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Sonntag, 22. Februar 2004
Faction: Seltsame Stadt, Teil 1 (2002)
herr denes, 23:58Uhr

Auf einer breiten Kreuzung überquert ein Fußgänger eine Straße. Als er etwas über die Hälfte des Weges zurückgelegt hat, schaltet seine Ampel auf rot. Der junge Mann zuckt daraufhin zusammen und verdreifacht seine Schrittfrequenz, um die rettende andere Straßenseite zu erreichen. Als ob sein Rennen überlebenswichtig gewesen wäre, lehnt er sich danach an eine Litfasssäule und wischt seinen Schweiß von der Stirn.
Im U-Bahnhof ertönt der Ruf „Zurückbleiben“ als eine gut gekleidete Frau die letzten Schritte auf den Zug zugeht. Das audiovisuelle Warnsignal begleitet das Schließen der Türen vor ihren Augen. Aus den Fenstern des Zuges kann man erkennen, wie die Frau anfängt zu weinen und sich die Hände vor das Gesicht hält. In den anfahrenden Waggons scheint kein Fahrgast über den Zusammenbruch der zu spät Gekommenen überrascht.
Am Bankautomat steht ein souveräner Herr mit Schnauzbart und steckt seine Karte in das Gerät. Er schaut sich nach links um, als er zur Eingabe der Geheimzahl aufgefordert wird und nach rechts, bevor er auf die grüne Taste drückt. Nachdem er das Geld in den Händen hat, zählt er es mehrmals und schüttelt dabei mit dem Kopf. Seine Zählungen kommen nie zum Abschluss, weil er sich nach sieben vom Daumen und Zeigefinger registrierten Noten wieder umschaut.
Beim Spaziergang im Park unterhalten sich zwei Mädchen, während sie einem Hund Auslauf gewähren. Obwohl sie beide zischend flüstern, ermahnen sie sich im Minutentakt zu leiseren Stimmen. „Sie doch nicht so laut“ oder „Du musst nicht schreien“ sagen sie mit aggressiven Stimmen. Der Hund darf den lockenden Rasen nicht betreten, das wird ihm mit einem unmissverständlichen Zug am Lederhalsband mitgeteilt.
Eine deutsche Großstadt im Dezember, es ist ein Mittwoch Vormittag und Menschen, die zu dieser Zeit nicht arbeiten oder schlafen, verkehren in der Innenstadt. Um neun Uhr morgens am gleichen Tag fuhr eine Kolonne von Betonmischlastwagen durch verschiedene Stadtteile. Aus den LKW strömte ein bläuliches Gas, das auf den befahrenen Straßen erst nach wenigen Minuten durch einen nussähnlichen Geruch auffiel. Zwischen neun und zehn Uhr befuhren alleine drei verschieden nummerierte Laster die Weglerstraße, einer davon tat dies sogar zweimal. Die Betonmischlastwagen waren grün lackiert und trugen die Aufschrift der Firma „Lorenz“. Nach zehn Uhr war keines der Fahrzeuge mehr zu sehen.
Das merkwürdige Verhalten der Menschen war ab etwa 9.45 Uhr zu beobachten. So berichtete die Rentnerin Renate Glücklich einem lokalen Berichterstatter, dass sie sich in der Straßenbahn über einen jungen Mann gewundert hätte, der seine verdreckten Fingernägel zunächst mit der jeweils anderen Hand angerissen und dann „mit den Schneidezähnen weitläufig abgerissen hätte bis es blutete.“ Frau Glücklich selbst rieb während des Interviews eine entzündete Wunde auf ihrem Kinn mit dem gebogenen Daumen ihrer rechten Hand, ohne zu bemerken, dass dieser bereits blutüberstömt war.
An der Imbissbude „Wilhelms Würste“ steht ein Pullunderträger mit Hornbrille und schminkt seine Wangen geduldig mit Currysauce. Die zunehmend nackter werdende Wurst auf seinem Papptablett rührt er dabei nicht einmal mit den Augen an. Zwei pubertierende, picklige Mädchen stehen ihm gegenüber, lachen ihn aus und wirken dabei als einzige Teilnehmer der Szene realistisch. Wurstmann Wilhelm dagegen steht im Budeninneren hinter seinem Tresen und beult mit einem schweren Hammer ein ramponiertes Parkverbotsschild aus.
In der Boutique „BeauTick“ hängt der Telefonhörer an der Strippe vom gläsernen Einpacktisch neben der Kasse und über den Lautsprecher des eben dort stehenden Telefons ertönt das Besetztzeichen. Dabei ist zu bemerken, dass die im Halbsekundentakt wiederholten Töne unterschiedliche Lautstärken haben. Es ist nicht festzustellen, ob das an der Verbindung oder an einem möglichen Defekt des Lautsprechers liegt.
