebt?
Wie viele Reisende konnten sich laben
an stärkender Speise, wie sie an dir klebt?
Wie oft schon gabst du im Regenfall Schutze,
hast du mit Blüten Verliebte bedeckt?
Wie oft warst du schon Verfolgtem ein Trutze,
hat er sich in deinem Wipfel versteckt?
Könntest du reden, wer würde nicht lauschen,
schweigend vor all deiner Jahre Gewicht,
wie es hervorquillt aus Blätterdachrauschen:
Altwissen, das uns Erlösung verspricht.
Doch du schweigst still,
kein Wort lässt sich hören.
Nur deine Triebe,
sie rascheln im Wind.
Könnte man´s glauben,
fast würde ich schwören
wie du mir raunst:
"Vielleicht später, mein Kind!"
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Sonntag, 9. Januar 2005
Mitvolos im Netz, 2. Teil
herr denes, 17:06Uhr
Das Online-Praktikum ist für den zweiten ems-Jahrgang passé. Nachfolgend gibt es noch einige Links zu hervorragenden Stücken meiner Mitvolos.
Tina von Löhneysen über Urban Legends
http://www.arte-tv.com/de/kunst-musik/Es-war-einmal/718636,CmC=726210.html
Silke Diettrich über die Dreharbeiten zu einem "Tatort" von Radio Bremen
http://www.radiobremen.de/tv/tatort/todesengel/hinterdenkulissen/index.html
Sabine Vossen über eine neue Studie zum Stalking
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,2234476,00.html
Thomas Gith über die Abstammung des neuseeländischen Riesenadlers
http://www.netzeitung.de/wissenschaft/319616.html
Kristin Krüger über vorbestrafte NPD-Kandidaten in Schleswig-Holstein
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,335858,00.html
Dirk Lullies über den Durchbruch bei Brennstoffzellen
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,333878,00.html
Tina von Löhneysen über Urban Legends
http://www.arte-tv.com/de/kunst-musik/Es-war-einmal/718636,CmC=726210.html
Silke Diettrich über die Dreharbeiten zu einem "Tatort" von Radio Bremen
http://www.radiobremen.de/tv/tatort/todesengel/hinterdenkulissen/index.html
Sabine Vossen über eine neue Studie zum Stalking
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,2234476,00.html
Thomas Gith über die Abstammung des neuseeländischen Riesenadlers
http://www.netzeitung.de/wissenschaft/319616.html
Kristin Krüger über vorbestrafte NPD-Kandidaten in Schleswig-Holstein
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,335858,00.html
Dirk Lullies über den Durchbruch bei Brennstoffzellen
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,333878,00.html
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DW-WORLD kennen gelernt
herr denes, 17:01Uhr
Das Online-Praktikum bei DW-WORLD habe ich absolviert.
Bilanz: Zwei Dutzend eigene Beiträge, eine Bilder-Reportage und ein Hörfunk-Stück über Tsunami-Blogger. Anhören? Geht hier (.mp3), der Beitrag lief im "Kulturreport". Sprecher sind Diane aus der englischen Redaktion, Kay-Alexander Scholz und meine Wenigkeit (overvoices).
Zu einigen der letzten Beiträge führen diese Links:
Copyright auf Papstes Stimme,
Hauptsache Nebensachen (über Nebengeschäfte von Tageszeitungen),
Klassik sucht Liebhaber,
(Bildungs-)Erfolge ohne Patent.
Bilanz: Zwei Dutzend eigene Beiträge, eine Bilder-Reportage und ein Hörfunk-Stück über Tsunami-Blogger. Anhören? Geht hier (.mp3), der Beitrag lief im "Kulturreport". Sprecher sind Diane aus der englischen Redaktion, Kay-Alexander Scholz und meine Wenigkeit (overvoices).
Zu einigen der letzten Beiträge führen diese Links:
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Hauptsache Nebensachen (über Nebengeschäfte von Tageszeitungen),
Klassik sucht Liebhaber,
(Bildungs-)Erfolge ohne Patent.
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