Sonntag, 11. April 2004
Weisheiten aus dem Volontariat [TEASER]
herr denes, 00:59Uhr
Ab heute in rascher Reihenfolge, als verlässliche Rubrik und extrem nutzwertig: Die prägnanten Lehr- und Sinnsprüche der ems-Trainer.
- [Für Neuleser: Der Autor dieser Seiten ist Volontär an der Journalistenschule ems in Potsdam-Babelsberg.]
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Samstag, 24. Januar 2004
Neue Kollegen für die Kollegen
herr denes, 12:14Uhr
Eine Übersicht der meisten Teams unserer verschiedenen Praxisstationen. (Für Unbeteiligte uninteressant.)
Robert
Tina
Simon
Doris
Simone
Thomas
Dirk
Kira
Kristin
Sabine, Felix, (Benny)
Julia
Silke
Sandra, Anne
Felix
Benny
Zu Paris habe ich leider nichts gefunden.
Robert
Tina
Simon
Doris
Simone
Thomas
Dirk
Kira
Kristin
Sabine, Felix, (Benny)
Julia
Silke
Sandra, Anne
Felix
Benny
Zu Paris habe ich leider nichts gefunden.
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Montag, 19. Januar 2004
Von der Arcade in die Sportschau - Teil 1
herr denes, 11:04Uhr
"Wie kommst ausgerechnet du darauf Sportjournalist werden zu wollen?" Diese Frage hört ein Volontär mit dem entsprechenden Berufswunsch relativ häufig, insbesondere wenn er einen Universitätsabschluss einer Fakultät für Politik- und Sozialwissenschaften hat.
Das Ziel keimte schon in den späten 80er Jahren. Auf dem Commodore Amiga spielte der Junge mit den Anlagen zum Medienprotagonisten den "Bundesliga Manager". Eine naive Simulation des Alltags eines Vereinsmanagers.
Der spätere Volontär führte den KSV Baunatal (ein Ort in der Nähe von Kassel, wie damals ein Blick auf den Schulatlas ergeben hat) von der Amateur-Oberliga in die 1.Fußball-Bundesliga. Er stellte einen Trainingsplan auf, kaufte Spieler ein, baute eine Jugendabteilung auf und stellte auf noch die Mannschaft auf. Das Resultat seiner Bemühungen konnte er auf dem Bildschirm jeweils als eine Formation sich über ein grünes Feld bewegender blauer und roter Pixel nachvollziehen. Ein größerer, weißer Pixel stellte den Ball dar.
Und der hat den Weg in das weiße Rechteck (gegnerisches Tor) oft gefunden.
Das Spiel wäre schnell öde geworden, hätte der Bundesliga-Manager an der Maus nicht floskelreich die Spiele seiner Pixelformation kommentiert: "Auf dem linken Flügel hat Kutschera den Ball - er spielt ihn zu Wohlfahrt, der steht mit dem Rücken zum Tor, weiß nicht, wo er ihn hinspielen soll. Und - bienenfleißig arbeiten die Baunataler heute, jetzt probieren sie den Spielaufbau neu. Mit Winkler, der sieht Uwe Bein schon weit in der Häfte des SV Meppen." Tief in seinem Inneren hat sich in diesen Tagen die Idee konkretisiert, dass das Kommentieren von Computerspielen eine Beschäftigung sein könnte, in die es sich lohnt mehr Zeit zu investieren.
Lesen Sie demnächst: "Von der Arcade in die Sportschau - Teil2. Wie die FIFA-Serie stilbildend wirkte."
Das Ziel keimte schon in den späten 80er Jahren. Auf dem Commodore Amiga spielte der Junge mit den Anlagen zum Medienprotagonisten den "Bundesliga Manager". Eine naive Simulation des Alltags eines Vereinsmanagers.
Der spätere Volontär führte den KSV Baunatal (ein Ort in der Nähe von Kassel, wie damals ein Blick auf den Schulatlas ergeben hat) von der Amateur-Oberliga in die 1.Fußball-Bundesliga. Er stellte einen Trainingsplan auf, kaufte Spieler ein, baute eine Jugendabteilung auf und stellte auf noch die Mannschaft auf. Das Resultat seiner Bemühungen konnte er auf dem Bildschirm jeweils als eine Formation sich über ein grünes Feld bewegender blauer und roter Pixel nachvollziehen. Ein größerer, weißer Pixel stellte den Ball dar.