An der Abfahrtsstelle der Standseilbahn zum Kriegsdenkmal auf dem städtischen Hügel hat sich eine lange Schlange gebildet. Mehrere Asiaten scheinen sich dort zu streiten und zeigen dabei auf Abbildungen in unterschiedlichen Reiseführern. Während des Gesprächs öffnet einer von ihnen seinen Fotoapparat und zieht den Film heraus. Anschließend zieht er das Band mit den bereits entstandenen Belichtungen aus der Kapsel und wickelt es um den Hals seines Gesprächspartners. Im nächsten Moment hat der derart umwickelte den nur wenige Schritte entfernt gelegenen Passfotoautomaten mit der leuchtenden Aufschrift „Pixi“ entdeckt und bewegt sich hastig dort hin. Nach einigen Minuten kehrt er mit kleinformatigen Aufnahmen des zum Streitpunkt gewordenen Bildes in seinem Reiseführer zurück. Über dem Geschehen kreist ein Zeppelin mit Lichtbotschaft: „Mein [dann folgt der Name der Stadt], ist es nicht schön hier?“ Momentan kann man diese Frage nicht uneingeschränkt bejahen.
Ein Anruf bei der Firma „Lorenz Nutzfahrzeuge und Baustellenbedarf“ ergibt, dass sämtliche 14 Betonmix-Lastkraftwagen, wie die Frau am Telefon sagt, für diesen Tag von der Stadtverwaltung angemietet wurden. Zweck und Bestimmung seien ihr unbekannt. Die Frau fügt hinzu, dass nach den ihr vorliegenden Informationen alle Maschinen bis um 16.30 Uhr „wieder auf dem Hof sein sollen“. Etwas Besonderes aufgefallen sei ihr an diesem Vormittag nicht, sagt sie. Allerdings hätte ihre Schwester aus dem Kindergarten, in sie arbeitet angerufen, um ihr zu erzählen, dass gegen 10.15 Uhr ein offenbar Geistesgestörter zweimal kurz hintereinander bei ihnen nach einer Schere und Klebstoff gefragt hätte.
Es ist mittlerweile 14.00 Uhr und die Polizei hat zu einer außerordentlichen Pressekonferenz geladen, der Versammlungsraum im Präsidium ist gut gefüllt. Die anwesenden Journalisten wirken ratlos, als sie unter lautem Getuschel auf das Eintreffen des Pressesprechers warten. Eine Reporterin der Landesredaktion einer überregionalen Tageszeitung ist erst vor wenigen Minuten in der Stadt eingetroffen und erkundigt sich bei einem ihr bekannten Kollegen des städtischen Blattes nach dem „Was-ist-hier-eigentlich-los“. Er aber muss ihr die genaue Antwort schuldig bleiben, ein zufällig mithörender Journalist eines privaten Fernsehsenders schaltet sich ungefragt ein: „Die Leute sind seit heute morgen völlig am Austicken!“ Auf die Frage, von welchen Leute er spreche, kann der schlecht frisierte Fernsehmann nicht mehr antworten, denn in diesem Augenblick tritt der Polizei-Pressesprecher in Begleitung des Innensenators der Stadt die provisorisch ausgeleuchtete Bühne des Versammlungsraumes. „Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie-“, beginnt er und wird von einem jähen Feedback der Lautsprecheranlage unterbrochen. Nach einem hastigen Drehen am Mikrophon wiederholt er seine ersten 7 Wörter und fügt ein „herzliches Dankeschön für das schnelle und zahlreiche Erscheinen“ hinzu. Ein Diaprojektor wirft gleichzeitig das unscharfe Bild einer Müllkippe an die Leinwand im rechten Teil der Bühne. Als der Assistent die Schärfe korrigiert, erkennt man einen brennenden Leichnam vor der Abfallhalde.
Ende 1.Teil
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Schöner Sonntag
herr denes, 23:37Uhr
Dreimal Grund zur Freude für den Volontär an diesem Sonntag.
1. AJAX Amsterdam hat gewonnen. 1:0 gegen Twente Enschede, den Treffer hat der französische Abwehrspieler Julien Escudé erzielt. Die Meisterschale rückt näher.
2. Der AC Perugia hat endlich den ersten Sieg in dieser Saison geholt. Nach 21 sieglosen Partien hat es ausgerechnet auswärts und dann noch bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf geklappt. 2:1 siegen die Umbrier bei Reggina im sonnigen Kalabrien. Zé Maria und Dario Hubner haben getroffen. Am Donnerstag spielt Perugia dann im UEFA-Cup gegen den PSV Eindhoven.
3. Zum dritten Mal lief ein Beitrag von mir im RBB Inforadio. Eine Minute Dreißig Sekunden über die Forderung der britischen Regierung an die Premier-League-Clubs eine Gehaltsgrenze für ihre Spieler einzuführen. Es geht voran...fragt sich nur, womit?
1. AJAX Amsterdam hat gewonnen. 1:0 gegen Twente Enschede, den Treffer hat der französische Abwehrspieler Julien Escudé erzielt. Die Meisterschale rückt näher.
2. Der AC Perugia hat endlich den ersten Sieg in dieser Saison geholt. Nach 21 sieglosen Partien hat es ausgerechnet auswärts und dann noch bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf geklappt. 2:1 siegen die Umbrier bei Reggina im sonnigen Kalabrien. Zé Maria und Dario Hubner haben getroffen. Am Donnerstag spielt Perugia dann im UEFA-Cup gegen den PSV Eindhoven.
3. Zum dritten Mal lief ein Beitrag von mir im RBB Inforadio. Eine Minute Dreißig Sekunden über die Forderung der britischen Regierung an die Premier-League-Clubs eine Gehaltsgrenze für ihre Spieler einzuführen. Es geht voran...fragt sich nur, womit?
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Besucheransturm wegen Glühbirne
herr denes, 10:12Uhr
Am Samstag Abend hat diese Seite einen Besucheransturm erlebt, wie seit ihren Anfangstagen nicht mehr. Vermutlich aufgrund einer Frage in einer Fernsehsendung suchten die User eine Information über die am längsten brennende Glühbirne.
Hier ist sie:
Die am längsten brennende Glühbirne leuchtet seit 1901 ununterbrochen in der Feuerwache von Livermore, Kalifornien.

Dank an ix. Er liefert die Erklärung für die erhöhten Zugriffszahlen
und den Link zur "ewigen Birne".
Hier ist sie:
Die am längsten brennende Glühbirne leuchtet seit 1901 ununterbrochen in der Feuerwache von Livermore, Kalifornien.

Dank an ix. Er liefert die Erklärung für die erhöhten Zugriffszahlen
und den Link zur "ewigen Birne".
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Donnerstag, 19. Februar 2004
Faction: Höfliche Heide
herr denes, 13:48Uhr

Worauf man unerwartet stößt, das vermag von sich aus schön zu wirken. Eine solche ganz eigene Ästhetik haben - nur zum Beispiel - eine Zellstoffabrik in Kaukasien, ein Videoverleih in der Sahara und eine Drehorgelwerkstatt in Kanton.
Aber was halten Sie von einer Höflichkeitsakademie in Hankensbüttel? Diese Institution haben wir nicht etwa wegen der Anapher ausgewählt, sondern sind durch eine Einladung zum Auftakt des neuen Semesters darauf gestoßen. Nach dem Besuch beim Postkasten galt der erste Griff der deutschen Straßenkarte, Maßstab 1:500.000. Hankensbüttel liegt bei Wittingen, und das wiederum bei Uelzen, welches aber wie "Ölzen"auszusprechen ist. Uelzen selbst befindet sich etwa auf halbem Wege zwischen Hamburg und Hannover; Stichwort: Norddeutschland, Lüneburger Heide. Hankensbüttel fällt rein namentlich in dieser Lage gar nicht nicht auf - nur eine Autobahnausfahrt weiter liegt Bienenbüttel, und auch sonst wird in dieser Gegend fleißig gebüttelt. Der Ort taucht sogar in der "Encyclopedia Britannica" auf, wegen seines "Otterzentrums" nämlich. Hört sich idyllisch an, nach "Heidschnucken" genannten Schafen, bärbeißigen Bauern und listigen Honigvertretern. Was spricht also dagegen, das späte Sommerloch mit einer Reportage über Deutschlands erste Höflichkeitsakademie zu füllen?
Die Leiterin der Akademie empfängt mich mit einem sanften, aber bestimmten Händedruck. "Ich heiße Angelika Gerdes und freue mich, daß Sie unser Gast sind. Machen Sie es sich bequem, ich lasse Ihnen etwas zu trinken bringen!" Sehr schön, die 45jährige scheint ihr Geschäft zu verstehen. Höflichkeit sei eine Marktlücke, vielleicht der übernächste große Trend, meint sie. "Alle reden vom Werteverlust; wir tun etwas dagegen!" sagt sie automatisch den Slogan ihres Hauses auf. Hinter ihr hängt ein Plakat eines gut gekleideten Mannes, der dezent lächelt. Darunter steht: "Auch er ist ein Mann von geradezu chinesischer Höflichkeit."
Frau Gerdes hat ein dickes Softcover-Buch zur Hand genommen, dunkelblau mit einer blaßblauen Lilienapplikation auf dem Titel. "Curriculum" steht darauf. Sie erklärt das Veranstaltungsverzeichnis, das im Grunde sehr leicht nachzuvollziehen ist (das gehört hierorts scheinbar zum guten Ton). "Manieren auf dem Bürgersteig" heißt etwa das Seminar Nummer PRA013. "Pragmatik 13, dieses Seminar hat Tradition, es ist eng mit der Gründung dieser Akademie verbunden", sagt Frau Gerdes über die einzige Lehrveranstaltung, die von ihr geleitet wird. In diesem Seminar gehe es um die Fußgänger-Etikette, "vom richtigen Ausweichen über angemessene Armbewegungen bis hin zum Passierenlassen junger Mütter mit Kinderwagen".