Und der hat den Weg in das weiße Rechteck (gegnerisches Tor) oft gefunden.
Das Spiel wäre schnell öde geworden, hätte der Bundesliga-Manager an der Maus nicht floskelreich die Spiele seiner Pixelformation kommentiert: "Auf dem linken Flügel hat Kutschera den Ball - er spielt ihn zu Wohlfahrt, der steht mit dem Rücken zum Tor, weiß nicht, wo er ihn hinspielen soll. Und - bienenfleißig arbeiten die Baunataler heute, jetzt probieren sie den Spielaufbau neu. Mit Winkler, der sieht Uwe Bein schon weit in der Häfte des SV Meppen." Tief in seinem Inneren hat sich in diesen Tagen die Idee konkretisiert, dass das Kommentieren von Computerspielen eine Beschäftigung sein könnte, in die es sich lohnt mehr Zeit zu investieren.
Lesen Sie demnächst: "Von der Arcade in die Sportschau - Teil2. Wie die FIFA-Serie stilbildend wirkte."
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Sonntag, 18. Januar 2004
hochTIEF: Erfahrungen eines Volontärs
herr denes, 15:05Uhr
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee bin ich ein Star. Der Moderator, der schon bald einen Sender aus dem Quotenloch holen wird. Den der Chefredakteur fast genauso gerne als Reporter einsetzen würde, weil er dadurch viele Journalistenpreise auf sein Konto verbuchen könnte. Der Star, weil ich von den Hörern geliebt werde. Sie würden einen schlechten Tag haben, wenn ich einmal nicht wie geplant auf Sendung gehen würde. Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee fahre ich zur Arbeit – und bin definitiv ein Star.
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hochTIEF: Erfahrungen eines Volontärs
herr denes, 15:02Uhr
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee bin ich ein Star. Der Moderator, der schon bald einen Sender aus dem Quotenloch holen wird. Den der Chefredakteur fast genauso gerne als Reporter einsetzen würde, weil er dadurch viele Journalistenpreise auf sein Konto verbuchen könnte. Der Star, weil ich von den Hörern geliebt werde. Sie würden einen schlechten Tag haben, wenn ich einmal nicht wie geplant auf Sendung gehen würde. Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee fahre ich zur Arbeit – und bin definitiv ein Star.
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße bin ich oft genug ein Niemand. Unfertig und mit dem Hang, das bisschen Talent zu verschwenden, das ich mitbringe. Ein namenloser Wasserträger für die Sendeprominenz – ja noch schlimmer ein tüchtiger, grundsolider Verwechselbarer. Einer, der nach drei Jahren immer noch nicht selbst vors Mikrophon gelassen wird, der immer nur zurückhängt. Einer, dem man auf die Schulter klopft, wenn er wieder die Drecksarbeit gemacht hat. Einer, der sich mit 40 endlich mal eine Fernreise gönnt und gesetzlich krankenversichert ist.
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee erinnere ich mich an gute Journalisten, die mir gesagt haben: „Aus dir wird noch einmal was!“ (Damals noch mit großem „Dir“, denn so lange ist es her, dass ich das gehört habe.) Zwischen Rathaus Steglitz und Lichterfelde West fällt mir ein, dass ich das inzwischen deswegen nicht mehr höre, weil etwas aus mir geworden ist. Bis Zehlendorf konzipiere ich dann meine Talkradio-Show, den Blue Moon auf Fritz, der zum Nachfolger für die „Harald-Schmidt-Show“ geworden ist und von allen ARD-Hörfunk-Magazinwellen gesendet wird.
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße lese ich die Zettel, auf denen ich die Anregungen meiner Lehrer notiere. Es sind zwei Mal halbierte DIN A 4-Blätter mit einem senkrechten Strich. Auf die linke Seite schreibe ich „gut“ und auf die rechte „schlecht“. 12 Stichpunkte passen auf eine Hälfte, deswegen muss ich häufig das Feld „schlecht“ größer ziehen. Von Wannsee bis Mexikoplatz erkenne ich, dass meine Kritiker recht hatten, dass meine Rechtfertigungen falsch waren. Ich frage mich, wieso mir heutzutage der verhasste Studentenjob als so reizvoll erscheint.