In der Pragmatik-Sektion können Menschen mit Höflichkeitsdefiziten noch viele andere Seminare besuchen, die praktische Lebenshilfe bieten sollen. "Aging-Kontakte" heißt eines davon; dort geht es um richtiges, höfliches Benehmen gegenüber "älteren und wesentlich älteren Interaktionspartnern". Ein anderes Seminar widmet sich während der elf Sitzungen der "Höflichkeitshürde verschlossene Tür". Neben Pragmatik gibt es die Sektionen "Mündlich höflich", "Charakterhöflichkeit"und "interkulturelle Höflichkeit".
Ohne Frage haben viele Zeitgenossen eine Erziehung auf diesem Gebiet nötig. Das Problem für die Akademie, deren Seminare kostenpflichtig sind, dürfte darin liegen, daß sich gerade die unhöflichen Menschen selten dieser Schwäche bewußt sind, sonst würden sie sie nicht an den Tag legen. Wer also soll die Schüler heranbringen?
"Ich habe alles, was Sie mich gefragt haben, verstanden und versuche nun zu antworten", entgegnet Angelika Gerdes in der üblichen langsamen Intonation. Höflichkeit werde zu einem Trend, zu einem Ausscheidungskriterium für Akzeptanz, Aufmerksamkeit und den Erfolg bei der Partnersuche. Ein gentleman- bzw. sportsmanlike Verhalten würde die rauhen Sitten bald zu obsoleten Erscheinungen der industriellen Postmoderne machen: "Von der Überholspur zurück nach rechts einordnen, das wird kommen. Dann werden die Leute Durst auf eine kompetente Unterweisung in guten Manieren haben. Eltern werden ihren Sprößlingen das korrekte Verhalten beibringen wollen, nur werden sie selbst nicht mehr wissen, was dieses eigentlich ausmacht."
Die Leiterin der ersten deutschen Höflichkeitsakademie hat eindeutig ihre Hausaufgaben gemacht. Ihr Auftreten rechtfertigt auch die teilweise horrenden Preise der Seminare. Bleibt nur noch die Frage nach der Ästhetik des Unerwarteten. Warum gerade Hankensbüttel? "Einerseits haben wir uns hier niedergelassen, weil man die Kurse mit einem Landurlaub verbinden kann, andererseits läßt sich bei den muffligen Heidebauern gleich der Erfolg der frisch erworbenen Höflichkeit testen."
Der Holundersaft hat gut geschmeckt; zum Nachmittag lade ich Frau Gerdes noch auf eine schöne Tasse Kaffee in der akademieeigenen Cafeteria ein. Der Kellner, ein ehemaliger Schüler, ist so höflich, daß er mir ganz ungefragt die Rechnung in die Hand drückt. Hankensbüttel kann also jetzt problemlos mithalten mit dem Platinenwerk in Alma-Ata, dem Lautsprecherladen in Lesotho und dem Plüschtierladen im Frauenknast. Und das ist doch auch schon was.
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Faction: Der Einkäufer
herr denes, 13:43Uhr

Es ist ein Erlebnis, mit Hackbarth einkaufen zu gehen - ein Abenteuer in der bunten Welt der Konsumtempel, und gleichzeitig (das liegt in der Natur von Hackbarths Sache) in jeder Hinsicht ein Geheimtip. Dabei spielt es keine Rolle, ob man ihn in einen ganz gewöhnlichen Supermarkt begleitet, in ein sechsstöckiges Kaufhaus oder in eines dieser Shopping-Center, die inzwischen fast jede Vorstadt unseres Kulturkreises "bereichern".
Nick Hackbarth geht an fünf Tagen der Woche shoppen. Dabei stehen an jedem dieser Tage Lebensmittel auf dem Einkaufszettel, den er morgens am heimischen Rechner komponiert. (Für den beschafft er sich übrigens an zwei von fünf "Arbeitstagen" neues Zubehör.) Die Ziele seiner Einkaufsbummel sind jeden Tag andere, und auch die Städte, in denen er Läden und Märkte aufsucht, wechseln häufig.
Hackbarth, dessen Vorname bereits kriminalistische Assoziationen weckt, lebt von diesen Shopping-Touren: er ist professioneller Einkäufer - wobei der Ausdruck "Käufer" seinem Verhalten nicht wirklich gerecht wird. Der Mann, der sich selbst gelegentlich als "spezieller Konsumprofi" bezeichnet, ist nämlich weder Warentester noch Restaurantzulieferer, sondern Detektiv. Und nicht etwa ein Kaufhausdetektiv - mit diesem Job machte er schon vor Jahren Schluß, weil er ihm zu langweilig war.
Nein, Hackbarth bietet Supermarktketten, Kaufhäusern und Fachgeschäften seine Dienste als professioneller Ladendieb an. Der Deal mit der jeweiligen Geschäftsführung ist jedes Mal der gleiche: er soll klauen, soviel er kann. Was er unbehelligt aus dem Laden herausschafft, darf er behalten; wenn er erwischt wird, muß er die Sachen zwar abgeben, wird aber keineswegs der Polizei vorgeführt. Das klingt so verworren und verwegen, daß der FAKTENFIKTION sich einfach Klarheit darüber verschaffen mußte - und Nick Hackbarth interviewte.
FaktenFiktion: Den Espresso bezahlt unser Magazin, hätten sie ihn sonst...
Hackbarth: Nicht bezahlt? Doch, doch, mit Sicherheit. Zechprellerei finde ich schäbig, außerdem habe ich von diesem Café keinen Auftrag !
FaktenFiktion: Suchen Sie sich die Aufträge, oder wendet man sich an Sie?
Hackbarth: Als ich mit meinem Job anfing, mußte ich mich noch an die Regionalverwalter und Geschäftsführer wenden, aber inzwischen hat sich meine Tätigkeit in diesen Kreisen ziemlich herumgesprochen.
FaktenFiktion: Wann haben Sie eigentlich begonnen, professionell Ladendiebstähle zu begehen?
Hackbarth: Vor etwa drei Jahren - wobei ich das Teststecken anfangs nur "nebenberuflich" betrieben habe. Die Idee dazu kam mir, nachdem ich auf einem Kriminologenkongreß in den Niederlanden einen Kollegen kennengelernt hatte, der zur Ferienzeit die Alarmanlagen von Häusern überlistete, um deren Besitzer auf Sicherheitsmängel aufmerksam zu machen. Der hat damals mit Sicherheitsberatungen gutes Geld verdient.
FaktenFiktion: Wie haben Sie das gerade genannt - "Teststecken"?
Hackbarth: Na ja, klauen kann ich es nicht nennen, aber einkaufen genausowenig.
FaktenFiktion: Wenn Sie einen Auftrag bekommen, wie gehen Sie dann vor?
Hackbarth: Also, zunächst sammle ich immer einige Aufträge aus einer bestimmten Stadt oder einem Landkreis, damit sich die Anreise lohnt. Dann schreibe ich meinen Einkaufszettel und erstelle einen Zeitplan. Pünktlichkeit ist sehr wichtig in meinem Metier; die Chefs wollen häufig die Aufmerksamkeit bestimmter Mitarbeiter testen, die zu einer festgelegten Zeit Dienst haben.
FaktenFiktion: Wie läuft es denn so im Supermarkt? Kann man wirklich aus jedem Regal klauen, was man gerade braucht?
Hackbarth: Theoretisch kann man in einem Geschäft, wo man ein Stück entwendet, so viel klauen, wie in eine Tasche paßt. Aber ganz so einfach ist das natürlich nicht; die Verkäufer passen schon sehr gut auf.
FaktenFiktion: "Stecken" Sie denn nur, worauf Sie Lust haben und was Sie gerade brauchen, oder setzt man Sie auf bestimmte Waren an?
Hackbarth: Also, gewisse Vorgaben gibt es schon - wobei es meinen Auftraggebern meist auf eine bestimmte Abteilung ankommt und nicht so sehr auf spezielle Artikel. Aber manche Sachen habe ich wirklich schon hundertfach zu Hause.
FaktenFiktion: Was denn zum Beispiel?
Hackbarth: Druckerpatronen für jede Gerätemarke; noch skurriler sind Haarspangen und Kämme - wenn man bedenkt, daß ich kaum noch Haare am Kopf habe...
FaktenFiktion: Wie sieht denn Ihre Erfolgsquote aus? Zum Beispiel bei Lebensmitteln?
Hackbarth (zeigt auf seinen Bauch): Schauen Sie mich an, sei drei Jahren esse ich fast nur noch Testgestecktes! Aber wahrscheinlich werde ich bald zum totalen Vegetarier. Obst und Gemüse habe ich bisher noch in jedem Supermarkt weggekriegt. Aber Fleisch hole ich mir eher abgepackt, weil das Gedränge an der Kühltruhe meist recht groß ist.
FaktenFiktion: Und nach dem "Ladenbummel" gehen Sie dann einfach durch die Kassenschleuse, ohne zu bezahlen?
Hackbarth: Nicht unbedingt. Gelegentlich kaufe ich auch etwas, wie z. B. Waschmittel, das ohnehin recht sperrig ist - oder, wenn ich ganz dreist unterwegs bin, auch nur zwei Zitronen oder eine Packung Kaugummis. Der Großteil bleibt aber gratis für mich.
FaktenFiktion: Und anschließend fahren Sie mit den Waren nach Hause?
Hackbarth: Natürlich nicht. Nachdem ich raus bin aus dem Laden, empfangen mich der Filialleiter oder der Geschäftsführer, und denen präsentiere ich dann meine Ausbeute. Wenn ich viel mitgenommen habe, verdiene ich noch das Geld für meine Miete dazu, indem ich Sicherheitslehrgänge gebe. Dabei verrate ich den Angestellten alle Tricks, mit denen Ladendiebe gewöhnlich arbeiten.
FaktenFiktion: Wie reagieren die Mitarbeiter eines Geschäfts, die Sie übers Ohr hauen?