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee fahre ich zur Arbeit. Das hatten wir schon, auch, dass ich da ein Star bin. Ich höre Musik mit schweren Gitarren und spiele dabei selbst. Ich bin Moderator, Rockstar, Grimmepreisträger und gebe inzwischen selbst Interviews. Ich antizipiere von Schlachtensee an die Kritik meiner Neider, um gedanklich die Sätze zu formen, auf die sich mein Ruf gründet, äußert schlagfertig zu sein.
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße bin ich ein müder Arbeiter auf dem Weg in den Feierabend. Ich lese das Fernsehprogramm und frage mich, bei welchem Prime-Time-Angebot ich am sanftesten einschlafen werde. Ich denke an Bier, an ein warmes Essen und meine Freundin, die mich erwartet. Ich denke an die warmen Tage, an denen man sich sogar in einem Berliner Freiluftkino wie am Mittelmeer fühlt. Ich denke an meinen arbeitslosen Kumpel, der mir immer sagt, wie viel Glück ich hatte.
Vor einigen Tagen habe ich einen alten Vorgesetzten am Bahnhof Griebnitzsee getroffen. „Beim Radio biste jetzte!“, hat er gesagt und: „Na also, Kleener. Ick hab dir imma jesagt: ‚Aus Dir wird noch mal wat!’“
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße bin ich oft genug ein Niemand. Unfertig und mit dem Hang, das bisschen Talent zu verschwenden, das ich mitbringe. Ein namenloser Wasserträger für die Sendeprominenz – ja noch schlimmer ein tüchtiger, grundsolider Verwechselbarer. Einer, der nach drei Jahren immer noch nicht selbst vors Mikrophon gelassen wird, der immer nur zurückhängt. Einer, dem man auf die Schulter klopft, wenn er wieder die Drecksarbeit gemacht hat. Einer, der sich mit 40 endlich mal eine Fernreise gönnt und gesetzlich krankenversichert ist.
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee erinnere ich mich an gute Journalisten, die mir gesagt haben: „Aus dir wird noch einmal was!“ (Damals noch mit großem „Dir“, denn so lange ist es her, dass ich das gehört habe.) Zwischen Rathaus Steglitz und Lichterfelde West fällt mir ein, dass ich das inzwischen deswegen nicht mehr höre, weil etwas aus mir geworden ist. Bis Zehlendorf konzipiere ich dann meine Talkradio-Show, den Blue Moon auf Fritz, der zum Nachfolger für die „Harald-Schmidt-Show“ geworden ist und von allen ARD-Hörfunk-Magazinwellen gesendet wird.
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße lese ich die Zettel, auf denen ich die Anregungen meiner Lehrer notiere. Es sind zwei Mal halbierte DIN A 4-Blätter mit einem senkrechten Strich. Auf die linke Seite schreibe ich „gut“ und auf die rechte „schlecht“. 12 Stichpunkte passen auf eine Hälfte, deswegen muss ich häufig das Feld „schlecht“ größer ziehen. Von Wannsee bis Mexikoplatz erkenne ich, dass meine Kritiker recht hatten, dass meine Rechtfertigungen falsch waren. Ich frage mich, wieso mir heutzutage der verhasste Studentenjob als so reizvoll erscheint.
Von Feuerbachstraße bis Griebnitzsee fahre ich zur Arbeit. Das hatten wir schon, auch, dass ich da ein Star bin. Ich höre Musik mit schweren Gitarren und spiele dabei selbst. Ich bin Moderator, Rockstar, Grimmepreisträger und gebe inzwischen selbst Interviews. Ich antizipiere von Schlachtensee an die Kritik meiner Neider, um gedanklich die Sätze zu formen, auf die sich mein Ruf gründet, äußert schlagfertig zu sein.
Von Griebnitzsee bis Feuerbachstraße bin ich ein müder Arbeiter auf dem Weg in den Feierabend. Ich lese das Fernsehprogramm und frage mich, bei welchem Prime-Time-Angebot ich am sanftesten einschlafen werde. Ich denke an Bier, an ein warmes Essen und meine Freundin, die mich erwartet. Ich denke an die warmen Tage, an denen man sich sogar in einem Berliner Freiluftkino wie am Mittelmeer fühlt. Ich denke an meinen arbeitslosen Kumpel, der mir immer sagt, wie viel Glück ich hatte.
Vor einigen Tagen habe ich einen alten Vorgesetzten am Bahnhof Griebnitzsee getroffen. „Beim Radio biste jetzte!“, hat er gesagt und: „Na also, Kleener. Ick hab dir imma jesagt: ‚Aus Dir wird noch mal wat!’“
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