Hackbarth: Wenn die mich erwischen - das passiert in etwa einem von acht Fällen -, wird es meist peinlich für mich. Die anderen Kunden starren einen an, und oft schlägt auch ganz schnell die blanke Aggression der Angestellten durch. Wenn die sich aber vom Chef eine Predigt anhören müssen, weil Sie mein Treiben nicht bemerkt haben, schauen sie meistens ziemlich dumm aus der Wäsche.
FaktenFiktion: Und wie verhalten sich Ihre Auftraggeber nach einem erfolgreichen "Teststecken"?
Hackbarth: Komischerweise sind die Geschäftsführer eher zufrieden, wenn ich etwas mitgenommen habe, ohne zu bezahlen. Vielleicht, weil sich der Einsatz dann gelohnt hat...
FaktenFiktion: Ihr Photo müßte doch inzwischen landesweit in allen Umkleideräumen der Supermärkte und Kaufhäusern hängen?
Hackbarth (lacht): So schlimm ist es ja doch noch nicht! Ich habe erst an die 800 Läden getestet und bin nur ganz selten als "Wiederholungstäter" aufgetreten. Sie müssen bedenken, daß ich ständig an neuen Orten operiere.
FaktenFiktion: Und wieviel "verdienen" Sie so im Monatsdurchschnitt?
Hackbarth: Ehrlich, das habe ich noch nie zusammengerechnet. Aber mein Lebensstandard ist jetzt garantiert höher als in meiner Zeit als Kaufhausdetektiv und Schnüffler.
FaktenFiktion: Finden Sie das Ihren Job nicht etwas anrüchig?
Hackbarth: Mag sein - aber nicht so anrüchig, wie gegen Bezahlung in Ehekrisen herumzustochern oder "diskrete Nachforschungen" im Rotlichtmilieu anzustellen.
FaktenFiktion: Können Sie uns noch eine besonders interessante oder witzige Anekdote aus Ihrer beruflichen Laufbahn erzählen?
Hackbarth: Im Grunde lebe ich ja in einer Anekdote. Aber meine Arbeit wird umso interessanter, je dreister ich werde. Einmal habe ich an einem Mittwoch in Köln ein Paar "Nike Air"-Sportschuhe für meinen Sohn gesteckt, der die Dinger dann zu Hause anprobiert hat. Die waren eine Nummer zu klein für ihn, also bin ich am nächsten Tag in Remagen in so ein Riesen-Schuhcenter gegangen und habe behauptet, daß ich die Schuhe dort gekauft und in meiner Freude über den günstigen Preis die Quittung verbummelt hätte. Nach etwas Zögern tauschte man sie mir in ein Paar der richtigen Größe um.
FaktenFiktion: Zum Abschluß möchten wir noch gern wissen, wie Sie in einem Fragebogen Ihre Berufsbezeichnung angeben würden.
Hackbarth: Ich pflege mich als Einkäufer zu bezeichnen.
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Montag, 16. Februar 2004
Team FaktenFiktion mit zufrieden stellendem Start!
herr denes, 20:51Uhr
Wie krank ist das eigentlich? Ein Sportjournalist, immerhin ein Volontär, schreibt in seinem Weblog über die Ergebnisse seiner virtuellen Mannschaft bei einem Internet-Tippspiel für Radrennen, die selbst sportinteressierte Leser als völlig nebensächlich einschätzen würden. Und deswegen gerade:
Die ersten zwei Etappen bei der "Ruta del Sol"
Nach den ersten zwei Etappen liegt die Auswahl des Weblogs "FaktenFiktion" beim Teamtoto-Spiel zur Andalusien-Rundfahrt auf dem 75. Platz der Gesamtwertung. Rund 220 Teams sind am Start. Nach den zwei Sprint-Ankünften (Sieger: Tom Boonen [Quick Step] und Max van Hesswijk [US Postal]) hat FaktenFiktion 173 Punkte. Damit beträgt der Rückstand zum Führenden zwar bereits 163 Punkte, die Top 50 sind aber als Nahziel vor der Bergetappe am Dienstag erreichbar nahe. Oscar Freire und Tom Boonen haben bislang die meisten Punkte für FaktenFiktion eingefahren, enttäuschend hingegen war die Absage des Spaniers Oscar Laguna [Relax], der auf der ersten Etappe einen Startplatz im Team besetzte.
FaktenFiktion beim kicker-Managerspiel wieder verbessert
Nach zwei schwachen Spieltagen zum Rückrundenstart in der Fußball-Bundesliga konnte ich meinen Top 1000-Platz im Kicker-Managerspiel am 20.Spieltag konsolidieren. 39 Tagespunkte bedeuten momentan den 717. Platz. Es nehmen über 90.000 Spieler teil.
Die ersten zwei Etappen bei der "Ruta del Sol"
Nach den ersten zwei Etappen liegt die Auswahl des Weblogs "FaktenFiktion" beim Teamtoto-Spiel zur Andalusien-Rundfahrt auf dem 75. Platz der Gesamtwertung. Rund 220 Teams sind am Start. Nach den zwei Sprint-Ankünften (Sieger: Tom Boonen [Quick Step] und Max van Hesswijk [US Postal]) hat FaktenFiktion 173 Punkte. Damit beträgt der Rückstand zum Führenden zwar bereits 163 Punkte, die Top 50 sind aber als Nahziel vor der Bergetappe am Dienstag erreichbar nahe. Oscar Freire und Tom Boonen haben bislang die meisten Punkte für FaktenFiktion eingefahren, enttäuschend hingegen war die Absage des Spaniers Oscar Laguna [Relax], der auf der ersten Etappe einen Startplatz im Team besetzte.
FaktenFiktion beim kicker-Managerspiel wieder verbessert
Nach zwei schwachen Spieltagen zum Rückrundenstart in der Fußball-Bundesliga konnte ich meinen Top 1000-Platz im Kicker-Managerspiel am 20.Spieltag konsolidieren. 39 Tagespunkte bedeuten momentan den 717. Platz. Es nehmen über 90.000 Spieler teil.
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Faction: Der Relativierer (2001)
herr denes, 20:28Uhr

Beeindruckend sieht er aus, der Ingenieur in seinem weißen Kittel, wie er ein kleines Teil aus Edelstahl in einer Feinmeßschraube fixiert und dessen Maße in eine technische Konstruktionsskizze einträgt. Er trägt Gummihandschuhe, die aussehen, als hätte er sie gerade einem Verbandskasten entnommen, dabei handelt es sich bei ihnen um eine antistatische Sonderanfertigung. Der Mann mit den grauen Haaren werkelt am Innenleben eines Elektrogeräts; man kann nur ahnen, daß die Platinen und Röhren einmal zu einem Staubsauger gehören werden.
Der Ingenieur heißt Dr. Heinrich Ewald und arbeitet für Deutschlands größten Elektrogerätehersteller, in der Abteilung "Planung und Entwicklung". Küchengeräte, Unterhaltungselektronik, Staubsauger, Kühlschränke, Waschmaschine und was sonst noch einen modernen Haushalt ausmacht, werden in dem roten Backsteinbau in Berlin-Tempelhof konstruiert und zur Herstellung freigegeben. Dr. Ewald ist dabei nur ein Glied in der Kette, sogar ziemlich weit hinten in derselben. Wenn ein neues Gerät von den Elektronikern, Konstrukteuren und Produktdesignern entworfen wurde, landen die dazugehörigen Pläne und Modelle auf dem Tisch von Raum K 023, der sich - die Bezeichnung läßt es schon vermuten - im Untergeschoß des Fabriksgebäudes befindet. Der Raum hat keine Fenster und ist nicht leicht zu finden. Trotzdem gelang es uns, Dr. Ewald dort zu treffen.
FAKTENFIKTION: Warum ist Ihr Büro so versteckt? Haben Sie etwas zu verheimlichen?
Dr. Ewald: In gewisser Hinsicht schon. Die meisten anderen Mitarbeiter unseres Unternehmens sind über meine Tätigkeit nicht im Bilde.
FAKTENFIKTION: Sie sind doch Ingenieur?
Dr. Ewald: Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik, um es genau zu sagen.
FAKTENFIKTION: Das ist noch kein Geheimnis.
Dr. Ewald: Vor einigen Jahren hätte ich auch kein Geheimnis aus meiner Arbeit gemacht. Aber auf Dauer hat mich die Arbeit im zweiten Stock angeödet. Dort sitzen diese jungen Hochschulabsolventen und planen den zwanzigsten, immer energiesparenderen, immer geräumigeren und immer gleichen Kühlschrank. Das ist ein Job für Idealisten und eine Tätigkeit, die bald die Künstliche Intelligenz übernehmen wird.
FAKTENFIKTION: Da sitzen Sie lieber im Keller?
Dr. Ewald: O ja, ich habe hier mein Radio, die kleine Palme und ein Foto meiner Familie. Vor allem habe ich hier aber alle Instrumente, die ich für meine Arbeit brauche und sogar einen eigenen Assistenten. Jerzy, tüchtiger Mann. Ist ein Schweißer aus Polen.
FAKTENFIKTION: Sie sprachen gerade von Ihrer Arbeit; was machen Sie hier eigentlich?
Dr. Ewald: Ich bin Relativierer. In meinem Arbeitsvertrag steht zwar "Mitarbeiter der Abschlußprüfung", aber ich mache doch etwas anderes, als die neuen Geräte abzusegnen oder zu testen. Nein, ich bin Relativierer.
FAKTENFIKTION: Was relativieren Sie?
Dr. Ewald: Sehen Sie, auf diese Frage habe ich gewartet. Das ist nämlich meine Legitimation! Ich relativiere den ganzen Fortschritt, der schneller ist als die Evolution. Sie haben keine Ahnung, was heute technisch bereits alles möglich wäre: Roboterherde, die einen Speiseplan für die ganze Woche aufstellen, frisierende Föne und HiFi-Anlagen, die eigene Musikstücke komponieren. Alles toll, aber wo bleibt da der Mensch?
FAKTENFIKTION: Heißt das, Sie entscheiden, ob ein neues Gerät auf den Markt darf?
Dr. Ewald: So weit bin ich leider noch nicht, die Innovationen regulieren andere. Ich modifiziere mehr die Prototypen.
FAKTENFIKTION: Das klingt ja alles recht abstrakt. Was haben Sie denn beispielsweise an diesem Staubsauger da verändert?
Dr. Ewald: Ich habe das Gebläse relativiert. Die Streber im zweiten Stock haben so ein neumodisches Trenngebläse konstruiert, das dafür sorgt, daß weniger feine Staubpartikel, die man ohnehin nicht sieht, in den Staubsaugerbeutel gelangen. Die verschmutzen dafür den Filter und die Umluft.
FAKTENFIKTION: Hört sich für einen Laien ja erst einmal vernünftig an.
Dr. Ewald: Vernünftig ist das nur, wenn man sehr kurz hinschaut. Aber was ist mit den kleinen Unternehmen, die Staubsaugerbeutel fabrizieren ? Da hängen Arbeitsplätze dran.
FAKTENFIKTION: Sie relativieren also im sozialen Auftrag. Aber welches Interesse hat Ihr Unternehmen daran?
Dr. Ewald: Tja, einige Staubsaugermodelle vorher habe ich den Rahmen für die Beutel etwas modifiziert. Mit einer Magnetscheibe. Und die Ersatztüten kann man nur von unserer Firma kaufen. Aber es gibt auch so eine Art Ehrenkodex unter den Staubsaugerproduzenten, daß man die Beutel nicht überflüssig macht. Keiner will den Tütenherstellern den Garaus machen.
FAKTENFIKTION: Beschäftigen Sie sich ausschließlich mit Staubsaugern?
Dr. Ewald: Nein, die letzten drei Wochen war ich mit der neuen Toaster-Serie unserer Firma beschäftigt. Da war einiges richtigzustellen.
FAKTENFIKTION: Was denn zum Beispiel?
Dr. Ewald: Die waren schon sehr ordentlich, einen Prototyp habe ich mir mit nach Hause genommen, und ich kann Ihnen sagen: sehr guten Toast gegessen! Aber eine Krümelschublade aus verchromtem Edelstahl braucht doch kein normaler Endverbraucher. Die sieht man eh die meiste Zeit nicht, und dann geht sie obendrein nie entzwei.
FAKTENFIKTION: Sie haben neue Krümelfächer installiert?
Dr. Ewald: Aus Plastik, die quietschen auch nicht so beim Herausziehen.
FAKTENFIKTION: Lassen Sie mich raten - damit die Kollegen, die einzelne Ersatzfächer bauen, nicht arbeitslos werden.
Dr. Ewald: Ich sehe, Sie haben mich verstanden. Vor einem Monat habe ich einen neuen Fernseher in der Werkstatt gehabt. Das war ein Musterbeispiel für das Mißverständnis unserer Entwickler. Die hätten vierzig Jahre gehalten. Dabei ist es doch die größte Freude des Menschen, zu planen...
FAKTENFIKTION: ...welchen neuen Fernseher er sich kaufen wird. Und - was haben Sie daran verändert?
Dr. Ewald: Da hat mir Jerzy geholfen. Ich hätte ja nur die Platinen mit schwächeren Widerständen bestückt, aber er hat mich erst auf die Idee gebracht, die Gaskonzentration im Inneren der Röhre zu verändern.
FAKTENFIKTION: Neue Lebenserwartung?
Dr. Ewald (strahlt): Ehrlich?
FAKTENFIKTION: Bitte!
Dr. Ewald: Keine sieben Jahre!
FAKTENFIKTION: Ich habe zu Hause auch ein Gerät von Ihrem Unternehmen, eine Stereoanlage, die habe ich mir vor zwei Jahren endlich geleistet. Können Sie mir etwas darüber sagen?
Dr. Ewald: Wenn es die ER 8047 ist, dann...
FAKTENFIKTION: Ja?
Dr. Ewald: Tja, also Kassetten sollten Sie höchstens noch ein Jahr lang über die Anlage laufen lassen, wenn Ihnen etwas daran liegt. Und dann gebe ich Ihnen einen internen Abholschein, mit dem können Sie sich ein paar neue Boxen holen. Am besten die ERS 47, die habe ich nämlich ausgemustert! Ich habe die Dinger nur "die Lebenslänglichen" genannt. Schreckliche Innovation.
FAKTENFIKTION: Was ist Ihre Meinung zum EXPO-Skandal mit Burma? (Wir berichteten über die ewig brennende Glühbirne, die dann doch nicht ausgestellt wurde, weil ein großes deutsches Unternehmen dem Land eine Bestechungssumme zahlte; Anm. der Red.)
Dr. Ewald: Da sieht man, was passiert, wenn es keinen zwischengeschalteten Relativierer gibt!
FAKTENFIKTION: Gestatten Sie mir noch eine Frage: Haben Sie viele Freunde?
Dr. Ewald: Relativ wenige.
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